Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel
Autoren: Mary Stanton
Vom Netzwerk:
Schadenfreude.
    Und natürlich an das sprunghafte Verhalten Tullys.
    Plötzlich erfüllte ein seltsames Surren das Zimmer, wie von einem sich drehenden Kreisel. Die Luft erhitzte sich. Die Tür flog auf, und Miles und Bellum kamen herein. Ihre Augen leuchteten feurig rot.
    Bree fuhr herum.
    Das Surren erklang genau hinter ihr. Es kam vom Sideboard. Die Tür sprang auf, der gesamte Schrank fing an zu vibrieren.
    Das Cloisonnégefäß.
    Miles stieß Bree beiseite und nahm das Gefäß in die Schnauze.
    Die Luft kühlte sich ab.
    Das Surren erstarb.
    Miles ließ das Gefäß vor Bree zu Boden fallen.
    Durch die Hitze war das Wachs, mit dem das Gefäß versiegelt war, weich geworden. Bree pulte es vorsichtig ab und schüttete den Inhalt des Gefäßes auf den Fußboden.
    Allerlei Krimskrams kam zum Vorschein, darunter auch ein zusammengerolltes Stück Angelschnur.

    »Eine Angelschnur.« Bree stellte das Gefäß auf die Truhe, die im Büro in der Angelus Street als Kaffeetisch diente. Sie hatte den gesamten Inhalt ins Gefäß zurückgetan und es wieder versiegelt.
    »Ihrem Gesichtsausdruck können wir entnehmen, dass Sie dies für eine Spur halten«, sagte Ron.
    »Dessen bin ich sicher, ja.«
    »Wenn es so ist, haben Sie vielleicht die Beweiskette durchbrrochen«, meinte Petru.
    »Das will ich nicht hoffen.« Bree biss sich auf die Unterlippe und hielt ihr neues Handy hoch. »Das Ding hier hat alle möglichen Extrafunktionen. Unter anderem kann man auch Videoaufnahmen damit machen. Deshalb habe ich Mrs. Billingsley zu mir gebeten. Nachdem ich das Gefäß wieder versiegelt hatte, hat sie aufgenommen, wie ich es öffne.« Sie ließ das Handy sinken. »Immerhin besser als gar nichts.«
    »Ganz recht«, sagte Ron. »Aber was hat denn das mit dem Fall zu tun?«
    »Sie haben doch sicher schon darüber nachgedacht, wie der Mord ausgeführt wurde, nicht wahr? Es gibt nur eine Hypothese, die irgendeine Art von Sinn ergibt. Mehrere Stunden vor dem tödlichen Flintenschuss schoss der Mörder O’Rourke in den Nacken. Dieser Schuss hätte ihn töten können, tat es aber nicht, sondern lähmte ihn nur. Wir wissen nicht, ob das Verbrechen tatsächlich so geplant war oder ob der Mörder lediglich die Gelegenheit nutzte, weil er zu dem Schluss kam, dass ihm ein später eintretender Tod ein Alibi verschaffen würde.« Bree dachte einen Moment nach, um ihre Gedanken zu ordnen. »Der Mörder baute die Flinte auf und befestigte die Angelschnur am Abzug. Als einige Stunden später mehrere Leute ins Zimmer stürmten, ging die Flinte los. Alle sind schockiert und völlig durcheinander. Das macht sich der Mörder zunutze, um die Angelschnur aufzurollen und in das Gefäß auf O’Rourkes Schreibtisch zu stecken, denn natürlich wusste er, dass die Polizei jeden der Anwesenden durchsuchen würde.«
    Alle richteten den Blick auf das emaillierte Gefäß, das saphirblau, rubinrot und smaragdgrün bemalt war.
    »Aber wie wollen Sie herausfinden, wer die Angelschnurr aufgerollt und versteckt hat? Wie sollen wir beweisen, wer die Schnur gekauft und das Gewehr aufgebaut hat?«, fragte Ron.
    »Es war eine Flinte, kein Gewehr«, stellte Petru richtig.
    Rons Miene verfinsterte sich. »Was auch immer. Sie wissen ja wohl, was ich sagen will. Wie sollen wir das beweisen? Vor einem irdischen Gericht, meine ich.«
    »Das ist natürlich nicht möglich. Nicht bei dieser Beweislage. Selbst wenn wir das Fragment der 22er-Kugel in der Tasche des Mörders fänden, wäre es schwierig zu beweisen.« Bree sah ihre Mitarbeiter nacheinander an. »Haben Sie sich schon mal gefragt, warum es uns gibt? Als Compagnie, meine ich. Manchmal glaube ich, es liegt daran, dass wir die Möglichkeit haben, für Gerechtigkeit zu sorgen, wenn es anderweitig nicht möglich ist.«
    »Das mit dem Kugelfragment begreife ich nicht ganz «, sagte Ron.
    »Er hat es aus dem Nacken des armen Mannes herausgeholt«, erklärte Lavinia. »Um die Mordzeit zu vertuschen.«
    »Trotzdem sehe ich nicht, wie uns das vorranbringen sollte«, warf Petru ein.
    »Das liegt daran, dass wir noch nicht alle Fakten zusammen haben«, stellte Bree voller Entschiedenheit fest. »Wir haben die Angelschnur. Richtig?«
    »Die Ihre Hypothese zu bestätigen scheint«, sagte Petru.
    »Genau. Und dann ist da die Liste von Verdächtigen, die ich inzwischen alle befragt habe. Noch sieht es so aus, als hätte es keiner von ihnen getan.« Sie klopfte auf den Deckel des Cloisonnégefäßes, in dem sich die Angelschnur befand.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher