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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel
Autoren: Mary Stanton
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bemerkte.
    »Und das Letzte, was wir wollten, war Russells Tod, der war für uns katastrophal. Finanziell, meine ich. Es gibt immer weniger große Rollen. Das Theater ist in einer furchtbaren Verfassung. Das mit den Players war das erste Angebot seit Langem, das ein echtes Forum für Ciarans Talente dargestellt hätte.« Sie nahm das Tee-Ei aus der Kanne und schenkte sich mit der Eleganz einer Königin eine Tasse Tee ein. »Ich habe schon von einigen Investoren der Players gehört, dass Sie sich mit Russells Selbstmord befassen.« Nachdem sie eine dünne Zitronenscheibe in die Tasse gegeben hatte, trank sie einen kleinen Schluck. »Und auch mit dem Mord an diesem bedauernswerten Mann von der New Yorker Polizei.« Unverwandt sah sie Bree an. »Stimmt das?«
    »In gewisser Weise«, erwiderte Bree ausweichend. »Ich habe natürlich keinen offiziellen Status.«
    »Natürlich. Dann teile ich Ihnen eben inoffiziell mit, dass wir mit beiden Fällen nichts zu tun haben.«
    »Verstehe«, erwiderte Bree, um dann hinzuzufügen: »Kannte jemand von Ihnen den Polizisten, der mit dem New Yorker Fall betraut war?«
    »Eddie Chin?«, sagte Barrie. Sie machte eine plötzliche Bewegung, und im nächsten Moment – Bree fand nie heraus, wie sie es bewerkstelligte – schien der arme Eddie dazusitzen, mit all seiner Zappeligkeit und seinen abgekauten Fingernägeln. Barrie quittierte Brees überraschten Gesichtsausdruck mit einem schwachen, erfreuten Lächeln. »Schauspieler sammeln menschliche Eigenheiten.«
    »Haben Sie von ihm gehört, seit Sie in Savannah sind?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Barrie zögernd.
    »Hat er Ihnen vielleicht eine Nachricht auf dem Handy hinterlassen?«
    »Wir haben gar kein Handy«, antwortete Ciaran. »Kann diese Dinger nicht ausstehen.«
    Barrie blickte wehmütig drein. Bree war sich ziemlich sicher, dass Ciaran sein Vorurteil überwinden würde, sobald die Einkünfte von den Players eintrudelten. »Wir haben natürlich einen telefonischen Auftragsdienst«, sagte Barrie. »Bei denen können wir uns ja erkundigen, ob Sergeant Chin eine Nachricht für uns hinterlassen hat.«
    »Geben Sie mir doch die Nummer, dann erledige ich das für Sie«, sagte Bree.
    »Hier ist meine Karte.« Ciaran zog seine Visitenkarte aus der Westentasche. Sie bestand aus dickem Karton, auf den in erhabenen Buchstaben die Namen des Ehepaars sowie eine Telefonnummer geprägt waren.
    Barrie sah auf ihre Armbanduhr. »Die Probe für den zweiten Akt, Darling. Tony wird fuchsteufelswild, wenn wir zu spät kommen.«
    »Ich danke Ihnen vielmals«, sagte Bree. »Geben Sie mir bitte Bescheid, wenn ich irgendetwas für Sie tun kann. Hier ist meine Karte, Sir.«
    Sir Ciaran sah sie erneut unverwandt an. (»Also wirklich, Tonia«, sagte Bree später zu ihrer Schwester, »das Gesicht dieses Mannes ist so eindrucksvoll, dass es verboten werden müsste.«) »Danke, aber ich habe bereits eine, meine Liebe.«
    »Wir müssen gehen, Darling«, sagte Barrie.
    Wie aufs Stichwort schlug die kleine Uhr auf dem Sideboard zwölf. Die Fordhams rauschten zur Tür hinaus, die sie einen Spalt offen stehen ließen.
    Bree blieb am Konferenztisch sitzen. Na wunderbar. Offenbar hatte niemand Eddie Chin getötet. Oder Russell O’Rourke. Alle waren die reinsten Unschuldslämmer.
    Bree ging zum Schreibtisch und sagte ins Leere hinein: »Mr. O’Rourke?«
    Nichts.
    Sie strich mit der Hand über die Tischplatte.
    »Mr. O’Rourke? Ich könnte ein bisschen Hilfe gebrauchen.«
    Immer noch nichts.
    Bree wurde immer gereizter. Bei ihren beiden vorhergehenden Fällen hatten ihre Klienten es immerhin geschafft, sie von jenseits des Grabes auf konkrete Spuren aufmerksam zu machen. Und genau das benötigte sie auch jetzt.
    »Beazley? Caldecott? Ich habe das Recht auf eine Unterredung mit meinem Klienten.«
    Nach wie vor nichts.
    Frustriert trat Bree hinter den Schreibtisch, weil sie die vage Vorstellung hatte, dass es vielleicht klappen würde, wenn sie eine andere Position einnahm. Im Augenblick sah es so aus, als habe tatsächlich niemand die Morde begangen, und der Gedanke, dass sie jeden der Verdächtigen noch einmal befragen musste, machte sie wütend. Bestimmt hatte sie etwas übersehen. Irgendeinen Hinweis, irgendeine Lüge, die ihr jemand aufgetischt hatte. Sie dachte an den verblüfften Gesichtsausdruck Cullen Jamesons; an van Houghtons spöttische Miene; an das verwirrte Gesicht des armen Fig; an Barries gekünstelte Unschuldsmiene; an Harriets boshafte
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