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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel
Autoren: Mary Stanton
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Vertreterin des Klägers möge den Fall vortragen.«
    Bree trat vor und begann mit ihren Ausführungen, in denen sie für den Tod von Ciaran Fordham plädierte.

    »Von wegen Vertriebener«, zischte Caldecott, nachdem das Urteil ergangen war. »Was für ein Unsinn, Asyl zu gewähren!« Die vier schritten die lange Treppe hoch. »Unserem Antrag auf Abweisung der Klage hätte stattgegeben werden müssen. Dieser Fall fällt nicht in unseren Zuständigkeitsbereich.«
    »Caldecott hasst es zu verlieren«, erklärte Beazley und lächelte Bree an – auf nicht sonderlich angenehme Weise. »Andererseits muss sie die Asylverfügung demjenigen aushändigen, der die Seele ihres Klienten in Besitz hat, Caldecott. Dabei wünsche ich Ihnen viel Vergnügen, Miss Beaufort.«
    Sie traten durch die Tür in den Gang hinaus. Bree und Ciaran wandten sich nach rechts, Beazley und Caldecott nach links. Als Bree einen Blick über die Schulter warf, waren die beiden Rechtsanwälte bereits verschwunden.
    »Darf ich jetzt nach Hause gehen?«, fragte Ciaran. In der einen Hand hielt er die Kanope, in der anderen die Asylverfügung.
    »Das hoffe ich.« Bree führte ihn in den Fahrstuhl. »Auch wenn es noch ein bisschen dauern wird.«
    Ron wartete in der Eingangshalle auf sie. Es war schon sehr spät am Abend. Petru hatte das ganze Wochenende gebraucht, um die Präzedenzfälle ausfindig zu machen, die ihnen das Argument an die Hand gaben, dass Ciarans Seele gestohlen und er am Sterben im eigentlichen Sinne gehindert worden war. Der Wachmann tippte sich zur Begrüßung an die Mütze, während er die Eingangstür aufschloss und Bree und Ciaran hinausließ.
    »Soll ich Ihnen nicht lieber ein Taxi bestellen, Madam? Ist schon ein bisschen spät, um jetzt noch unterwegs zu sein, auch wenn Sie zu zweit sind.«
    Bree strich Sascha über die Ohren und lächelte Ron an. »Wir kommen schon zurecht. Danke.«
    Der Wachmann im Bürogebäude der Bay Street war neu und bei Weitem nicht so aufmerksam wie sein Kollege neulich. Er schloss die Tür auf, gähnte gelangweilt und winkte Bree und Ciaran mit einer gleichgültigen Handbewegung in Richtung Fahrstuhl.
    Sascha und Ron fuhren mit ihnen nach oben.
    Schweigend legten sie den Weg zum fünften Stock zurück. Als sich die Fahrstuhltür öffnete, dachte Bree gerade daran zurück, wie souverän sie eine von Caldecotts abfälligen Bemerkungen gekontert hatte, so dass sie völlig überrumpelt war, als sich plötzlich eine kreischende Gestalt auf sie stürzte.
    »Sie!«, schrie Barrie Fordham und zerkratzte Bree mit den Fingernägeln das Gesicht. »Lassen Sie meinen Mann in Ruhe!«
    »Barrie«, sagte Ciaran. Er warf ihr im Vorübergehen einen Blick zu und schritt den Gang hinunter. Barrie rannte ihm hinterher. Bree ließ ihre Aktentasche fallen und betastete ihre blutigen Wangen.
    »Ciaran! Ciaran! Wo willst du denn hin?« Barrie umklammerte seine Taille. Er ging weiter. Barrie fiel auf die Knie und rappelte sich wieder hoch.
    »Oje«, sagte Ron. »Wir müssen sie aufhalten. Er muss es schaffen, durch die Tür zu gehen.«
    Bree rannte den Gang entlang. Ciaran blieb vor Nr. 616 stehen und griff nach dem Türknauf. Barrie zerrte an seiner Jacke und versuchte, ihn zurückzuziehen. Sie war zwar klein und fragil, doch ihre Panik verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Ciaran schwankte zurück. Bree packte Barrie am Handgelenk und riss sie von ihrem Mann weg. Barrie drehte sich um und schlug mit den Fäusten auf Brees Gesicht ein. »Lassen Sie mich los! Lassen Sie mich los!«
    Ciaran öffnete die Tür und trat in die kalte Finsternis, die auch Bree dort einmal empfangen hatte. Dann schloss er die Tür hinter sich. Barrie stieß einen langen, gequälten, verzweifelten Schrei aus.
    Hinter der Tür loderte ein grelles weißes Licht auf.
    Danach blieb alles still.

    Aus dem Savannah Daily vom Dienstag
    BERÜHMTER SCHAUSPIELER GESTORBEN

Wie der renommierte Theaterregisseur Anthony Haddad verlauten ließ, erlag der berühmte Shakespeare-Darsteller Sir Ciaran Fordham vor Kurzem einem Herzinfarkt. Der Leichnam wurde in Übereinstimmung mit den Wünschen des Schauspielers eingeäschert. Barrie Lady Fordham hat sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

    Bree faltete die Zeitung sorgfältig zusammen und legte sie auf den Kaminsims, direkt unter den großen Spiegel, den Onkel Franklin ihr hinterlassen hatte. Sie neigte den Kopf ein Stück nach hinten. Das fleckige Glas gab das ganze Wohnzimmer hinter ihr wieder: das abgenutzte, bequeme
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