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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt
Autoren: Aufbau
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warf sich seinen vollbepackten Rucksack über die Schulter, ging vor zum Busfahrer und bat, ihn am Kiesweg hinter der großen Eiche abzusetzen. Der Fahrer nickte. So war es hier schon immer gewesen, der Bus hielt auch ohne Haltestelle.
    Er nickte dem Fahrer zu, stieg aus und sah dem Bus hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war. Dann warf er sich den Rucksack über, lief den Kiesweg hinunter und setzte seinen Weg in den Wald fort, der sich wie eine dunkelgrüne Welle an den Horizont schmiegte.
    Er hatte vom Himmel und den Hügeln geträumt, aber am meisten vom Wald. Dort, wo er herkam, hatten sich seine Sinne geschärft. Er hörte jedes noch so kleine Geräusch, und alle Düfte bombardierten seinen Geruchssinn. Im Graben neben dem Weg war Leben, die letzten Wespen des Spätsommers und Sommervögel mit müden Flügeln. Die Felder hatten sich von der Ernte erholt und waren wieder grün, der Boden war feucht nach einem Sommer, der typisch dänisch gewesen war, regnerisch und darum auch irgendwie nicht besonders befriedigend. Auf diese Weise, fand er, hielt der dänische Sommer immer ein Versprechen zurück, mit dem er dann zu einer späteren Gelegenheit wieder etwas gutmachen konnte. Wie jetzt zum Beispiel.
    Er freute sich darüber, dass die Götter heute aus dem Vollen schöpften und die Landschaft vor ihm von der Sonne flimmerte und die Blätter in der leichten Brise raschelten. Morgen wäre ihm das alles nicht so wichtig. Der Herbst würde bald kommen, mit kürzeren Tagen und mehr Regen und dunklen Wolken.Einige Blätter verloren schon die Farben und bekamen braune Schatten. Das war in Ordnung. Aber heute war sein Tag.
    Nach fünf Kilometern hatte er die Lichtung erreicht. Hinter einer Anhöhe verbarg sich ein kleiner Waldsee, an dem jahrelang eine Fuchsfamilie ihren Bau gehabt hatte. Sein Wasser sah nach wie vor ziemlich klar aus, der See wurde von einem kleinen Bach gespeist, der durch den Wald lief und in weiter Ferne in den großen See, ins Meer mündete. Man konnte das Wasser natürlich nicht trinken, aber er könnte sich zum Internat hochschleichen und den Wasserhahn anzapfen, der draußen am Gebäude angebracht war. Das bereitete ihm keine Sorgen. Und in dem Bach konnte er zumindest sich und seine Kleidung waschen.
    Er nahm den Rucksack ab, setzte sich auf einen Baumstumpf und sehnte sich in diesem Moment nach einer Zigarette. Aber stattdessen holte er eine Packung Salzlakritze aus einer Seitentasche des Rucksacks. Eine Weile saß er so und kaute, dann griff er nach seiner Wasserflasche und gönnte sich einen Schluck. Er würde sie später auffüllen gehen.
    Dann packte er sein Zelt aus und begann es aufzubauen. Er rollte seine selfinflating Isomatte aus, legte den Schlafsack darüber und rüstete seine Schlafstätte sowohl mit einem wasserabweisenden Überzug als auch mit einem seidenen Innenschlafsack aus, den er selbst genäht hatte. Je mehr Schichten, desto besser.
    Nach ein paar Minuten Bedenkzeit aber schleppte er die Isomatte samt Schlafsäcken nach draußen in den Schutz der Bäume. Er sah sich um. Kein Mensch war weit und breit zu sehen oder zu hören. Nur die Vögel gaben Laute von sich, und ab und zu brach ein Ast unter dem Gewicht eines Waldtieres.
    Er legte sich auf den Schlafsack und ignorierte die Insekten und die Stiche, die ihm am nächsten Tag blühen würden. Die Ereignisse der letzten Tage verschmolzen langsam zu einem Theaterstück, das auf einer weit entfernten Bühne zur Aufführung kam, die ihn aber nichts mehr anging. Es war erst früham Nachmittag. Trotzdem fiel er sofort in einen tiefen Schlaf, mit dem Abbild des Himmels und der Bäume auf seiner Netzhaut, die über ihm zu einer Decke strebten, die es nicht gab.

KAPITEL 3
    Francesca Olsen sank aufs Sofa und ließ ihren Blick durchs Wohnzimmer gleiten. Hier sah fast nichts mehr so aus wie zuvor.
    Sie erinnerte sich an den Moment, als sie den Schlüssel ins Schloss gesteckt und ihr Haus nach der Rückkehr aus Kopenhagen betreten hatte. Verspätet und außer Atem, weil sie vergessen hatte, die Verspätung einzukalkulieren, zu der es aufgrund der gängigen Gleisarbeiten auf der Strecke gekommen war, dieses Mal auf Fünen. Sie war in ein Taxi gesprungen, wohl wissend, dass sie dennoch zwanzig Minuten zu spät zum Interview kommen würde. Es war nicht ihre Art, zu spät zu kommen. Sie war sonst immer pünktlich.
    Außerdem war sie sehr gut organisiert und in der Lage, sich sehr schnell einen Überblick zu verschaffen. Aber gerade jetzt
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