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Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht

Titel: Quercher 01 - Quercher und die Thomasnacht
Autoren: Martin Calsow
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Schützenstüberl. Mit wenigen Schritten hatte sie das Haus von Ankes Nachbarn erreicht. Sie öffnete mit dem Schlüssel, den sie Anke entwendet hatte, die Tür und wuchtete mit letzter Kraft die Leiche ihres Großvaters in den Kofferraum des Wagens.
    Erst am General Aviation Terminal des Flughafens, wo ein Businessjet aus New York wartete, griff sie zu einem Telefon, das ihr der Mann von der Firmensicherheit reichte. Es war sieben Uhr, als sie Ferdinand Pollinger darüber in Kenntnis setzte, dass sein Mitarbeiter Maximilian Quercher oberhalb von Siebenhütten im Keller einer verschütteten Almhütte auf ihn wartete. Er solle einen Arzt mitbringen. Quercher habe sich das Bein gebrochen. Noch ehe man den Anruf zurückverfolgen konnte, war der Jet in der Luft. Mehr konnte sie für Quercher nicht tun. Sie hatte schon zu viel getan, fand sie. Kurze Zeit später flog der Pilot eine Schleife und zog im Steilflug über die Alpen Richtung Süden. Vielleicht war es ihre Müdigkeit. Aber sie glaubte, im ersten Morgenlicht den See und die gelb erleuchteten Orte ringsherum zu erkennen. Dann schlief sie ein.

Kapitel 42
    Bad Wiessee, Donnerstag, 21.   12., 01.57   Uhr
    Die Wiesbadener hatten das Heft schnell in die Hand nehmen wollen. Riegers Tod hatte das Innenministerium in Berlin aufgeschreckt. Zu Recht. Der Kanzleramtsminister, unter anderem zuständig für die Koordination der Geheimdienste sowie der Ämter, wollte eine bayerische Vertuschung vermeiden. Noch in der Nacht, von seinem Bett aus, wies er den Innenminister an, ein Team des Bundeskriminalamtes zu aktivieren. Dort war Quercher kein unbeschriebenes Blatt. Die Vertreter des BKA wussten von den Eigenmächtigkeiten des Kollegen seit dem spektakulären Junktim-Fall. Auf dem Flug nach München mit der letzten Maschine äußerte der Teamleiter den Verdacht, Quercher und Pollinger hätten auf eigene Faust recherchiert und dabei sei der unkontrollierbare Quercher aus dem Ruder gelaufen. Alle sollten sich auf Querchers Taten konzentrieren. Die türkischstämmige Kollegin Nishali sei nicht vernehmungsfähig, liege im Koma. Die Amerikanerin sei ebenfalls verschwunden.
    Straßberger hatte die alte Wandelhalle des Kurorts, ein Monstrum der Nachkriegszeit, für die Sonderkommission herrichten lassen. Überall wurden Computer und Telefone aufgebaut. Hektische Betriebsamkeit herrschte. Dazwischen saß Pollinger auf einer Bierbank und aß eine Bockwurst.
    Der junge Mann vom BKA saß in einem alten Drehstuhl und fuchtelte mit einem Kugelschreiber vor Pollingers Gesicht herum. »Die Fakten: Quercher ist verschwunden, die Kürten auch. Und überall sind Leichen. Auch wenn sein Vorgesetzter Pollinger auf Fairness insistiert …«
    »Sind Sie so nett, mich als anwesend wahrzunehmen und nicht in der dritten Person von mir zu reden? Danke. Oder sehen Sie mich nicht?« Pollinger biss in seine Wurst. Wasser und Fett spritzten heraus.
    »Vorerst sehe ich nur eins, Dr.   Pollinger: eine riesige Blutspur, verursacht von Ihrem Mitarbeiter. Kaum hat Maximilian Quercher das Tal betreten, sterben ein Schreiner und ein reicher Rentner mit BND-Vergangenheit. Zudem haben Bergungsmannschaften in Siebenhütten einen toten Elektriker gefunden. Und die Frau des Elektrikers sowie eine schwerreiche Amerikanerin mit deutschen Wurzeln werden vermisst.«
    Pollinger blieb gelassen. »Sie haben keine echten Beweise, dass Quercher die Toten auf dem Gewissen hat. Mein Mitarbeiter hat ausführlich zu jeder Zeit Bericht erstattet. Noch gestern Mittag bat er mich um Rat. Er hatte einen Termin mit Dr.   Rieger. Die beiden wollten Langlaufen gehen. Und Herr Schlickenrieder zählt, äh, zählte nach unseren Ermittlungsergebnissen zu den Hauptverdächtigen in einem Immobilienskandal.«
    Der junge Kollege aus Wiesbaden wollte von Pollingers Erklärungen nichts wissen. »Wir haben mehrere deutliche Zeugenaussagen von Bürgern, die von Erpressungsversuchen und Bedrohungen durch Max Quercher berichten.«
    Er deutete auf zwei Männer, die auf einer Bierbank am Ende des Raums saßen. Es waren Stangassinger und Brunner. Sie saßen dort bleich und still. Auch die Tassen mit heißem Kaffee, die Straßberger den beiden reichte, munterten das Duo nicht auf.
    »Zur Leiche am See: Anwohner bestätigen, dass sich ein Mann, auf den die Beschreibung Querchers passt, vom Tatort entfernte, gebückt und schnell, um nicht erkannt zu werden. Die nächsten Toten Ihres Mitarbeiters …«
    Pollinger hob die Hand.
    Aber der BKA-Beamte
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