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0697 - Der Elefanten-Dämon

0697 - Der Elefanten-Dämon

Titel: 0697 - Der Elefanten-Dämon
Autoren: Roger Clement
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Damals, Angkor, Kambodscha
    Die Jagdgesellschaft verließ die Königsstadt Angkor im Morgengrauen.
    Die Eskorte des Herrschers bot ein farbenprächtiges Bild.
    Voran schritten die Soldaten. Ihre vergoldeten Helme glitzerten in der heißen südostasiatischen Sonne. Die Männer waren mit Lanzen und Schilden bewaffnet. Sie trugen Kramas, die traditionellen karierten Hüfttücher der Khmer.
    Hinter ihnen marschierte eine Elitetruppe von weiblichen Palastwachen. Auch sie trugen Speere, außerdem silbrig glänzende Breitschwerter. Halb nackt waren sie, trugen keine züchtigen Sarongs wie die anderen Frauen, sondern nur knappe Hüfttücher. Die Oberkörper waren unbedeckt.
    Unter unzähligen roten Sonnenschirmen wurden die Konkubinen und Frauen des Königs in Sänften durch den Dschungel getragen.
    Und dann kam der Herrscher selbst.
    Chapei I. thronte in einem gepolsterten Ruhesitz, der auf den Rücken eines riesigen weißen Elefanten geschnallt war. Die Stoßzähne des Tieres steckten in goldenen Futteralen.
    Der König trug die reich verzierte Khmer-Krone auf seinem stolzen Haupt. Außer ihm selbst befanden sich noch der Treiber sowie sein Leibsklave auf dem Elefantenrücken. Der Unfreie hielt einen Köcher mit Pfeilen sowie einen prächtig geschwungenen Bogen bereit.
    Denn Chapei I. begab sich an diesem Morgen auf Elefantenjagd!
    Hinter dem Beherrscher von Angkor und dem mächtigen Land der Khmer folgten noch ein Dutzend weiterer Dickhäuter. Auf ihnen ritten die beiden Prinzen, außerdem wichtige Minister und Hofschranzen.
    Der König liebte diese Jagdgesellschaften. Oft genug war die Beute eher spärlich. Doch Chapei I. zeigte sich gerne auf diese Weise seinem Volk. Die Khmer sollten stets aufs Neue sehen, wie reich und kunstsinnig ihr Herrscher war. Das festigte seine Macht.
    Aber an diesem Morgen lastete eine gedrückte Stimmung auf dem Hofstaat.
    Die Soldaten, die Palastgardistinnen, die Konkubinen und Ehefrauen, die Minister und sogar die Elefantentreiber - alle zitterten in ängstlicher Erwartung des Unheils.
    Ihre Lippen formten stumme Anrufungen des Todesgottes Yama. Die Gläubigen beteten noch nicht einmal darum, am Leben zu bleiben. Sie wünschten sich nur, nach ihrem unausweichlichen Tod nicht in die Dämonenwelten gezogen zu werden…
    Nur Chapei I. schien von dieser düsteren Atmosphäre nichts zu bemerken.
    Hin und wieder rief er ein Scherzwort zu seinen Söhnen Preah und Rana hinüber. Ihre Elefanten wurden direkt hinter dem Tier des Herrschers durch den Urwald geführt.
    Aber die Prinzen waren so einsilbig wie der ganze übrige Hofstaat. Auch sie fürchteten sich vor dem Jagdausflug, wenngleich sie es nie zugegeben hätten.
    Schon gar nicht voreinander. Es war ein offenes Geheimnis in Angkor, dass sich die beiden Thronfolger gegenseitig nicht ausstehen konnten.
    Chapei I. hatte befohlen, unmittelbar nach Süden zu reiten. Das beunruhigte seine Gefolgschaft noch mehr Süden war in der Vorstellung der Khmer die Richtung, in der die Unterwelt lag.
    Immer dichter wurde der Urwald. Die üppig wuchernden Blätter und Zweige ragten bis auf den Elefantenpfacl, der an dieser Stelle sehr uneben war. Obwohl man sich noch keine halbe Tagesreise von der Hauptstadt entfernt hatte, wähnten sich die Teilnehmer der Jagdgesellschaft in einer anderen Welt.
    Plötzlich flatterte ein schwarzer Vogel auf.
    Eine der Hofschranzen kreischte weibisch.
    »Das ist Yamas Totenvogel! Wir sind verloren!«
    Das dröhnende Gelächter des Königs übertönte das Gejammer des, Bonzen.
    »Was für ein Unsinn, Sivout! Das war kein Todesbringer, sondern ein ganz gewöhnlicher..«
    Chapei I. konnte den Satz nicht beenden. Denn in diesem Moment brach eine fürchterliche Bestie über die Jagdgesellschaft herein!
    »Srang!!!«, brüllte ein Soldat in Todesangst.
    ***
    Srang war ein Monster aus glühendem Plasma und böser Energie.
    Der Elefanten-Dämon hatte immer noch die Form eines Dickhäuters. Aber er unterschied sich grundlegend von den friedlichen Reittieren, die jetzt bei seinem Anblick ebenso die Nerven verloren wie die Menschen.
    Die Reit-Elefanten trompeteten in Todesangst.
    Das war auch kein Wunder. Denn Srang griff die Jagdgesellschaft nun frontal an. Er war eine Bestie der Unterwelt, die aus purer Freude am Töten Menschen und Tiere niedermetzelte.
    Srang ragte wie ein Berg aus höllischer Kraft auf. Der Dämon war mindest doppelt so groß und breit wie der weiße Elefant, auf dem Chapei I. thronte.
    Die Stoßzähne der
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