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Quelle des Unheils

Quelle des Unheils

Titel: Quelle des Unheils
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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beinahe so durchsichtig waren wie die einer normalen Brille. Und Cam sah die Augen der Kellnerin. Sie waren grau, ein stürmisches und feuriges Grau, schwarz umrandet. Cam schnappte nach Luft. Meine Güte! Ihre Augen. Sie hat dieselben Augen wie wir! Ist sie ...
    »Nein, nein, nein!« Die Kellnerin trat einen Schritt zurück. »Lass das. Versuch das gar nicht erst! Herrin im Himmel, ich bin hier die Stärkere.«
    »Woher wissen Sie, was meine Schwester gedacht hat?«, staunte Alex.
    »Ihre Augen«, sagte Cam jetzt laut. »Ich kenne sonst nur einen einzigen Menschen mit solchen Augen. Wenn ich mal von Alex absehe natürlich.«
    »Die Polizistin! Ileana!« Endlich war Alex eingefallen, wem diese Stimme gehörte.
    »Nenn mich Göttin«, verlangte die Kellnerin. Sie waren ihr schon einmal begegnet, Alex erinnerte sich genau. Damals hatte sie eine Polizeiuniform getragen. Sie war die Partnerin des knochigen Mannes - des alten Mannes, den Alex Doc nannte und den Cam als das Monster von der Tribüne bezeichnete. Auch er hatte damals, als sie ihm zum ersten Mal gemeinsam begegnet waren, eine Uniform getragen. Sein Abzeichen hatte ihn als Polizeibeamter Karsh ausgewiesen. Wie auch immer er in Wirklichkeit hieß, er war ihnen während ihrer gesamten seltsamen, voneinander getrennten Kindheit im Traum erschienen. Und es war nur einen Monat her, dass er und seine schöne junge Kollegin sie vor diesem klotzigen, bärtigen, fiesen Typ mit den Nagelstiefeln gerettet hatten. »Hier rüber«, sagte Ileana nun und scheuchte die Zwillinge energisch zu dem einsam unter der Klimaanlage stehenden Tisch. »Wir müssen einen Moment lang ungestört bleiben.«
    »Haben Sie irgendeinen Geheimauftrag?«, fragte Cam. »Geheim daran ist nur, wer mir für meine Mühe danken wird«, erwiderte Ileana mürrisch. »Los jetzt. Bewegt euch.«
    »Nein.« Unerwartet sträubte sich Cam. »Da drüben ist es zu laut und zu kalt und außerdem erwarten unsere Freunde uns an dem Tisch vorne beim Fenster.«
    »Sie werden sich verspäten«, sagte die Kellnerin und als Cam sie forschend ansah, fügte sie noch hinzu: »Die Straßenverhältnisse hier in der Gegend sind fürchterlich. Ein Loch am anderen. Sie haben bestimmt eine Reifenpanne oder so was.« Cam schnappte sich Alex' Arm, drehte auf dem Absatz um und marschierte auf den Six-Pack-Stammplatz zu. Trotzig blickte sie sich zu Ileana um.
    »Ich hatte schon Recht, als ich Karsh sagte, ihr wärt schwierig«, sagte Ileana und folgte ihnen.
    »Ich bin nicht schwierig«, brummte Cam.
    »Hinsetzen!«, befahl Ileana.
    Gehorsam ließen sich Cam und Alex auf der Bank nieder. Sie saßen mit Blick auf das Fenster der Pizzeria. Helles Tageslicht flutete herein. Cams empfindliche Augen schmerzten heftig nach ihrem Versuch, Ileanas Brille zu »durchschauen«. Alex warf einen Blick auf Ileana, die sich vor dem Tisch aufgebaut hatte, Speisekarten in der Hand.
    »Ich hätte gerne eine Diät-Cola und ...«, setzte Cam an. »Ich bin nicht hier, um eure Bestellung aufzunehmen«, schnitt ihr die sonnenbrillentragende Kellnerin das Wort ab. »Au con-traire. Ich bin hier, um euch etwas aufzugeben. Genauer gesagt, um euch zu warnen. Ihr erinnert euch doch noch ...«
    »Ileana ... Göttin ... was auch immer. Sie waren diejenige, die mir draußen etwas zugeflüstert hat, stimmt's?«, fragte Alex. »Und an meinen Haaren gezogen hat?«, fügte Cam hinzu und betrachtete die Hexe prüfend.
    »Ich habe nur versucht, eure Aufmerksamkeit zu erlangen«, zischte Ileana durch ihre zusammengebissenen Zähne. »Ein Vorhaben, das mir noch immer nicht so recht gelungen scheint.«
    »Na ja, Sie hätten mich doch wirklich nicht an den Haaren ziehen müssen«, beharrte Cam.
    Alex' Aufmerksamkeit hingegen richtete sich einen Moment lang auf jemanden, der am Pie in the Sky vorbeilief - ein langbeiniger Junge in verwaschenen Jeans und einer schwarzen Lederjacke, die so alt und abgewetzt war, dass die ehemals glänzende Oberfläche schon brüchig war.
    Er war wirklich attraktiv, keine Frage, sogar ... er hatte etwas an sich, das Alex' Herz schneller schlagen ließ, das ihr Blut erwärmte und ihr Gesicht entflammte.
    Der Junge schien zu spüren, dass er beobachtet wurde. Er warf einen Blick auf die Fensterscheibe und bemühte sich, drinnen etwas zu erkennen. Seine blauen Augen, umrahmt von pechschwarzen Wimpern, wirkten tief und kühl. Mit einer ruckartigen Bewegung nahm Ileana ihre Brille ab und funkelte Cam an. »Wenn ihr vielleicht fünf Minuten eurer
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