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Quelle des Unheils

Quelle des Unheils

Titel: Quelle des Unheils
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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alten Socken riechendes Zimmer in seiner Abwesenheit desinfiziert und umdekoriert worden war. Nach Alex' Auffassung machte die Mühelosigkeit, mit der Dylan all das akzeptierte, ihn eindeutig zum coolsten Mitglied der Barnes-Sippe. Ihr gefiel die Freude, die sich nun in seinen blauen Augen widerspiegelte, als er beobachtete, wie seine für gewöhnlich so erfolgreiche Schwester darum kämpfte, ihren Willen durchzusetzen.
    »Jetzt komm schon, Alex.« Cam warf ihre kastanienbraunen Haare zurück, zupfte einen Fussel vom Ärmel ihres cremefarbenen Kaschmirpullovers und begann, mit dem zierlichen Amulett in Form einer lächelnden Sonne herumzuspielen, das an der Kette um ihren Hals hing. »Wir bestellen eine Cola und ein Stück Pizza und du wirst endlich meine anderen Freunde kennen lernen.«
    »Du hast mich bewusst unter falschen Voraussetzungen hierher gelockt.« Störrisch verschränkte Alex die Arme. »Du hast mit keinem Wort erwähnt, dass du dich hier mit deiner ganzen Clique verabredet hast...«
    »Glaub mir: Du wirst sie mögen«, beharrte Cam. »Klar. Wenn man Zuckeraustauschstoffe mag.« Dylan grinste. »Du weißt schon: zum Kotzen süßlich, aber durchaus in der Lage, ein paar Laborratten um die Ecke zu bringen.« Cam warf ihrem Bruder einen bösen Blick zu. »Mach's einfach wie alle anderen und beachte ihn gar nicht«, riet sie Alex. »Jedenfalls«, mischte sich ihre ständige Begleiterin Beth ein, »wollen dich alle unsere Freunde von der Clique unbedingt treffen.«
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Alex ihr Spiegelbild im Fenster des Restaurants. Abgesäbelte braunrote Haare, durchzogen von blauen Strähnen. Schäbige kurze Hosen, die sie aus einer alten Jeans gemacht hatte. Viel zu großes Sweatshirt. Totenkopf-Kette. Und so viele klimpernde Armreifen an ihrem Handgelenk, als habe sie ihre Faust durch einen Slinky gequetscht.
    Nach Beths Ankündigung fand sie ihre Klamotten längst nicht mehr so überzeugend wie heute Morgen, als sie nach etwas gesucht hatte, das Cam und Beth schocken würde. Aber jetzt die ganze Clique! Nein. Es kam nicht in Frage, auf GAR KEINEN FALL, dass sie sich so der Designer-Gang stellen würde, die förmlich danach lechzte, sie zu begutachten. Und wessen Schuld war es, dass sie aussah wie ein Wirklichkeit gewordener Wohnwagengesindel-Albtraum? Hatte ihr Emily, Cams Mom, nicht vorgeschlagen neue Klamotten für die Schule zu kaufen, die am Montag anfing? Aber nein, Alex hatte darauf bestanden ihre eigenen, fiesen Sachen zu behalten und weiter in dem Passt-schon-Stil rumzulaufen, den sie seit ihrer Ankunft in Massachusetts zur Vollendung gebracht hatte. Ankunft?
    Ankunft war eine sehr unzulängliche Erklärung dafür, wie sie hierher gekommen war, dachte Alex. Sie war eigentlich eher aufgetaucht als angekommen. Sie war erschienen. Aus dem Nichts.
    Gerade noch saß sie auf den von der Sonne aufgeheizten Stufen vor ihrem schäbigen Wohnwagen in Crow Creek, Montana, und schon klopfte sie an der Tür von Camryn Barnes schicker Casa in Marble Bay, Massachusetts. Camryn Barnes, ein Mädchen, dem sie durch Zufall im Sommer über den Weg gelaufen war. Eine Fremde, die komischerweise am gleichen Tag Geburtstag hatte wie Alex - und auch die gleichen metallisch grauen Augen und diese undefinierbare Nase und die schmollenden Lippen ... und die gleiche Angst, dass mit ihr etwas nicht stimmte, weil sie irgendwie anders, völlig anders war als normale Kids.
    Es stellte sich heraus, dass sie Zwillinge waren. Alex hatte es nicht glauben wollen, bis sie den Untersuchungsbericht des Labors vor der Nase hatte.
    Sie und Cam - dieser schwungvolle, schlaue, Fußball spielende, reiche Teenie - waren identisch. Gleicher als ein Ei dem anderen. Geklont. Zusammenpassende Spiegelbild-Schwestern, die sich niemals begegnet waren, bis Cams Familie während ihres Urlaubs beschloss, einen lustigen Nachmittag im Big Sky zu verbringen, dem Erlebnispark in Montana, in dem Alex zufällig jobbte.
    Dann geschah alles Weitere fürchterlich schnell. Fürchterlich und schnell, um genau zu sein.
    Alex' Mom war gestorben, und zu ihrer Beerdigung erschien dieser dürre alte Typ mit den weißen Haaren - Alex nannte ihn Doc. Er hatte ihr, die voller Panik über ihre Zukunft nachdachte, irgendein duftendes Zeugs namens Helmkraut gegeben, um sie zu beruhigen. Es machte sie schläfrig. Das Letzte, woran sie sich erinnern konnte, war Docs Stimme: »Ich habe da so eine Idee.«
    Und dann hatte er sie hierher gebracht. Marble Bay,
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