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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen
Autoren: authors_sort
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konnten Sie etwas so ... so Anmaßendes, so Hinterhältiges tun?«
    »Ja, das wüßte ich auch gern«,
mischte sich jetzt Polly ein, und Lydia dachte flüchtig, daß die Frau bisher
eine erstaunliche Zurückhaltung bewiesen hatte. »Wie konntest du nur, Devon?«
    Mister Quade nahm seine Hand von
Lydias Schulter und strich sein dichtes, vom Wind zerzaustes Haar zurück. Dann
seufzte er schwer. »Ich dachte, ich hätte alles erklärt«, wiederholte er, und
zu ihrer eigenen Verwunderung glaubte Lydia ihm. »Es tut mir leid. Sie werden
Brighams Kindern eine gute Gefährtin sein, und außerdem sind Sie eine sehr
schöne Frau. Ich bin überzeugt, daß es nur eine Frage der Zeit sein wird, bis
Brigham Ihre zahlreichen guten Eigenschaften erkennt und Sie bittet, ihn zu
heiraten.«
    Lydia nickte hölzern, wandte sich ab
und tastete sich blindlings an der Reling entlang. Ihre Gedanken überschlugen
sich und hallten in ihrem Kopf wie ein Konzert aus tausend Vogelstimmen wider.
    Doch bald, denn Krisen waren Lydia
nicht fremd, hatte sie ihren Verstand wieder unter Kontrolle und war imstande,
ihre Lage nüchtern und sachlich zu beurteilen. Sie liebte Devon Quade nicht,
obwohl nicht abzustreiten war, daß er phantastisch aussah und ein Mann mit
überwältigend guten Zukunftsaussichten war. Niemand würde von ihr verlangen,
ihm ewige Treue und Gehorsam zu schwören und sein Bett zu teilen.
    Und da Devons Bruder nicht damit
rechnete, eine Frau frei Haus geliefert zu bekommen, würde er auch nicht am
Hafen auf sie warten, einen Blumenstrauß in der Hand und einen Priester an der
Seite. Lydia war ein Aufschub geschenkt worden, so unsicher er auch sein
mochte, und es bestand immerhin die Möglichkeit, daß Mister Brigham Quade sie
als Gouvernante für seine Kinder einstellen und weiter nichts von ihr erwarten
würde.
    Lydia holte tief Atem, schaute sich
nach San Francisco um, das langsam ihrer Sicht entschwand, und fühlte die See
sich, aufbäumen wie ein großes, ungezähmtes Raubtier.
    Die Zeit hatte Lydia zu einer
Expertin darin gemacht, sich veränderten Umständen anzupassen, so hart sie auch
sein mochten, und so hielt sie sich in den folgenden Tagen für sich und dachte
über das Abenteuer nach, das sie in Seattle erwartete. Sie aß, wenn auch sehr
wenig, machte lange Spaziergänge auf Deck und verhielt sich Devon gegenüber
freundlich, wenn er es wagte, sie anzusprechen — was nicht sehr oft vorkam.
    Seattle, so stellte sich heraus, war
nichts als eine Ansammlung häßlicher, ungestrichener Holzhäuser, die an steilen
Hängen klebten und von dichten, undurchdringlichen Wäldern flankiert wurden.
Hier und da erhob sich der Stumpf eines uralten Immergrünbaums aus der
schlammbedeckten Straße, und Haufen von Sägemehl und Sägespänen zeugten davon,
daß einige Bewohner der Stadt hier eine Industrie aufzubauen versuchten. Die
Bierhallen, aus denen schon am frühen Morgen Musik und rauhe Stimmen drangen,
gaben lautstark Zeugnis von den Gewohnheiten anderer Bewohner. Die Sägen in den
Mühlen kreischten, und es roch nach frischgeschnittenem Holz.
    Lydia verspürte eine seltsame Regung
in den Tiefen ihres Herzens, das still und taub gewesen war, seit sie vor
langer Zeit den ersten verwundeten Soldaten erblickt hatte.
    Eine Haarsträhne fiel ihr ins
Gesicht, und der Wind brachte den Geschmack von Salzwasser auf ihre Lippen, der
sie schwach an Tränen erinnerte. Lydia konnte sich nicht entsinnen, wann sie
zum letzten Mal geweint hatte; vielleicht beim Begräbnis ihrer Mutter, als sie
noch ein kleines Kind gewesen war.
    Sie richtete sich ein wenig straffer
auf an ihrem gewohnten Platz an Bord des Dampfschiffs >San Francisco< und
lächelte Polly zu, die der häßlichen kleinen Stadt entgegensah, als eröffnete
sich Paris vor ihr.
    Offensichtlich hatte die junge Braut
in ihrem Mann alles gefunden, was sie sich von dieser Ehe erhofft hatte, denn
ihre Wangen waren ständig leicht gerötet, und ein glückliches Strahlen
erhellte ihre schönen Augen.
    Im Hafen von Seattle bestiegen sie
ein anderes, kleineres Boot, und der letzte Teil der Reise begann. In einer
Stunde, teilte Devon den Damen mit, würden sie Quade's Harbor erreichen, das
sich am entgegengesetzten Ende der Bucht befand.
    »Du hast mir was gebracht?«
Brigham Quade hätte seinen Bruder sicher angeschrien, wenn ihm der Schock
nicht den Atem geraubt hätte. In ungläubigem Entsetzen starrte er seinen Bruder
an und hoffte, ihn mißverstanden zu haben.
    Devon hockte auf der Kante
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