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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen
Autoren: authors_sort
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verbunden hatte, hatte er ihren Tod bedauert.
Selbst heute noch, nach all den Jahren, dachte er mit Zorn an sie, weil er
wußte, daß es ihr eigener Wille gewesen war zu sterben. Sie hatte einfach
aufgegeben, ihr Leben fortgeworfen wie ein Kleidungsstück, das nicht mehr
gebraucht wurde, ohne auch nur im geringsten an ihre Kinder zu denken oder an
ihren Mann.
    Er schüttelte diese beunruhigenden
Erinnerungen ab und trank einen weiteren Schluck von seinem Brandy. »Die andere
— Lydia — wird zurückkehren müssen. Vorausgesetzt natürlich, du hast nicht
vor, dir einen Harem anzulegen.« -
    Devon stand auf und schenkte sich
einen Drink ein. »Lydia ist so schön, daß sie einen Mann durchaus auf solche
Ideen bringen könnte«, gab er schmunzelnd zu, doch dann wurde er ernst. »Ich
rate dir, die Augen zu öffnen, Brig, und dir dein Leben anzusehen. Du brauchst
ganz dringend eine Frau, und deine Kinder benötigen eine Mutter.«
    Brigham war an seinen Schreibtisch
zurückgekehrt und nahm einen Stapel Papiere auf. »Charlotte und Millie haben
Tante Persephone. Sie gibt ihnen alles, was Mädchen von einer Frau verlangen
können.«
    Devon schwenkte sein Glas und
betrachtete die Flüssigkeit darin, als könnte sie ihm Aufschluß über ein Rätsel
geben, das ihn zutiefst verwirrte. »Damit bleibt immer noch das andere Problem.
Und sag mir nicht, die Huren in Seattle wären genug, denn das ist reiner Unsinn,
und das weißt du so gut wie ich. Lydia ist eine schöne und sehr weibliche
Frau«, setzte er gedehnt und wie nach langer Überlegung hinzu.
    »Wenn sie so viele Tugenden
besitzt«, knurrte Brigham, »warum hast du sie dann nicht selbst
geheiratet?«
    Sein Bruder schien wie immer
ungerührt von Brighams Ärger. »Sie ist sehr stark, sowohl körperlich als auch
geistig. Um ehrlich zu sein — ich wollte lieber jemanden, der zu mir aufschaut
und sich an mich anlehnt. Ich glaube, Lydia hat fast ihr ganzes Leben für sich
selbst sorgen müssen.«
    Mit einem weiteren schweren Seufzer
nahm Brigham eine Akte auf und ließ sie auf die polierte Schreibtischplatte
fallen. Warum ein Mann sich ein zartes Veilchen wünschen sollte, das sich an
seinen Kragen klammerte und ihn erstickte, war ihm unbegreiflich. Brighams
Meinung nach mußte eine Frau ihrem Mann auch eine Partnerin sein, mindestens
ebensosehr wie eine Bettgefährtin. Was allerdings nicht hieß, daß er Frauen
schätzte, die allzusehr auf ihrer Unabhängigkeit beharrten. Wenn er eins nicht
ertrug, dann pferdegesichtige Blaustrümpfe, die über ihre Rechte plapperten.
    Er dachte, daß Lydia McQuire
vermutlich in diese Kategorie von Frauen einzuordnen war, und ein Schaudern
erfaßte ihn. Lieber wäre er dem Geist von Hamlets Vater nachts auf dem Korridor
begegnet!
    Devon, der schon von Kindheit an
Brighams Gedanken zu erraten verstand, lachte schallend. »Du wirst angenehm
überrascht sein, wenn du sie siehst«, meinte er, stellte sein leeres Glas auf
den Schrank und ging hinaus.
    Vielleicht hätte Brigham den ganzen
Nachmittag ungestört seine Akten aufgearbeitet, wenn die Unterredung mit seinem
Bruder nicht gewesen wäre. Aber so beunruhigte ihn die Tatsache, daß oben eine
Frau saß, die zweifellos erwartete, noch vor Ende dieser Woche Mistress Brigham
Quade zu werden.
    Immer wieder richtete er seine
dunklen Augen auf die Zimmerdecke, denn die Gästezimmer befanden sich direkt
über ihm. Irgendwann gab er es dann auf, legte die Feder beiseite und schraubte
das Tintenfaß zu.
    Als er den Raum durchquerte und die
breite Doppeltür öffnete, stand er zu seiner Überraschung einer zierlichen
blonden Frau gegenüber, die die Hand erhoben hatte, um anzuklopfen, und ihn mit
einer Mischung aus Trotz und Furcht ansah. Ihre Augen waren von einem dunklen,
samtigen Blau, ihr schmales Gesicht mit den hoch angesetzten Wangenknochen von
einer bezaubernden Röte überzogen, ihr Kinn war trotzig erhoben, und Brigham
wünschte plötzlich wider alle Vernunft, daß diese Frau nicht Polly sein möge,
die Braut, die sein Bruder für sich ausgesucht hatte.
    Die blauen Augen weiteten sich, die
kleine Hand sank langsam herab. Die Frau trug ein schlichtes graues Kleid mit
glatten Ärmeln und hohem Kragen. »Mister Brigham Quade?« fragte sie mit der
Würde einer Prinzessin, die sich zwischen lauter Bauern verirrt hatte.
    Brigham hielt den Atem an und hatte
das Gefühl, auf einem sich drehenden und hüpfenden Baumstamm inmitten reißender
Fluten zu stehen. Aber er besaß genügend
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