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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen
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Verhalten
verriet, daß derartige Erlebnisse ihn nicht interessierten, behielt Lydia sie
für sich.
    Am nächsten Morgen, als die Sonne
hell und strahlend über der Bucht aufging, holte Mister Quade seine Braut und
ihr Gepäck ab und ließ sich mit ihr in einer Kutsche zum Hafen fahren.
    Lydias Gefühle schwankten zwischen
Angst und freudiger Erregung. Sie werden sehr viel Kraft brauchen, hatte
ihr die Zigeunerin gesagt, während sie mit ernster Miene Lydias Handfläche
betrachtete. Sie haben schon viel gelitten. Jetzt müssen Sie sich einer noch
größeren Herausforderung stellen: Sie werden Leidenschaft und wahre Freude
kennenlernen.
    Das Schiff, das sie bestiegen,
wirkte recht solide, obwohl es längst nicht so groß war wie jenes, auf dem
Lydia mit der armen Mistress Hallingsworth um Kap Horn gesegelt war. Während
Lydia sich auf Deck umsah, dachte sie mit Schrecken an die rollenden
Bewegungen, die einsetzen würden, sobald das Schiff den Hafen verlassen hatte
und sich auf offener See befand. Lydia hatte im Krieg viel Schreckliches erlebt
und mit angesehen, ohne daß ihr je übel geworden wäre, aber sie ertrug keine
Schiffsreise, ohne seekrank zu werden.
    Vielleicht, dachte sie, läßt Mister
Quade die Trauung auf dem Schiff vornehmen. Sie hatte gehört, daß der Kapitän
zum Vollzug einer solchen Zeremonie ermächtigt war.
    Doch Mister Quade erwähnte nichts
dergleichen. Er begleitete Lydia zu ihrer kleinen Kabine, die mit einer
schmalen Koje, einem eingebauten Schrank und einem Waschtisch versehen war.
Nachdem Lydia ihre Kleider ausgepackt und eingeräumt hatte, kehrte sie auf Deck
zurück, um sich das Schiff genauer anzusehen.
    Es entfernte sich bereits vom Kai,
als Lydia den Bug umrundete und Devon an der Reling sah. Neben ihm stand eine
schöne dunkelhaarige Frau, sehr elegant gekleidet, und ihre Hand ruhte in
vertrauter, besitzergreifender Weise auf Devons Arm.
    Eisige Kälte durchzuckte Lydias
Herz, gefolgt von rasendem Zorn. Mister Quade war also doch ein Wüstling!
    Vielleicht wäre Lydia über Bord
gesprungen und an Land zurückgeschwommen, wenn sie nicht gewußt hätte, daß hungrige
Haie die Bucht bevölkerten. Ihre ganze Würde aufbietend, gesellte Lydia sich zu
dem Paar an der Reling und schaute fragend zu dem Mann auf, der versprochen
hatte, sie zu heiraten. Devon strahlte, als sei alles in bester Ordnung. »Ah,
Miss McQuire«, sagte er und tätschelte die Hand der Frau an seiner Seite. »Darf
ich Ihnen Mrs. Polly Quade vorstellen — meine Frau?«

Zwei
    Devon Quade war also schon verheiratet.
    Lydia streckte die Hand aus und
umklammerte haltsuchend die Reling. »Sie werden mir die Anmaßung verzeihen,
Mister Quade«, sagte sie mühsam beherrscht, »aber ich hatte den Eindruck, daß
ich . . daß wir ...« Sie spürte, wie sie errötete, und verstummte, von einem
überwältigenden Gefühl der Demütigung erfaßt. Doch zu ihrer eigenen
Überraschung empfand sie auch so etwas wie Erleichterung.
    Devon wirkte aufrichtig zerknirscht.
Er schaute die schöne Polly an, die das Drama verfolgte, ohne sich jedoch den
geringsten Triumph oder Besorgnis anmerken zu lassen. Devon erblaßte, das Blut
wich aus seinem Gesicht, und er murmelte: »Beim großen Zeus — diesen Eindruck
scheine ich tatsächlich erweckt zu haben!«
    Lydia schwieg einen kurzen Moment
lang in der Vorstellung, Devon Quade mitten ins Gesicht zu schlagen. »Ja«,
erwiderte sie schlicht und fragte sich, ob der Kapitän wohl auf eine entsprechende
Bitte hin bereit wäre, das Schiff zu wenden und zum Hafen zurückzufahren.
    Nein, das war sehr unwahrscheinlich.
    Devon seufzte, entzog seiner wahren
Braut sanft den Arm und legte die Hand auf Lydias Schulter. Aus irgendeinem
Grund zuckte sie weder zusammen, noch wich sie vor ihm zurück.
    »Ich dachte, ich hätte mich klar
genug ausgedrückt«, sagte er in heiserem, aufrichtigem Ton. »Der Mann, für den
ich eine Braut suchte, ist mein Bruder Brigham. Er wird Ihnen ein feiner Gatte
sein, Lydia, sobald er sich mit dem Gedanken abgefunden hat, wieder eine Frau
zu haben ...«
    Lydia, die bei Amputationen
assistiert hatte, ohne auch nur zu schwanken, fühlte eine Ohnmacht nahen. »Sobald
er sich mit dem Gedanken abgefunden hat?« wiederholte sie mit zunehmendem
Entsetzen. Es war schlimm genug, daß sie ihre gesamte Zukunft einem ihr völlig
Fremden anvertraut hatte, aber die Entdeckung, daß Brigham Quade sie nicht
einmal erwartete, brachte sie von neuem auf den Gedanken, über Bord zu
springen. »Wie
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