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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen
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markanten Kinn und der geraden Nase — beides so perfekt,
daß sie wie gemeißelt wirkten. Und kultiviert war er auch — bestimmt würde er
die Frau, die er zu seiner Gattin auserwählte, gut behandeln. »Frauen sind im
Nordwesten rar. Ich möchte wetten, daß Sie schon auf dem Weg vom Hafen zu
Yeslers Sägewerk mit mindestens sechs Heiatsanträgen rechnen können.«
    Lydia schluckte. Sie hatte Quade
aufgesucht, um sich ein Frühstück zu sichern, aber nicht, um sich zwischen
einem Haufen liebeshungriger Holzfäller und Sägewerksarbeiter niederzulassen.
»Haben sich viele Frauen auf Ihre ... Anzeige gemeldet?« fragte sie leise, und
ohne Quade anzusehen.
    »Die meisten waren ungeeignet«, gab
er zu. »Das Gebiet um den Puget Sound ist noch immer reichlich unzivilisiert
und kein
    Ort für zaghafte oder hysterische
Charaktere. Andererseits hingegen ist es ein wunderbares Land, und ich kann
Ihnen versichern, daß es einer Frau, die den Namen Quade trägt, an nichts
fehlen würde.«
    Die Idee begann Lydia allmählich zu
gefallen, und obwohl sie sich gar nicht sonderlich stark zu diesem attraktiven
Mann hingezogen fühlte, konnte sie sich vorstellen, ihm eine gute Frau zu sein.
Zudem wäre dies einigen der anderen Möglichkeiten, die ihr das Leben bot — wie
zu verhungern oder als Dirne zu enden — ganz ohne Zweifel vorzuziehen.
    Mister Quade schenkte Lydia Kaffee
nach — mit solch galanter Aufmerksamkeit, als hätte er eine Herzogin vor sich
statt eines heimatlosen Niemands, dessen ganzer Besitz aus zwei schäbigen Münzen
bestand. »Würden Sie mich nach Quade's Harbor begleiten, Lydia?« fragte er.
»Das Schiff legt in drei Tagen ab, und bis dahin bringe ich Sie natürlich hier
im Hotel unter. Selbstverständlich würde ich Ihnen auch einen Vorschuß auf Ihr
Nadelgeld geben, da Sie sicherlich einiges brauchen werden.«
    Lydia starrte ihn an: von einem
derartigen Antrag hatte sie bisher weder gehört noch gelesen. Aber er war nicht
ohne Reiz. Sie würde in einem anständigen Hotel essen und schlafen und sich
zusätzlich noch >einiges< kaufen können. Weiter dachte sie nicht; sie war
zu verblüfft von dieser unerwarteten Wendung ihres Schicksals.
    »Ja«, antwortete sie, mit einem Mut,
der ihrer Verzweiflung entsprang. »Ja, Mister Quade, sehr gern.«
    »Nun denn«, entgegnete er mit einem
jungenhaften, liebenswerten Lächeln und zog seine Brieftasche heraus, entnahm
ihr einige Scheine und reichte sie Lydia. »Sie brauchen
    Kleider für ein regnerisches Klima«,
sagte er. »Ich werde am
    Empfang ein Zimmer für Sie
reservieren lassen, und Sie können den Tag verbringen, wie es Ihnen beliebt.
Lassen Sie Ihre
    Mahlzeiten und alles andere, was Sie
brauchen, auf meine Rechnung schreiben.« Damit schob Mister Quade seinen Stuhl
zurück, stand auf und nickte Lydia aufmunternd zu, bevor er ging.
    Lydia überlegte kurz, ob sie sich
ein zweites Frühstück bestellen sollte, sah dann das Geld an, das auf dem
Tisch lag, und steckte es ein.
    Es mochte vielleicht nicht
schicklich sein, Geld von einem Mann zu nehmen, ganz zu schweigen von einem
Zimmer im
    Hotel, aber andererseits hatte
Mister Quade nichts Unziemliches von ihr verlangt. Er schien nicht zu
erwarten, daß sie Quartier in seinem Zimmer bezog und hatte sich vom ersten
Augenblick ihrer Begegnung an wie ein wahrer Gentleman verhalten.
    Lydia faltete die Scheine, steckte
sie in ihre Rocktasche und verließ mit ruhiger Würde den inzwischen
vollbesetzten Speisesaal.
    Der Empfangschef zeigte sich äußerst
entgegenkommend. Ja, ein Zimmer sei für Miss Lydia McQuire reserviert. Er
übergab ihr einen Schlüssel und sagte ihr, daß Zimmer Zehn in einer halben
Stunde bezugsbereit sein würde.
    »Danke«, antwortete Lydia und
beherrschte sich, bis sie draußen auf der Straße stand, wo sie einen lauten
Freudenschrei ausstieß und sich einmal um die eigene Achse drehte. Der Portier
bedachte sie mit einem argwöhnischen Blick, enthielt sich jedoch einer
Bemerkung.
    Im ersten Augenblick wußte sie
nicht, wie sie sich verhalten sollte. Eigentlich hätte sie jetzt einfach
verschwinden können die ansehnliche Summe, die Mister Quade ihr gegeben hatte,
würde reichen, um wochenlang davon zu leben. Die andere Möglichkeit war, sich
kopfüber ins Abenteuer zu stürzen. Denn ein Abenteuer war es, und nicht ganz
ungefährlich, mit einem Fremden ins Washingtoner Territorium zu reisen und
seine Frau zu werden. Aber Lydia liebte gefährliche Unternehmungen, was auch
der Grund war, warum sie
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