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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen
Autoren: authors_sort
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ihrem Vater von Feldlazarett zu Feldlazarett gefolgt
war und nach Kriegsende mit Mistress Hallingsworth nach San Francisco gekommen
war, um sich hier ein neues Leben aufzubauen.
    So ging sie also nach kurzer
Überlegung auf das zweistöckige Warenhaus an der nächsten Straßenecke zu. Ihren
Schritten haftete eine ganz neue Sicherheit an, weil sie gegessen hatte, Geld
besaß und eine Zukunft in Aussicht hatte, so ungewiß und gefährlich sie auch
sein mochte. Außerdem brauchte sie sich zum ersten Mal seit Monaten nicht den
Kopf darüber zu zerbrechen, wo sie übernachten oder ob sie an diesem Tag genug
zu essen haben würde.
    Sie kaufte mehrere schlichte,
praktische Kleider, einen Umhang mit Kapuze für das regnerische Klima, das
Mister Quade erwähnt hatte, und mehrere Paare feste Schuhe. Nach einem
sehnsüchtigen Blick auf die Tanzschuhe aus Satin, die im Schaufenster ausgestellt
waren, beschloß sie, auf einen derartigen Luxus zu verzichten, obwohl sie
genug Geld dafür gehabt hätte. Statt dessen suchte sie warme Unterwäsche aus,
Strümpfe und zwei schlichte Flanellnachthemden.
    Ihre eigenen Sachen, die sich in
einem Koffer in dem Saloon befanden, wo sie nachts Klavier spielte, waren es
kaum wert, abgeholt zu werden. Als Folge der Beschränkungen des Krieges hatte
sie seit fünf Jahren keine neuen Kleider mehr gehabt, und alles, was sie besaß,
war abgetragen und hoffnungslos altmodisch.
    Der letzte Gedanke ließ Lydia leise
auflachen. Wann hatte sie, Tochter des gutmeinenden, aber chronisch armen Dr.
Wilkes McQuire, sich je mit Mode befaßt? So war dann auch der einzige Luxus,
den sie sich heute bei ihren Einkäufen leistete, ein Buch — die wenigen, die
sie in ihrem Koffer aufbewahrte, hatte sie  schon so oft gelesen, daß sich die
Seiten aus dem Einband lösten. Noch immer reichlich mit Geld versehen und mit
vielen kleinen Päckchen beladen, kehrte Lydia zum Hotel zurück.
    Zimmer Zehn war überraschend groß,
die Einrichtung bestand aus einem polierten Mahagonibett und einer mit blauem
Taft bezogenen Sitzgarnitur, die vor einem Kamin aus schimmerndem, weißem
Marmor stand. Den Kaminsims zierte eine Vase mit bunten Frühlingsblumen.
    Entzückt schloß Lydia die Tür, legte
ihre Pakete auf dem Sofa ab und trat vor den Kamin, um eine der zarten Blüten
zu berühren. Der Strauß aus roten Zinnien, weißen Margeriten, blauen Iris und
roten und gelben Tulpen bildete ein Kaleidoskop von Farben, die sich in dem
goldgerahmten Spiegel über dem Kamin widerspiegelten.
    Lydia war solchen Luxus nicht
gewöhnt und empfand ihn deshalb als um so überwältigender. Es kam ihr jetzt
fast unglaublich vor, daß sie sich noch wenige Stunden zuvor um solch
grundsätzliche Notwendigkeiten wie Essen oder ein Dach über dem Kopf gesorgt
hatte.
    Denn nun befand sie sich in einem
eleganten Hotelzimmer, verfügte über Geld, das sie nach Belieben ausgeben
konnte, neue Kleider, ein Buch zum Lesen und Küchenpersonal, das zu jedem
Zeitpunkt des Tages bereit war, ihre Wünsche zu erfüllen, und mochten sie noch
so ausgefallen sein.
    Sie ging zu einem Sessel und nahm
stirnrunzelnd darauf Platz. Wenn es etwas gab, was das Leben sie gelehrt hatte,
dann, daß alles seinen Preis besaß. Früher oder später würde sie zur Kasse
gebeten werden ...
    Lydia schloß die Augen und
umklammerte die Sessellehne. Es war durchaus möglich, daß Mister Quade alles
andere als der Gentleman war, als der er sich gab: er mochte sogar ein Zuhälter
sein. Wer konnte schon zu diesem Zeitpunkt sagen, ob er sie nicht für ein
Bordell angeworben hatte, einen Harem im weit entfernten Orient oder vielleicht
sogar für eine Opiumhöhle!
    Seufzend öffnete sie die Augen.
    Es ist aber auch möglich, dachte sie
mit einer gewissen Erleichterung, daß ich irgendwo in einer Blockhütte in den
Bergen enden und Devon Quades Haushalt führen werde. Dort würde sie in Frieden
leben, drei oder vier Kinder großziehen, und wenn es irgendwann mit ihr vorbei
war, würde die Welt sich weiterdrehen, als hätte es sie nie gegeben.
    All diese Gedanken flößten ihr
keinen nennenswerten Trost ein, und um sich davon abzulenken, stand Lydia auf
und begann ihre Umgebung zu erforschen. Ein kleiner Nebenraum diente als Bad,
und nach kurzer Überlegung zündete Lydia das Gas unter dem großen Tank an.
Während das Wasser sich erhitzte, packte sie ihre Einkäufe aus und breitete
ihre Neuerwerbungen auf dem Bett aus, um sie zu bewundern und etwas zum
Anziehen auszusuchen. Alles, was sie
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