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Das verbotene Tal

Das verbotene Tal

Titel: Das verbotene Tal
Autoren: Doris Schroeder
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JEFF UND TIMMY
     
    Es war fast Mitternacht. Ganz still war
es auf dem Hof. Jeff, Mutter und Opa lagen in tiefem Schlaf. Nur Lassie, die
schöne, kluge Collie-Hündin, schien keine Ruhe zu finden. Ausnahmsweise hatte
sie sich nicht neben Jeffs Bett hingelegt, sondern war in der Küche geblieben,
als erwarte sie etwas...
    „Wruff!“ Plötzlich hob sie den Kopf,
lauschte, stand leise auf und trottete zur Küchentür. Vorsichtig äugte sie
hinaus. Und schon stand sie auf dem Hof, vor Jagdfieber zitternd.
    „Wruff! Wruff!“
    Da fuhr Jeff aus den Träumen auf. Nur
eine Sekunde blieb er erstaunt liegen, dann aber setzte er sich mit einem Ruck
auf. Lassie? Warum war sie eigentlich nicht bei ihm? Was hatte sie mitten in
der Nacht draußen zu bellen? Jeff sprang ans Fenster. Trotz der Dunkelheit sah
er die Hündin: Sie stand vor der Küchentür und schaute starr zum Stall hinüber.
    „Still, Lassie!“ zischte Jeff. „Ich
komme!“
    Hastig schlüpfte er in Jacke und Hose
und huschte die Treppe hinunter. Lassie war inzwischen knurrend ein paar
Schritte näher an den Stall gegangen. Beruhigend legte der Junge ihr die Hand
auf den Kopf. Aber sie ließ sich nicht beruhigen und bellte wieder, kurz und
scharf.
    Da ging Licht im Haus an. Und eine
Minute später erschienen Opa und Mutter in der Tür.
    „Was ist denn los, Junge?“ fragte der
Großvater.
    „Da muß jemand im Stall sein!“
flüsterte Jeff. „Halt, Lassie!“
    Aber der Hund hatte sich losgerissen
und war im dunklen Stall verschwunden. Vorsichtig näherten sich die drei der
Tür.
    „Bleib hier, Jeff!“ mahnte Opa. „Das
ist meine Sache.“
    Entschlossen trat er vor und ließ den
grellen Strahl seiner Taschenlampe ins dunkle Innere des Stalls fallen.
    Da! Hinten in einem Winkel bewegte sich
etwas... Der Alte fuhr zusammen, packte die Lampe fester... und dann hätte er
fast aufgelacht: Von einem Heubündel hatte sich ein kleiner, sommersprossiger
Junge erhoben und kam nun näher.
    „Hallo, Junge!“ rief Opa verblüfft. „Wer
bist du denn?“
    Es kam keine Antwort, der Kleine blieb
wie vom Donner gerührt stehen.
    „Bitte, Opa!“ bat Jeff leise. „Schrei
doch nicht so! Er hat ja viel zuviel Angst — oder er kann überhaupt nicht
sprechen!“
    Auch Frau Miller legte ihrem
Schwiegervater die Hand auf die Schulter. „Komm nur, Opa! Wir wollen es Jeff
überlassen!“
    Brummend drehte der Alte sich um und
stapfte mit seiner Schwiegertochter davon. Noch im Weggehen hörten sie, wie
Jeff beruhigend sagte:
    „Du, vor Lassie, meinem Hund, brauchst
du bestimmt keine Angst zu haben! Sieh nur, du gefällst ihr — sie will dir ja
die Pfote geben!“
    Tatsächlich gelang es Jeff, den fremden
Jungen mit in die Küche zu bringen. Zwar sprach er noch immer kein Wort, aber
das Rührei, das Frau Miller eilig bereitet hatte, das kräftige Butterbrot und
das Glas Milch schmeckten ihm gut. Offenbar war er schrecklich hungrig. Und
nachdem er mit einem dankbaren Blick, aber immer noch schweigend, den Teller
zurückgeschoben hatte, lehnte er sich im Stuhl zurück und — war ein paar
Minuten später fest eingeschlafen! Lassie saß neben ihm und schaute ihn fest,
aber offensichtlich liebevoll an.
    Frau Miller flüsterte ihrem Vater etwas
zu, und der stand auf, hob den Jungen vorsichtig hoch und trug ihn, ohne daß
der Kleine wach würde, ins Fremdenzimmer.
    Kaum war er draußen, da griff Frau
Miller zum Telefon. Sie ließ sich mit dem Sheriff verbinden und sagte ihm, ihr
sei ein fremdes Kind zugelaufen. Der Beamte versprach, sich sofort zu
erkundigen.
    Und schon wenige Minuten später rief er
wieder an.
    „Ich habe mit der Polizeizentrale
gesprochen“, sagte er. „Dort wissen sie nichts von einem vermißten Kind. Rufen
Sie doch am besten die Jugendfürsorge in der Hauptstadt an — vielleicht kann
man Ihnen dort etwas sagen, Frau Miller.“
    Am Morgen beim Frühstück schien der
Kleine ein wenig aufzutauen. Er hatte gut geschlafen.
    „Ich heiße Timmy“, fing er ganz
plötzlich an. „Meine Eltern sind beide tot; sie hatten einen Autounfall.
Seitdem habe ich bei meinem Onkel Jed Clauson und Tante Abby in Olive Bridge
gewohnt.“
    „War dein Onkel Jed böse zu dir, daß du
ihm fortgelaufen bist?“ fragte Jeff neugierig.
    „Nein, er war nicht böse!“ fuhr der
Junge auf. „So etwas darfst du nicht sagen!“
    „Aber warum bist du dann weggelaufen?“
    „Och...“ Timmy schien um eine Antwort
verlegen. „Ich konnte einfach nicht mehr dableiben!“
    „Aber dein Onkel
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