Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puls

Puls

Titel: Puls
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Dark. Jetzt ließ Pixie Light ihr Handy auf den Gehsteig fallen, wo es zerschellte, und packte Power Suit Woman um die Taille. Clay nahm an (soweit er in diesen Augenblicken überhaupt imstande war, etwas anzunehmen), dass sie Power Suit Woman daran hindern wollte, sich erneut auf den Mister-Softee-Kerl zu stürzen oder ihrem Hund auf die Straße nachzulaufen. Es gab sogar einen Teil seines Verstandes, der der Geistesgegenwart des Mädchens applaudierte. Ihre Freundin, Pixie Dark, wich mit zwischen den Brüsten gefalteten kleinen weißen Händen und angstvoll aufgerissenen Augen von der ganzen Chose zurück.
    Clay ließ seine Sachen fallen, auf beiden Seiten je eine, und trat vor, um Pixie Light zu helfen. Auf der anderen Straßenseite - das nahm er nur am Rand seines Blickfelds wahr - kam ein Wagen ins Schleudern und raste über den Gehsteig vor dem Four Seasons, sodass der Portier beiseite flitzen musste. Vom Vorplatz des Hotels drangen Schreie herüber. Und bevor Clay anfangen konnte, Pixie Light in Sachen Power Suit Woman zu helfen, hatte Pixie Light mit ihrem hübschen kleinen Gesicht schlangenartig gewandt zugestoßen, ihre unzweifelhaft kräftigen jungen Zähne gefletscht und in den Hals von Power Suit Woman geschlagen. Sofort spritzte ein gewaltiger Blutstrahl hervor. Das Pixie-Girl hielt ihr Gesicht hinein, schien darin zu baden, vielleicht sogar davon zu trinken (Clay war sich fast sicher, dass sie das tat), dann schüttelte sie Power Suit Woman wie eine Puppe. Die Frau war größer, musste an die zwanzig Kilo schwerer sein als die Kleine, aber das Mädchen schüttelte sie so kräftig, dass der Kopf der Frau hin und her flog und weiteres Blut verspritzte. Gleichzeitig erhob das Mädchen sein blutverschmiertes Gesicht zu dem leuchtend blauen Oktoberhimmel und stieß ein Heulen aus, das wie Triumphgeheul klang.
    Sie ist verrückt , dachte Clay. Völlig übergeschnappt.
    »Wer bist du?«, rief Pixie Dark laut. »Was ist los?«
    Beim Klang der Stimme ihrer Freundin warf Pixie Light ihren blutigen Kopf herum. Von den kurzen Dolchspitzen ihrer Stirnfransen tropfte Blut. Augen wie weiße Lichter glotzten aus blutgesprenkelten Höhlen.
    Pixie Dark starrte Clay mit weit aufgerissenen Augen an. »Wer bist du?«, wiederholte sie . und dann: »Wer bin ich?«
    Pixie Light ließ Power Suit Woman fallen, aus deren aufgebissener Halsschlagader beim Zusammenbrechen auf dem Gehsteig weiter Blut spritzte, dann stürzte sie sich auf das Mädchen, mit dem sie sich noch vor wenigen Augenblicken dick befreundet ein Handy geteilt hatte.
    Clay dachte nicht nach. Hätte er nachgedacht, wäre Pixie Dark vielleicht ebenso der Hals aufgebissen worden wie der Frau im Hosenanzug. Er sah nicht einmal hin. Er griff einfach nach rechts unten, bekam die Tragetasche von small treasures am oberen Rand zu fassen und schwang sie gegen Pixie Lights Hinterkopf, als diese sich auf ihre ehemalige Freundin stürzte, wobei sich ihre ausgestreckten Hände vor dem blauen Himmel wie Seesterne abzeichneten. Wenn er sie verfehlte .
    Er verfehlte sie nicht, streifte das Mädchen auch nicht etwa nur. Der gläserne Briefbeschwerer in der Tragetasche traf Pixie Light mit gedämpftem dumpfem Aufprall genau am Hinterkopf. Pixie Light ließ die Hände sinken, eine blutbefleckt, die andere noch sauber, und plumpste zu Füßen ihrer Freundin wie ein Kartoffelsack auf den Gehsteig.
    »Was zum Teufel?«, rief Mister-Softee-Kerl. Seine Stimme klang unwahrscheinlich hoch. Vielleicht hatte der Schock einen Kontratenor aus ihm gemacht.
    »Keine Ahnung«, sagte Clay. Sein Herz jagte. »Schnell, helfen Sie mir. Die andere hier verblutet.«
    Von der Newbury Street hinter ihnen kam das unverkennbare dumpfe Krachen und Klirren eines Zusammenstoßes, dem sofort Schreie folgten. Den Schreien wiederum folgte eine weitere Explosion, diesmal lauter, scheppernder, in den Tag hinaushämmernd. Hinter dem Mister-Softee-Wagen schleuderte ein weiteres Auto über drei Fahrspuren der Boylston Street auf den Vorplatz des Four Seasons, wo es ein paar Fußgänger niedermähte und dann das Heck des vorigen Wagens rammte, der mit eingedrückter Motorhaube an der Drehtür zum Stehen gekommen war. Durch diesen zweiten Zusammenstoß bohrte der erste Wagen sich noch weiter in die Drehtür und verbog sie völlig. Ob dort drinnen jemand gefangen war, konnte Clay nicht sehen - aus dem geplatzten Kühler des ersten Fahrzeugs stiegen Dampfschwaden auf -, aber die herzzerreißenden Schreie aus den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher