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Public Eye (Public Eye Trilogie)

Public Eye (Public Eye Trilogie)

Titel: Public Eye (Public Eye Trilogie)
Autoren: Hans-Peter Merz
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"Nur hinein damit!" Der wei ß genau, was ich durchmache und er genie ß t es, der Schweinepriester. Der n ä chste Donner, unmittelbar von einem grellen Blitz
begleitet, hat mich ü berzeugt. Ich schiebe den Klumpen in meinen Mund und
versuche nichts zu sp ü ren. Geht aber nicht. Es schmeckt viel scheu ß licher als es roch und es roch noch schlimmer als es
aussah. Ich kaue und versuche dabei, das Gefaser nicht mit meinem Mundraum in
Kontakt zu bringen. W ä re das Implantat noch intakt gewesen, h ä tte ich die Geschmackswahrnehmung modifizieren k ö nnen. Das Beste am Implantat war derzeit, dass es
keinen Comic-Modus mehr erzeugte und dass ein paar andere Funktionen wie
Satview und der  Kontakt zur Monobib gelegentlich noch zur Verf ü gung standen. Das Arsi flackerte wie die drei Lampen,
die von den Tramplern mit M ü he am Leuchten
gehalten wurden. Ich versuchte, das Arsi ganz auszuschalten. Ging aber nicht.
Es spielte beliebige Kan ä le ein oder ging auch mal ganz aus. Ich musste
dringend in eine Klinik und das alles wieder reparieren lassen. Ich musste so
vieles zurzeit. Hier weg, bevor mein Fluchtfahrzeug gefunden wurde. Ich musste
die Gewebeprobe dringend analysieren lassen, solange sie noch hinreichend
frisch war. Und ich musste diesen Haufen in meinem Mund herunterschlucken. Das
erschien mir im Moment als das Schwierigste. Ich setzte an. Wollte schlucken.
Es w ü rgte mich. Ich konzentrierte mich nochmals. Es war
mir, als sollte ich einen Schlauch essen. Der Faserblock wurde immer gr öß er. Ich war mit meiner Aufmerksamkeit ganz in meiner
Kehle, an den Rachenmandeln, ganz bei meinem kaputten Implantat. Eine letzte
Anstrengung. Ich brachte den Brei, der sich inzwischen wie ein altert ü mlicher Tennisball anf ü hlte bis zur Mitte meines Schlundes. Dann hatte ich
keine willentliche Kontrolle mehr ü ber die Muskulatur dort. Ich sp ü rte nur, wie der Klo ß immer
gr öß er wurde und mir schlie ß lich die Luft abstellte. Ich riss die Augen auf und
sah hilflos zu meinen Gastgebern. Die merkten jetzt auch, dass mir das nicht
gut bekam, was sie mir da vorsetzten "Schnell, einen Eimer, Barbera, bring
einen Eimer!" Der Blondschopf gehorchte blitzschnell, rannte aus der
Stube, kam gleich wieder mit einem schmutzigen Metalleimer, der
wasweissichichwillsgarnichtwissen wof ü r sonst dienen mochte. Sie hielt mir das Ding hin und uralte Reflexe
aus dem R ü ckenmark bem ä chtigten sich meiner. Das W ü rgegef ü hl wurde ü berm ä chtig, gewann an Kraft, die aus der Tiefe meines
Selbst kam.
     
    Ich
erbrach mich. Erst kam der braungelbe Faserschleim, dann noch irgendetwas
anderes. Sei's drum. Das Zeug war drau ß en und ich war bereit, die Nacht bei den Hunden im Garten zu
verbringen, wenn es sein musste. "Wollen Sie nicht wenigstens noch vom R ü bengem ü se
kosten?" fragte Savona mit beleidigter Stimme. "Nein! Gar nichts will
ich kosten! Ich sagte doch schon, dass ich an diese Art von Nahrung nicht mehr
gew ö hnt bin. Und ich will sie auch nicht mehr. Ist das
jetzt klar?" Ich war au ß er mir
und sehr ü berrascht. Ich bin sonst nicht so emotional. In meinem
Gewerbe ist das auch besser. Barbera brachte den Kotzeimer weg und Savona gab
mir mit angewiderter Mine ein schmuddeliges Tuch, damit ich mein Gesicht
abwischen konnte.
     
    "Ja",
hob er an zu sprechen "so geht das vielen zuerst, wenn sie den Weg hierher
finden. Wegkommen von dieser pervertierten Unkultur der neuen Zeit.
Herausfinden aus dieser nutzlosen Scheinwelt. Bahh! Wof ü r braucht es das alles? Heimkommen sie schlie ß lich, finden hier langsam zur ü ck zu einem wahrhaft menschlichen Leben. Hier, in
dieser Kolonie der W ü rde, hier wo Nahrung noch Nahrung, wo Wahrnehmung noch
echt und unverf ä lscht ist, hierher, wo Worte noch gelten. Hierher, wo
wir zum Herrn zur ü ckfinden und Bu ß e tun k ö nnen." Er hatte zur Decke gesehen, offensichtlich
ganz berauscht von seinen eigenen Worten. Er hielt inne, lie ß die H ä nde ein
wenig sinken und sah mich fragend an. "Mein Sohn, Sie haben hierher
gefunden zu uns. Dies ist ein guter Ort. Ü berlegen Sie es sich, ob Sie nicht bleiben wollen, ein Mitglied werden
wollen in unserer Gemeinschaft. Hier k ö nnen Sie zur ü ckfinden zu den wahren Werten des Menschseins. Hier k ö nnen Sie Bu ß e tun. Sie sind eingeladen. Ü berlegen Sie es sich." Ich w ä re jetzt gerne ganz woanders, oder h ä tte wenigstens meinen Phaser zur Hand. Hatte ich aber nicht. Also h ö rte ich ihn weiter predigen. "Vor
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