Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Public Eye (Public Eye Trilogie)

Public Eye (Public Eye Trilogie)

Titel: Public Eye (Public Eye Trilogie)
Autoren: Hans-Peter Merz
Vom Netzwerk:
htlein ging unter der Haut zum Au ß enohr, also vor das Trommelfell, und hat dort einen
Lautsprecher zum Brummen gebracht. Damit konnte man Musik h ö ren, zum Beispiel. Und duschen dabei. Nicht schlecht f ü r den Anfang. Da die Gehirnpotentiometer noch nicht
ausgereift waren, musste die Senderwahl und so was noch ü ber ein externes Funkger ä t erfolgen. Archaisch das Ganze, wie gesagt. Mit der
Telefonie ging die Entwicklung dann einen Schritt weiter, Sie ahnen schon, man
hat ein Dr ä htchen an die Stimmb ä nder gelegt und dort gab es ein kleines,
speichelresistentes Mikrofon, das Ihr Gequatsche aufgenommen und an das
Sendeger ä t unter Ihrem Stiernacken weitergeleitet hat, von wo
aus es dann in alle Welt verschickt werden konnte.
     
    Und
man hatte immer noch kein Display, keine Bilder, keine Grafiken, keine
Verkaufszahlen, nix zum Kucken.  Daf ü r brauchte man immer noch diese d ü nnen Scheiben, Skriens genannt, auf denen sich etwas abbilden lie ß . Da man damit auch telefonieren und Musik h ö ren konnte, war die Implatechnik zum Tode verurteilt.
Bis die Firma FYS Brillen entwickelte, auf die sie Bilddaten aus dem Implantat
drahtlos ü bertragen und in das Gesichtsfeld des Tr ä gers einspeisen konnte. Das war nicht schlecht. Aber
nur ein Ü bergang. Ein netter Gimmick, der aber der neuen
Technologie zum Durchbruch verhalf, zumal auch die Chirurgen nach und nach
zunehmend geschickter wurden bei der Einpflanzerei. Die Leute fanden es toll,
dass sich mit diesen Brillen etwa Informationen zu Geb ä uden oder sonstigen Objekten (B ä ume, Hunde oder so was)  einfach einspiegeln lie ß en. Es wurde rasch ü blich in den besseren Kreisen, kleine Transponderprogramme zu haben,
die den eigenen Namen, die Firma, Vorlieben auf allerlei Gebieten und die
Einkommensklasse permanent abstrahlten. Diese Angaben konnten von anderen
Brillentr ä gern dann als lustige Wolke ü ber den Gespr ä chspartnern gesehen werden. Wirklich nicht schlecht. Aber die Brille
war einfach uncool. FYS forschte mit Hochdruck weiter, ein gigantischer neuer
Markt tat sich auf. Echte Breitenwirkung bekam die Sache, als es schlie ß lich gelang, den Sehnerv anzuzapfen und
Bildinformationen in die Wahrnehmung des Users einzuspeisen. Das habe ich Ihnen
vorhin schon im Einzelnen erkl ä rt,
vielleicht wollen Sie nochmals zur ü ckbl ä ttern.  Dieser Technologiestamm, der etwa 2028
weitgehend ausgereift war, hat sich bis heute erhalten und wird unter anderem f ü r das Reality-Enhancing nach wie vor eingesetzt.
     
    Aber
Sie ahnen es schon, f ü r das Lesen ganzer Textdateien oder der Betrachtung
eines Ballspiels ü ber l ä ngere
Zeit war das Verfahren letztlich ungeeignet. Niemand wollte immerzu einen Teil
seines Blickfeldes durch eine Leinwand oder einen gro ß en rosaroten Notizzettel verstellt haben. Zumal zu
jener Zeit die Mobidevs noch von Menschen direkt gesteuert wurden und dazu
mussten sie immer den Ü berblick ü ber die Verkehrssituation haben. Die Technologie drohte, in eine
Sackgasse zu fahren. FYS ging den Weg mutig weiter und fand eine erstaunliche L ö sung. Die Gehirnforschung hatte sehr gute Fortschritte
gemacht und konnte inzwischen genau sagen, wie die materiellen Sinneseindr ü cke, die als Nervenimpulse im Gehirn ankommen, zu
Wirklichkeitswahrnehmungen umformuliert werden. Genau dort setzten die Forscher
von FYS an. Mehrere Hirnareale wurden durch eingesetzte Mikroaktuatoren gezielt
beeinflusst, so dass neben den traditionellen Wahrnehmungen wie H ö ren oder Riechen eine zus ä tzliche Bildebene im Bewusstsein erzeugt wurde, die in
eben jenem parabolischen Dunkelraum, den Sie vorhin zu sp ü ren versucht haben, gesehen werden konnte. Die ersten
OPs dauerten noch zw ö lf Stunden und wurden nur an Strafgefangenen
vorgenommen, denen man deutlich vorgezogene Freilassung in Aussicht gestellt
hatte. Von den Nebenwirkungen, die anfangs auftraten, will ich Ihnen jetzt
nichts weiter erz ä hlen. Das war nicht sch ö n, glauben Sie mir. Der erste Mensch, dem eine solche
Bildebene eingepflanzt worden war, rief -   kaum dass er aus der Narkose erwacht war   - aufgeregt aus: "ich sehe ein Licht, ein helles
Licht. In meinem Hinterkopf, es ist hell in meinem Hinterkopf, hell." Er
starb drei Tage sp ä ter an einer Infektion.    Dennoch   -   der
weitere Weg war klar und er wurde beschritten, wie immer.
     
    Ich
erinnere mich noch gut an mein erstes Rear Cinema. Der Ausdruck ist bl ö d, ich wei ß , aber er hat sich von Anfang
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher