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Public Eye (Public Eye Trilogie)

Public Eye (Public Eye Trilogie)

Titel: Public Eye (Public Eye Trilogie)
Autoren: Hans-Peter Merz
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an durchgesetzt und bis auf den heutigen
Tag erhalten, allenfalls abgeschliffen zu Arsi, was ich pers ö nlich auch nicht f ü r viel besser halte, aber sei's drum. Also, mein erstes Arsi war schon
richtig gut. Ich konnte vier Segmente in meinem Hinterkopf unabh ä ngig ansteuern und mit Bildinformationen belegen. Ein
Moviefoto von den lieben Kleinen oben rechts, die aktuellen Aktienkurse daneben
und drunter parallel zwei Spielfilme, beispielsweise.
     
    Die
neueste Arsi-Version konnte  ich mir heute eben auf die Schnelle einsetzen
lassen, da musste nur ein plug-in ausgetauscht werden. Die ganze sonstige
Verkabelung ins Gehirn hinein und die drahtlos angesteuerten Aktuatoren konnten
diesmal noch weitergenutzt werden, erst beim n ä chsten update muss ich dann wieder mal was an der Hardware
machen lassen. Das Ergebnis ist grandios: Farbe, L ä rm, Geruch und eine nahezu beliebig gro ß e Anzahl von input-Kan ä len sind ja schon ein alter Hut, nein - der wirkliche
Hammer ist das 3D-Hologramm, das ich jetzt in meinen Sch ä del projizieren kann. Unglaublich echt und plastisch,
fantastisch. Ich habe aus der Monobib zuerst eine antike Originalaufnahme der
Berliner Symphoniker von Dvoraks Violoncello Konzert Nr. 2 abgerufen und damit
eine irre Party in meinem Kopf veranstaltet.
     
    Der
Anruf meines Klienten kam am Ende des ersten Satzes und war sehr st ö rend. Andererseits lebe ich aber davon, dass Leute 
anrufen und mich mit delikaten Aufgaben betreuen. Der Auftraggeber hatte ein
Problem, von dem meine Branche seit ihrem Entstehen im 19. Jahrhundert ü berwiegend lebt: "Ich vermute, dass meine Frau
einen Liebhaber hat, ü berpr ü fen Sie
das und stellen Sie gegebenenfalls Beweise sicher. Alles weitere erledigt dann
mein Anwalt." Das ist nicht sonderlich originell, aber es wird gut
bezahlt. Zur klassischen Observierung der Zielperson und der Dokumentation
ihrer Kontakte nach Ort, Zeitpunkt und - ä hh   - Art kam seit den sp ä ten 90er Jahren des 20. Jahrhunderts auch noch das
Aussp ä hen der Intimsph ä re im  Cyberraum dazu. Manche Leute machten alsbald auch ausw ä rtige erotische Begegnungen ihrer Liebsten in
irgendwelchen Chatrooms oder anderen virtuellen Welten zum Gegenstand ihrer
Eifersucht. Das T ä tigkeitsfeld meiner Kollegen hat sich entsprechend
angepasst. Heute - das k ö nnen Sie sich bestimmt vorstellen - sind diese k ü nstlichen R ä ume oftmals echter als die sogenannte Realit ä t. In den Arsis spielen sich jedoch Sachen ab, die k ö nnen Sie sich aber wahrscheinlich beim besten Willen
nicht vorstellen. Gro ß e Inselwelten, die an Hippiefreizeitcamps des vorigen
Jahrhunderts erinnern, sind die fr ö hliche und leichtf üß ige
Version, fast ein bisschen bieder. Das geht aber auch noch deutlich h ä rter. Ü ble
Verlie ß e, in denen sich noch ü blere Zeitgenossen zu richtig widerlichen Spielchen
treffen, sind die n ä chste Ausbaustufe und bei virtuellen zoologischen G ä rten, in denen Schlangen es mit Schimpansen treiben,
ist das alles noch nicht zu Ende. Ich kann manchmal sogar verstehen, dass Leute
die Integrit ä t ihrer Liebesbeziehung gebrochen sehen, wenn der
Partner oder die Partnerin sich solcher artigen Freuden hingeben. Zum Gl ü ck ist es aber ü berhaupt nicht mein Job, das zu verstehen. Ich werde daf ü r bezahlt, Zielpersonen in egal welcher
Wirklichkeitsform ausfindig zu machen, festzuhalten, was sie dort treiben und
die entsprechenden Dokumente meinem jeweiligen Auftraggeber auszuh ä ndigen. Alles andere erledigt dann der Anwalt, zumeist
jedenfalls.
     
    Der
Klient schickte ein Datenpaket her ü ber, dem ich die notwendigen Einzelheiten ü ber die Zielperson entnehmen konnte: Holo-Foto,
bekannte Aufenthaltsorte, Kontaktfeld, diverse Metaidentit ä ten, den ganzen Kram eben. Papa war schon flei ß ig gewesen, hatte selbst ein wenig Privatdetektiv
gespielt und seine Recherchen machten den Job zu einem Kinderspiel. Eigentlich
h ä tte er mich gar nicht gebraucht. Vielleicht fehlte das
letzte Quentchen Mut f ü r die abschlie ß ende Drecksarbeit, wer wei ß das schon.
     
     
     
    3.
     
    Orianna
war eher simpel gestrickt, so mein Eindruck. Das Ü bliche. Ein wenig Sex-Karneval hier, ein bisserl
Esoterik-Chat da, womit sich unbefriedigte Ehefrauen halt die einsamen Stunden
vertreiben. Einen Real-Lover schloss ich aus. Der Job hing mir von Anfang an
zum Hals raus. Andererseits ist so ein funkelnagelneues Implantat auch nicht
ganz billig. Sie k ö nnen das auch so sehen: ich
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