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Psychosomatische Homoeopathie

Psychosomatische Homoeopathie

Titel: Psychosomatische Homoeopathie
Autoren: Berndt Rieger
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Patientin auf der Straße und ich erkannte sie kaum, denn sie hatte ihr Markenzeichen, ihre Mütze, nicht mehr auf. Ich sprach sie darauf an, und statt einer Antwort hielt sie mir ihre Hände hin. Tatsächlich, sie waren warm.
    Im Laufe der nächsten zwei Jahre gab ich Psorinum noch dreimal, zuletzt in der Potenz C1000. Eine derart drastische Erstreaktion blieb dabei leider aus. Es dauerte länger, bis sich das gute Gefühl einstellte, das die Patientin schätzen gelernt hatte. Wahrscheinlich war der Energiestau, der ihr beim ersten Mal die Kopfschmerzen beschert hatte, ein für alle Mal beseitigt. Die positive Auswirkung auf ihr Leben aber blieb erhalten. Sie baute ihren Laden um und eröffnete noch einen zweiten Laden, und die Geschäfte liefen gut.
Über das Mittel
    Die Krätze, ein durch den Parasiten Sarcoptes scabiei hervorgerufenes Zustandsbild, wurde früher mit Unsauberkeit und mangelnder Hygiene in Verbindung gebracht. Wer von ihr befallen war, wurde vielfach aus der Gemeinschaft verstoßen. Hahnemann war der Ansicht, dass sich diese kollektive Erfahrung über die Generationen vererbt und Gefühle der Minderwertigkeit – er nannte das eine „miasmatische“ Belastung und dieses besondere Miasma „Psora“ – in den Nachgeborenen erzeugen kann.
    Psorinum ist eines der wichtigsten homöopathischen Arzneien bei Minderwertigkeitsgefühlen.
    Es wird zwar nur wenige Menschen geben, die Psorinum als Hauptmittel brauchen. Die alte Vorstellung klassischer Homöopathen, kälteempfindliche Menschen, die noch im Hochsommer vermummt daherkommen, ärmlich wirken und eine schmutzige, übelriechende Erscheinung abgeben, wird sich heute nur selten in Reinkultur finden. Und dennoch steckt in fast allen von uns das Gefühl, mit anderen nicht so ganz mithalten zu können, nicht zu den Besten zu gehören, und deshalb sein Leben am Rande verbringen zu müssen, scheu in den Schatten gedrückt, weil man sich nicht vorstellen kann, an dem Reichtum und der Fülle des Lebens teilhaben zu dürfen. Dafür ist dieses alte Mittel, von dem Hahnemann behauptete, man könne dadurch ererbte Krankheiten – sogenannte Miasmen – auslöschen, eine wichtige Arznei.
Silicea (Bergkristall)
    Polychrestpunkte: 3
    Vorwiegend für Frauen
    Es gibt manche Menschen, denen man es geradezu ansieht, dass sie einen Bedarf an Silicea haben. Es sind in der Regel schlanke Menschen mit zartem Körperbau, deren Haut eine charakteristische Neigung aufweist, Einkerbungen zu entwickeln. Im Gesicht führt das zu vielen kleinen Fältchen, die sich von den Augen bis zu den Wangen ausbilden. Wenn mich eine selbstständige Frau mit einem zarten Körperbau aufsucht, die eher ruhig und scheu auftritt, klar strukturiert denkt, starke geistige Interessen hat, einen schnörkellosen, eher unauffälligen Stil pflegt und die genannten Fältchen aufweist, denke ich als Erstes an die Gabe von Silicea, eines der am häufigsten gebrauchten Arzneien der Homöopathie. So ging es mir kürzlich mit einer Patientin Mitte Dreißig, die mich wegen ihrer Angststörungen aufsuchte. Als ich ihr Silicea C200 verabreichte, wirkte die Patientin wie befreit. Im Laufe des nächsten Jahres gab ich ihr noch mehrmals Silicea, einmal als C200, dann als C1000 und zuletzt als C10000, und konnte damit das Selbstbewusstsein der Patientin deutlich steigern. Die Ängste waren völlig verschwunden.
    Um welche Ängste handelte es sich dabei? Es waren Erwartungsspannungen, vor allem beim Alleinsein, weiterhin Prüfungsangst und eine Angst davor, Entscheidungen zu treffen. Die Patientin hatte schon in der Schule trotz genügender Vorbereitung schlechte Noten bekommen, da sie bei Prüfungen vor Angst wie gelähmt gewesen war, und schon von vornherein der Ansicht war, gar nicht in diese Schule zu gehören, da sie ja viel zu unbegabt dafür sei. Auch als Erwachsene ließ sie sich nicht gerne prüfen, verharrte bei Fragen, errötete dabei und stand sichtlich unter Druck, die „richtigen“ Antworten zu geben. Aber auch in anderen Situationen fiel es ihr schwer, sich zu entscheiden, selbst beim Einkauf zwischen zwei verschiedenen Waschmitteln, die etwa gleich viel kosteten. Ihr Mann war ein leidenschaftlicher Schachspieler, der sich aber weigerte, mit ihr zu spielen, denn sie konnte sich schon nicht entscheiden, ob sie nun die weißen oder die schwarzen Figurennehmen sollte. Wenn das Spiel dann begonnen hatte, überlegte sie zwischen den Zügen so lange, dass er darüber auch schon mal eingeschlafen
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