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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara
Autoren: Andreas Wilhelm
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anderen. »Eine neue Hüterin!«, rief er aus, »Die Halle der Aufzeichnungen hat eine neue Hüterin!«
    Die drei Thot-Anhänger, die etwas abseits den Gesprächen gelauscht hatten, fielen nun wieder auf die Knie und zollten Melissa so ihre ehrenvolle Anerkennung.
    Melissa sah etwas betreten auf die Männer und dann zu Al Haris, der ihr eine Hand entgegenstreckte.
    Zögerlich ging sie auf den Mann zu. Dann stockte sie. Sie wandte sich ab und lief noch einmal zu Patrick. Sie umarmte ihn und küsste ihn auf den Mund. »Geh deinen Weg weiter«, sagte sie, »du wirst alles finden, was du suchst!« In ihren Augen lag ein feuchtes Schimmern. Schließlich ging sie zu Al Haris und ergriff seine Hand.
    Gemeinsam schritten die beiden und Oliver Guardner auf den Lichtvorhang zu, der den Weg in die Mitte der kreisförmigen Höhle noch immer versperrte. Kurz davor blieben sie stehen, der große Mann beugte sich ein wenig zu Melissa herab und sagte etwas, das man nicht hören konnte.
    Sie streckte eine Hand aus und ließ das Licht über ihre Finger fließen.
    Dann machte sie einen großen Schritt nach vorn. Das Licht verschluckte sie. Und als hätte sie eine Kettenreaktion ausgelöst, begann der Vorhang mit einem Mal, irisierend zu pulsieren, leuchtete auf, strahlte, wurde immer heller, und in einer plötzlichen Explosion zerbarst das gleißende Licht in der Höhle und verschluckte alles und jeden in einer unendlichen weißen Leere.

Epilog
     
    12. Oktober 2006, Guardner Residence, Kairo
     
    Patrick sah sich umgeben von Licht. Er schien in einem zeitlosen Zustand zu schweben, und obwohl er sich an das Vergangene deutlich erinnerte, konnte er nicht sagen, wie lange es bereits vorbei war.
    Dann formte sich eine Gestalt vor seinem inneren Auge. Er erkannte sie sofort. Es war eine Frau, nur wenig kleiner als er selbst, sie hatte einige Strähnen ihres blondes Haares hinter ein Ohr geklemmt und sah ihn aus Augen an, in deren Tiefe ein unbestimmbares Alter lag.
    Es war Stefanie.
    Gut gemacht, mein Tapferer , sagte sie lächelnd .
    Du warst es! , brachte er stockend hervor. Du warst die vorherige Hüterin.
    Ja. Überrascht es dich?
    Nein. Ich hätte es ahnen können.
    Du hast deine Aufgabe hervorragend gelöst, sagte sie. Du hast einen neuen Hüter gefunden und die Halle der Aufzeichnungen für die Zukunft bewahrt.
    Aber was ist in der Halle? , fragte Patrick. Was ist dort aufgezeichnet? Was wäre passiert, wenn wir selbst durch das Licht gegangen wären?
    Die Halle , erklärte sie, birgt das Wissen über die wahre Vergangenheit der Kulturen, über ihre Quelle, ihre Wurzeln. Sie birgt auch alles Wissen, das bereits einmal vorhanden war und wieder vergessen wurde. Und sie offenbart das Wissen der Zukunft. Nur der Hüter der Halle vermag das Licht zu durchqueren, denn der Mensch muss noch geboren werden, der so rein wäre, dass er das Abwägen des Herzens überstehen würde.
    Also stimmten die Legenden über die Halle der Aufzeichnungen, die von unbekannten Völkern angelegt worden war, lange vor den Ägyptern, aber eine Erinnerung in der Geschichte hinterlassen hatte. Sie hatten sie tatsächlich gefunden und zugleich wieder verloren.
    Du hast uns die ganze Zeit begleitet! , sagte er. Ich habe dich gesehen, in Rhodos und im Museum.
    Wenn du mich gesehen hast, dann muss es wohl so gewesen sein ... kam die Antwort.
    Wie geht es jetzt weiter? , fragte er.
    Auch wenn sie euren Weg kreuzten, waren diese Archive des Wissens nie für euch bestimmt. Hier gibt es nichts mehr für euch zu tun. Dann streckte sie einen Arm nach ihm aus, und Patrick spürte, wie ihn eine elektrisierende Welle überrollte. Aber ich bin sehr sicher, fügte sie dann hinzu, dass du einen neuen Weg finden wirst.
    Dann entfernte sich die Gestalt, wurde kleiner, begann, zu verblassen und mit dem Licht eins zu werden.
    Werde ich dich wiedersehen? , rief er.
    Vielleicht, klang ihre Stimme wie aus weiter Ferne, und dann meinte er, ein leises Lachen zu hören.
     
    Patrick schlug die Augen auf.
    Es war heller Tag, er lag in seinem Bett im Haus des alten Guardner. Einen Moment lang rekapitulierte er seine Erinnerungen. Die Höhle, die Gespräche, das Licht, der Traum. Aber er hatte keine Ahnung, wie er hierhergekommen war.
    Er stand auf und stellte fest, dass er wie üblich nackt war. Entweder er hatte sich am Abend zuvor selbst ausgezogen, oder jemand, der seine Gewohnheiten kannte, hatte es für ihn getan.
    Kopfschüttelnd zog er sich an und hastete aus dem Zimmer, durch den
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