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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara
Autoren: Andreas Wilhelm
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Flur, den Salon und auf die Terrasse.
    Dort saß Peter bei einer Tasse Tee. Allein.
    »Da sind Sie ja«, grüßte ihn der Engländer.
    »Nun ... ich ... ja, ich schätze schon. Und Sie auch. Wie sind wir gestern hierhergekommen?«
    Peter hob die Augenbrauen. »Ich hatte befürchtet, dass Sie das fragen würden. Ich weiß es nämlich auch nicht.«
    Patrick zog eine Zigarettenpackung aus der Hosentasche, hatte sich bald darauf eine Filterlose angesteckt und setzte sich. »Das ist doch nicht zu fassen, was? Erst in Frankreich und jetzt hier: Wir machen einen sensationellen Fund, und am Ende stehen wir mit leeren Händen da. Alles für nichts!«
    »Ich habe auch darüber nachgedacht«, sagte Peter. »Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass man es so eigentlich nicht sehen kann.«
    »Sie meinen die Kohle? Die uns der alte Guardner noch geben wollte? Wo ist er überhaupt?«
    »Er ist nicht hier«, erwiderte Peter. »Und wenn ich das hier richtig interpretiere, werden wir ihn wohl auch nicht wiedersehen.« Er reichte Patrick einen Brief. »Er lag auf meinem Nachttisch.«
    Patrick faltete das Schriftstück auseinander. Es war handschriftlich.
     
    Sehr geehrter Professor Lavell, sehr geehrter Monsieur Nevreux,
    wenn Sie beide diesen Brief wohlbehalten lesen, dann hat sich alles so gefügt, wie ich es gehofft hatte. Ich bin Ihnen, wie ich Ihnen versicherte, zu größerem Dank verpflichtet, als Sie sich vorstellen können, und Sie werden feststellen, dass ich Ihnen nach meinen besten Möglichkeiten eine kleine Entschädigung für Ihre Mühe hinterlassen habe. Ich muss mich leider in dieser Form von Ihnen verabschieden und bedaure, dies nicht persönlich tun zu können. Doch nach getaner Arbeit liegt vor mir nun ein neues Abenteuer, das ich zu unternehmen gedenke, und bei diesem sind wir alle allein.
    Verweilen Sie in meinem Haus noch, so lange es Ihnen genehm ist. Ich habe mir die Freiheit genommen, bereits alle Vorbereitungen für Ihre Rückreise zu treffen, so dass Sie Samira und Ahmad nur Bescheid geben müssen.
    Ich verbleibe meinerseits und wünsche Ihnen für Ihre Zukunft alles erdenklich Gute, Erfolg und Weisheit.
    Hochachtungsvoll, Ihr Oliver Guardner
     
    Patrick legte den Brief beiseite. »Er hat sich dünngemacht, würde ich sagen.« Er stieß eine Rauchwolke aus. »War ihm vielleicht auch peinlich, uns nach dieser Aktion noch mal gegenüberzutreten.«
    »Seien Sie nicht so streng mit ihm«, entgegnete Peter. »Ich habe über ihn nachgedacht, und vielleicht hatte er tatsächlich keine andere Möglichkeit, um einen Nachfolger zu finden. Er musste in Erfahrung bringen, ob dieser das notwendige Wissen hat, um den Spuren zu folgen, und die notwendige Reife und Rechtschaffenheit, um stets die richtigen Entscheidungen zu treffen.«
    Patrick schwieg. Er dachte an Stefanie und daran, dass auch sie ihm erklärt hatte, dass diese Aufgabe für sie bestimmt gewesen war. Sie hätten nicht anders handeln sollen und können. Es war genau so richtig, wie es sich ergeben hatte.
    »Haben Sie sich Gedanken darüber gemacht, wer die Höhle gebaut haben könnte?«, fragte er. »Ägyptisch war sie ja wohl kaum.«
    Peter schüttelte den Kopf. »Die Inschriften auf den Säulen glichen keiner mir bekannten Kultur. Und Sie haben es selbst gesagt: Die Tropfsteine müssen vor mehreren zehntausend Jahren gewachsen sein. Was wir gesehen haben, mein Freund, war das Zeugnis einer uralten Hochkultur, höher entwickelt, als wir es heute sind. Möglicherweise war das der Ursprung der ägyptischen Kultur und Religion. Eine wissenschaftliche Sensation!«
    »Und wieder haben wir alles verloren!«
    »In materieller Hinsicht, ja. Was aber unsere Suche angeht«, fuhr Peter fort, »bin ich inzwischen der Auffassung, dass wir mitnichten mit leeren Händen dastehen. Wir haben bereits so viel gesehen, mehr, als sich irgendjemand vorstellen kann, wir haben eine Ahnung davon bekommen, dass die Geschichte tatsächlich viel größer ist, als wir es uns bisher erträumt haben. Wir wissen nun, dass mehr dort draußen ist, wir beginnen zu verstehen. Und wie uns der mysteriöse Al Haris sagte: Wir sind bereits auf einem Weg, und dieser sollte nicht in Frankreich enden und ebensowenig in Ägypten. Indem wir voranschreiten, lernen wir.«
    »Der Weg ist das Ziel? Ist es das, was Sie meinen?«
    »Ja«, sagte Peter, »in gewisser Weise. Es geht nicht um ein Archiv des Wissens, das noch aus alter Zeit überdauert hat, sondern wir betreten einen viel größeren Kosmos.
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