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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara
Autoren: Andreas Wilhelm
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Halten Sie mich für verschroben, aber ich denke, uns ist es bestimmt, in die Vergangenheit selbst vorzudringen.«
    Patrick ließ sie Worte nachklingen und nickte schließlich. »Wissen Sie was, Peter? So merkwürdig es klingt, vor allem aus meinem Mund: Ich glaube, Sie haben recht.« Dann lachte er. »Aber abgesehen davon halte ich Sie trotzdem für verschroben.«
    Nun lachte auch Peter. »Und damit komme ich gut zurecht!«
     
    16. Oktober 2006, Museum für Völkerkunde, Hamburg
     
    Peter Lavell betrat sein Büro und blieb einen Augenblick stehen. Er ließ seinen Blick über die Bücherregale streifen und über die gerahmten Manuskripte an den Wänden. Es wurde Zeit, vieles in einem anderen Licht zu betrachten. War das Wissen in diesen Büchern überhaupt der Rede wert? War es überhaupt wahr? Er schmunzelte, ging um seinen Schreibtisch herum und setzte sich. Wieder verharrte er in Gedanken. So viele Jahre hatte er hier gesessen und aus der örtlichen und zeitlichen Ferne die Geschichte studiert. Und so wagemutig viele seiner Theorien auch stets gewesen sein mochten, war er doch niemals auch nur annähernd mutig und verrückt genug gewesen, jene Dinge in Frage zu stellen, die sich nun in der Wahrheit der neuen Erkenntnisse auflösten und den Blick auf eine völlig andere Geschichte, ein unbekanntes Kapitel der Menschheit lenkten. Nie wieder würde er arbeiten können wie zuvor – und er würde recht bald schon mit dem Franzosen erneut in Kontakt treten. Es verband sie eine gemeinsame Erfahrung und ein Wissen, das sie näher aneinanderband, als je einer der beiden sich noch vor nicht allzu langer Zeit hätte vorstellen können.
    Peter lächelte beim Gedanken an den unverschämten Franzosen.
    Dann fiel sein Blick auf die Post, die sich in den zwei Wochen seiner Abwesenheit aufgetürmt hatte. Seufzend setzte er seine Lesebrille auf, als ihm ein Brief aus Kairo auffiel. Er war von Melissa.
     
    Lieber Peter, lieber Patrick,
    leider kann ich Sie nicht mehr persönlich sehen, weder jetzt noch in Zukunft, denn ich habe eine große Aufgabe übernommen. Der Schutz der Halle der Aufzeichnung erfüllt mich mit unbeschreiblicher Ehrfurcht und mit Stolz, aber damit ist auch viel Arbeit verbunden und die Notwendigkeit, mich künftig behutsam, weise und zurückhaltend zu verhalten. Melissa Joyce existiert nicht mehr, nur noch eine neue Hüterin.
    Sie beide haben mir geholfen und nicht nur mir, sondern auch den Archiven, der Wahrheit und der Welt. Peter, Ihr Wissen und Ihr Scharfsinn werden mich immer anspornen, und Patrick, Dein Wesen hat mein Leben erleuchtet, und Du wirst immer ein Teil von mir bleiben.
    Ich danke Euch, meine Freunde, und sende Euch alle guten Wünsche. Es soll sich für Euch alles stets so fügen, wie es für Eure Entwicklung das Beste ist. Möget Ihr weiterhin in interessanten Zeiten leben.
    Eure »Melissa«
     
    Aus dem Umschlag fiel ein weiteres gefaltetes Blatt. Es war eine Seite der Al Ahram Weekly, die englische Wochenzeitung der ägyptischen Al Ahram. Auf der Seite war ein Nachruf abgedruckt. Er galt Oliver Guardner.
    Unter seinem Namen und dem Datum 11. io. 2006 stand ein kurzer Text, dreisprachig, wie auf dem Stein von Rosetta, allerdings in Hieroglyphen, auf Arabisch und auf Englisch:
     
    Du erhebst dich des Morgens am Horizont
    Du leuchtest als Sonne des Tages
    Du vertreibst die Finsternis
    Du verbreitest deine Strahlen
    Die zwei Länder feiern dir zu Ehren
     
    Peter kannte diese Zeilen. Es war ein Teil des berühmten Sonnenhymnus, jener Ode an den über alles stehenden Gott Aton, die der mysteriöse Ketzerpharao Echnaton selbst verfasst hatte.
    Unterschrieben war der Nachruf mit einer Zeile Hieroglyphen, die Peter las, ohne sie übersetzen zu müssen:
     

     
    Thot Wehem Ankh Neb Seshtau
     
    Peter lächelte erfreut. So fügte sich alles am Ende ineinander. Dann lehnte er sich zurück und stopfte seine Pfeife. Ja, es würden interessante Zeiten werden.

Nachwort des Autors
     
    Ein weiteres Mal waren Professor Lavell und Patrick auf den Spuren der Geschichte und mystischer Legenden. Und ein weiteres Mal stehe ich vor dem Dilemma, einerseits aufklären zu wollen, welche Teile davon fundiert und welche fiktiv sind, und andererseits den Zauber der Fantasie nicht zerstören zu wollen.
    Ich denke, im Rahmen einer Geschichte kann man sich sehr gut darauf einigen, den Unglauben und das Wissen zeitweilig aus der Hand zu legen, sich zurückzulehnen und sich auf das Spiel einzulassen. Jeder Kinofilm
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