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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara
Autoren: Andreas Wilhelm
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leuchtenden Glanz, als er fortfuhr. »Ich weiß nicht, wie lange ich dort lag, vielleicht Stunden oder nur Minuten, aber ich wurde durch den Klang einer Stimme und die Berührung einer Hand an meiner Wange geweckt. Ich schlug die Augen auf. Der Schmerz schien für einen Augenblick ausgesetzt zu haben, und ich sah in das Gesicht einer zauberhaften Gestalt, so unwirklich und unwahrscheinlich hier unten in den Kavernen, dass ich mir einen Moment lang sicher war, tot zu sein. Das musste der Abschied aus dem Körper und der Empfang durch einen Engel sein, dachte ich. Und bei dem Gesicht, das mich anlächelte, wünschte ich mir fast, schon früher gestorben zu sein. Aber ich war nicht tot! Direkt vor mir kniete eine Frau, die sich zu mir herunterbeugte. Sie hatte den Kopf ein wenig geneigt und ihr langes blondes Haar auf der einen Seite hinter ihr Ohr geklemmt. Ich sehe jede Einzelheit vor mir, als wäre es gerade erst geschehen. Hallo Oliver, sagte sie, steh auf, mein Tapferer. Ja, genau das waren ihre Worte.« Tränen leuchteten in seinen Augen, als er weitersprach. »Sie war so wunderschön! Aber nicht einfach nur äußerlich, verstehen Sie? Etwas anderes war an ihr, sie strahlte etwas aus, etwas Überirdisches, Mächtiges. Ich war ihr auf der Stelle verfallen, Hals über Kopf verliebt, könnte man sagen, aber ich hatte auch eine große Ehrfurcht vor ihr. Es war ein unbeschreibliches Gefühl!«
    Peter sah zu Patrick hinüber, der die Augen zusammengekniffen hatte, als höre er die Worte des Alten mit ganz besonderer Skepsis.
    »Dann stand ich auf«, fuhr Guardner fort, »es ging irgendwie, obwohl meine Hüfte es eigentlich nicht erlaubt hätte. Ich spürte keinen Schmerz. Sie gab mir ihre Hand und führte mich zurück an die Oberfläche. Sie hieß Johanna. Oder jedenfalls nannte sie sich so. Sie pflegte mich gesund, wir führten lange Gespräche, und eines Tages verabschiedete sie sich, und ich sah sie nie wieder. Ich weiß bis heute nicht, wer sie wirklich war, aber ich habe ihre Aufgaben übernommen und bis zum heutigen Tag erfüllt.«
    »Welche Aufgaben? Wovon reden Sie?«, fragte Patrick.
    »Guten Abend!«
    Sie drehten sich erschrocken um. Im Eingang der Höhle waren drei Männer aufgetaucht. Zwei von ihnen trugen Maschinenpistolen. Der dritte, offenbar der Anführer, trat vor. »Mister Guardner«, sagte er, »ich hätte wissen müssen, dass wir Sie hier unten antreffen.«
    »Wer sind Sie, und was tun Sie hier?«, forderte der Alte, der sich ihnen selbstsicher entgegenstellte.
    »Wir sind Thot Wehem Ankh Neb Seshtau! Und dies ist die heiligste Halle Thots, des Herrn der Weisheit, der Wahrheit und der Geheimnisse. Sie alle haben hier nichts zu suchen!«
    Zur Überraschung aller begann Oliver Guardner nun zu lachen. Erst ein wenig verhalten, dann platzte es förmlich aus ihm heraus. »Sie?«, brachte er nach einer Weile hervor, »Sie sind also Thot Wehem Ankh Neb Seshtau ? Und Sie wollen diesen Ort für sich beanspruchen, ihn schützen?«
    Der Anführer der Männer sah den Alten perplex an. »Ja, aber natürlich!«, sagte er schließlich. »Wissen Sie überhaupt, was diese Halle für eine Bedeutung hat? Sie mögen ein angesehener Mann sein, Mister Guardner, ebenso, wie Ihr Vater es war, aber Sie haben keine Vorstellung davon, was dieser Ort darstellt, welche verborgene Macht in ihm liegt!«
    Noch immer lachte Oliver Guardner.
    »Seit Generationen schützen wir das Geheimnis um das Pyramidion Imhoteps«, fuhr der Mann fort, »sein Grab und die geheimen Pfade, die zur Halle der Aufzeichnungen führen. Wir haben Sie stets beobachtet, Mister Guardner. Sie schienen immer auf der Seite Ägyptens, auf der Seite der Wahrheit und der Gerechtigkeit zu stehen, und doch ahnten wir, dass Sie etwas verbargen. Und jetzt zeigt sich, dass Sie nichts anderes sind, als ein gewöhnlicher Schatzjäger! Noch dazu haben Sie diese Leute dort hineingezogen .« Er deutete auf Peter und Patrick. »Immer wieder haben wir versucht, sie von ihrem Tun abzubringen, eine Warnung nach der anderen haben sie ausgeschlagen. Aber nun ist Schluss damit!«
    »Sie haben recht«, antwortete Oliver Guardner schließlich. »Das reicht in der Tat. Ich weiß jetzt, wen Sie vertreten, und ich kenne Ihre Interessen natürlich. Und ich weiß ebenfalls alles über diese Höhle, und zwar mehr, als Sie sich vorstellen können. Sie haben nämlich bei allem Eifer keine Ahnung, wer ich bin.«
    Der Alte drehte sich um und sah zum Licht zwischen den Säulen. In diesem
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