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Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Mordversuch auf Böhnke«, behauptete Hamacher und strahlte dabei eine Souveränität aus, die jegliche etwaige Zweifel überdeckte. Hamacher deutete mit ausgestrecktem Arm auf den Exkommissar. »Das ist der Mann, den Sie in Simmerath töten wollten. Herr Böhnke hat mir bisher nicht gesagt, dass er Sie nicht auf der Brücke gesehen hat«, sagte er schnell und offenbar schnell genug für einen der Zwillinge.
    »Konnte er nicht. Es war doch dunkel.« Er stutzte, erschrocken führte er seine Hand vor den Mund. Erst jetzt wurde dem spatzenbehirnten Muskelprotz bewusst, was er gesagt hatte.
    »Das war ja wohl ein Eingeständnis, über das sich jeder Ermittler freut, und in Gegenwart eines Zeugen.« Hamacher lächelte grimmig. »Mein Angebot steht noch. Am besten stellen Sie sich freiwillig und fahren zur Polizei nach Düren.«
    »Wir müssen doch zum nächsten Auftritt nach Gey«, meldete sich der zweite Zwilling etwas dümmlich zu Wort, während sein Ebenbild fingernagelkauend und zitternd neben ihm stand.
    Sie waren, wie Böhnke durchaus zufrieden feststellte, der Situation psychisch nicht gewachsen.
    »Meinen Sie etwa, Ihren Agenten kümmert das?«, fauchte ihn Hamacher an. »Der reißt Sie momentan voll in die Scheiße hinein.«
    »Aber das kann der doch nicht. Der hat uns doch selbst gesagt, dass wir den von Sybar töten sollen.«
    »Und wie haben Sie’s gemacht?« Hamacher fragte mit strenger Miene.
    »Schmitz hat uns Bescheid gesagt, als von Sybar losfuhr. Das war nach unserem Auftritt in Kerpen. Wir sind anschließend zu der Autobahnbrücke. Ich habe mich dort postiert, meine Brüder sind auf dem Seitenstreifen die Fahrbahn entlanggelaufen und haben mir übers Handy Bescheid gegeben. Ich habe dann den Klotz auf das Auto fallen lassen«, bekannte der ältere, nicht minder stämmige Bruder. Fast gefühllos schilderte der Mann die Tat.
    »Und bei Herrn Böhnke?«
    »Wir waren bei einer Veranstaltung in der Nähe von Simmerath, als wir von Schmitz erfuhren, dass er da lang fahren würde. Da haben wir die Gelegenheit genutzt.«
    »Und warum überhaupt Böhnke?«
    »Weil der zu viel herumschnüffelte, hat uns Schmitz gesagt. Der würde herausfinden, was mit von Sybar passiert ist. Und dann könnten wir einpacken.«
    »Und jetzt seid ihr erwischt worden«, meinte Hamacher in einem versöhnlichen Ton. Ruhig betrachtete er die konsternierten Männer. »Also, ihr fahrt jetzt zur Polizei nach Düren und stellt euch. Wenn nicht, erstattete ich in einer halben Stunde Anzeige. Und dann sind die Kollegen sehr schnell bei euch, so schnell könnt ihr gar nicht abhauen.«
    Er wandte sich um und ging. Böhnke folgte ihm spontan. Der konnte die Typen doch nicht laufen lassen!
    »Chef, ist das etwa unsere Sache? Wir wissen, was passiert ist. Den Rest können andere erledigen.«
    »Sie wissen aber, dass Ihre Vernehmung nicht zulässig war.«
    Hamacher schaute Böhnke bemitleidend an. »Bin ich etwa bei der Polizei? Nein. Also brauche ich mich nicht an die Methoden der Polizei zu halten. Oder? Wir haben doch unser Ziel erreicht. Die Mörder sind überführt.«
    »Und Schmitz«, ergänzte Böhnke.

30.
    Die Schlagzeilen in den Zeitungen waren gleichlautend: ›Mord am Printenprinz aufgeklärt.‹
    Den Berichten zufolge hatten sich die Täter freiwillig gestellt, nachdem sie eingesehen hätten, dass sie überführt waren. Als Motiv brachten sie von Sybars Absicht ins Gespräch, die Auftritte in Köln nur mit Gruppen aus Aachen zu bestreiten. Dadurch schien die Karriere und die Zukunft der hoffnungsvollen Gruppe ›Schluppe Juppe‹ gefährdet oder sogar schon ruiniert. Ohne Auftritte keine Bekanntheit, ohne Bekanntheit keine Karriere, ohne Karriere keine Zukunft, so lautete die einfache Überlegung.
    Bei der Berichterstattung wunderte sich Böhnke, dass Schmitz mit keinem Wort erwähnt wurde. Stattdessen musste er sich mit einer Bemerkung von Schulze-Meyerdieck abfinden, der behauptete, die intensive Kleinarbeit der Polizei hinter den Kulissen und ohne Beachtung durch die Öffentlichkeit hätten zur Aufklärung geführt und die Täter zermürbt. Die drei seien ihrer Verhaftung nur deshalb zuvorgekommen, weil sie sich freiwillig der Polizei gestellt hätten.

    »Über Schmitz wirst du nichts lesen, mein Freund«, bemerkte Grundler, als ihn Böhnke auf das Fehlen in den Artikeln hinwies. »Schmitz streitet Anstiftung oder gar Mittäterschaft ab und hat jedem mit Klage gedroht, der entsprechende Vermutungen in den Mund nimmt oder
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