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Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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mögliches Beispiel. Ich will dir 50.000 Euro zukommen lassen, also mache ich mit dir einen Darlehensvertrag über 100.000 Euro. Du verpflichtest dich, mir diese Summe in 15 Jahren zurückzuzahlen. Du kannst mir folgen?«
    Böhnke hatte zwar verstanden, aber er konnte den Sinn nicht erkennen.
    »Gut.« Grundler gab ihm die Erklärung. »50.000 Euro kannst du für dich gebrauchen, die anderen 50.000 wandern mit einem festen oder einem Tagesgeldzinssatz auf ein Nummernkonto, etwa im Kleinwalsertal bei einer österreichischen Bank. Mit Zins und Zinseszins werden aus den 50.000 Euro wieder 100.000. Dem Darlehensgeber überlässt du das Nummernkonto und hast damit deine Schuld beglichen.«
    »Aber.« Böhnke stockte, »dann hat ja der Darlehensgeber im Prinzip nichts verdient.«
    »Wenn du es auf das Darlehen bezogen hast, hast du vollkommen recht«, bestätigte Grundler. »Aber er hat wahrscheinlich das Ziel erreicht, das er erreichen wollte: Er hat den Darlehensnehmer glücklich gemacht.« Er grinste. »Und wer weiß, mit welcher Gefälligkeit des beglückten Mannes er rechnen konnte. Das werden wir nie erfahren.«
    »Das soll legal sein?«, fragte Böhnke skeptisch.
    »Was ist daran illegal?«, fragte Grundler zurück, »Wenn ich von den Zinsen in Österreich in Deutschland keine Steuern zahle, könnte ich ein Problem bekommen. Aber das Problem stellt sich erst Jahre später und vielleicht gibt der Darlehensgeber ja diese Zinszahlung auch beim Fiskus an. Mit einem Nummernkonto in Österreich erwischt zu werden ist so unwahrscheinlich wie das erfolgreiche Gelingen eines Campingausflugs auf den Mond.«
    »So ist das also gelaufen mit der Schmiererei von Feilen und Weinberg?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Grundler langsam. »So oder so ähnlich könnte es gelaufen sein. Das können uns nur die Vertragspartner selbst sagen. Aber ich bezweifele, dass sie es tun.«
    »Dann werden wir die beiden Knaben einmal zwischennehmen müssen«, sagte Böhnke entschlossen.
    »Was willst du damit bezwecken?«
    Streng sah Böhnke seinen jungen Freund an. »Kannst du ausschließen, dass die beiden legal Geld bekommen haben, damit sie etwas Illegales tun, etwa Betonklötze auf Autos werfen?«

    Er hatte keine Hemmungen, die Beamten an den Pranger zu stellen. Wer ihn offenkundig belog wie Feilen und Weinberg, die ihre Bekanntschaft abgestritten hatten, durfte nicht damit rechnen, dass Böhnke sie mit Samthandschuhen anfassen würde. Geduldig wartet er auf den Rückruf von Müller. Ihm hatte er unverblümt geschildert, mit welcher Methode und wie dank der Mithilfe von Feilen die Ansiedlungsabsicht von von Sybar in Köln zunichte gemacht werden sollte. Nur knapp eine Stunde nach ihrem Gespräch klingelte das Telefon.
    »Was ist das bloß für eine Memme«, meinte der Oberbürgermeister nach der kurzen Begrüßung. »Der Feilen hat ja gar keinen Arsch in der Hose. Der hat noch nicht einmal Anstalten gemacht, sich zu rechtfertigen. Er hat nur davon gefaselt, dass er Schulden habe und Krathmakers ihm ein Darlehensangebot gemacht habe, dass er einfach nicht ausschlagen konnte. Danach habe er versucht, die Ansiedlung von Clement in Köln zu ermöglichen und zugleich die Ansiedlung von Sybars zu verhindern.« Müller schnaufte ins Telefon. »Und dann besitzt er die Frechheit oder Dreistigkeit, mir zu sagen, die Stadt Köln hätte gar keinen Nachteil erlitten. Es wäre ja im Prinzip einerlei, wer das Grundstück kaufen würde. Hauptsache, es würde verkauft.«
    »Haben Sie ihn denn auch mit dem Mord konfrontiert?«
    »Habe ich selbstverständlich.« Feilen sei sehr betroffen gewesen, dass er damit in Zusammenhang gebracht würde. »Er konnte mir lückenlose Alibis vorlegen. Beim Anschlag auf von Sybar war er mit seinem Kegelklub unterwegs, beim Anschlag auf Sie hat er eine Abteilungsversammlung im Stadthaus geleitet. Aus der Nummer ist er raus«, sagte Müller mit durchaus hörbarem Bedauern. Aber damit sei Feilen längst nicht am rettenden Ufer angelangt. »Sein Verhalten beim Grundstücksdeal ist nicht akzeptabel.«
    »Was haben Sie vor?«
    Der Oberbürgermeister lachte grimmig. »Ich? Ich habe überhaupt nichts vor. Ich habe Feilen vorgeschlagen, er solle sich einmal überlegen, wie es mit ihm in der Kölner Stadtverwaltung weitergehen könnte.«

    Als anderes Kaliber entpuppte sich Weinberg. Er hatte zwar spontan zugestimmt, als Böhnke und Grundler ihren Besuch ankündigten, ließ sich aber von ihren Schilderungen nicht
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