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Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Böhnke.« Er sah ihn kopfschüttelnd an. »Unser Besuch in der Firma diente ausschließlich dem Zweck, die Aktenordner mit den Unterlagen über die Verhandlung in Köln und Aachen sicherzustellen und zugleich sicherzugehen, dass niemand unbefugt das Büro von Peter von Sybar betritt. Deshalb haben wir die Schlösser ausgetauscht, wozu Landmann als einzig verbliebener Geschäftsführer ja wohl berechtigt ist.«
    »Wir sind zwar entschlossen und teilweise mit harten Bandagen kämpfende Unternehmer, aber wir sind nicht kriminell«, brachte sich Clement wieder ins Gespräch ein. »Das habe ich auch Landmann gesagt, als er mit Elisabeth von Sybar bei mir in Maastricht war. Ich wollte von ihm einen Sachstandbericht. Er schien sehr zuversichtlich, dass alles in meinem und damit auch in seinem Sinne geregelt werden würde. Der Job als Firmenchef in Köln lockte ihn doch sehr. Daraus wird ja jetzt wohl nichts. Selbst wenn ich mir später einmal von Sybars Printenwerk einverleiben sollte, ist für Landmann kein Platz mehr.«
    In gewisser Weise hätte er sich dann ja selbst ins Knie geschossen, meinte Böhnke, der mit den Gesprächsverlauf nicht zufrieden war, aber auch keine Möglichkeit sah, ihn in seinem Sinne zu verändern. Er hatte sich mehr erwartet, ohne konkret sagen zu können, was eigentlich.
    »Landmann ist einer der großen Verlierer in diesem tragischen Spiel, in dem er vielleicht sogar der Drahtzieher war«, ließ sich zum ersten Mal Schlemmer vernehmen. »Vielleicht war ja die defekte Bremsanlage nur eine Absicherung, falls das Brückenattentat nicht funktionieren sollte.«
    So könne es gewesen sein, pflichtete ihm Clement bei. Aber eigentlich sei eine mögliche Täterschaft von Landmann für ihn nicht mehr von Bedeutung. »Die Akte von Sybar ist bei uns zunächst geschlossen und landet in den nächsten Jahren nicht auf dem Stapel der Wiedervorlagen.«

    Die Rückfahrt nach Huppenbroich verlief in angespannter Schweigsamkeit. Böhnke schaute mit verkniffenem Blick aus dem Seitenfenster in die verschneite Landschaft, die zu den schönsten der Niederlande gehörte. Die Limburgische Schweiz und das Mergelland erinnerten in ihrer hügeligen Modellierung bisweilen an die Toskana und an eine Mittelgebirgslandschaft. Der weitverbreiteten Ansicht, Holland sei ein plattes Land, wurde hier auf sehr anschauliche Art widersprochen.
    Schlemmer war es schließlich, der die ungemütliche Stille beendete. »Das war wohl nicht in Ihrem Sinne, oder?«
    »Das Ergebnis ist nicht das, was ich erwartet habe«, antwortete Böhnke und fuhr mit seiner Erklärung fort: »Die beiden Männer kommen mir zu sehr als Gutmenschen daher.«
    »Sie zweifeln an ihrer Redlichkeit?«
    »Wenn Sie es so ausdrücken: ja. Ich glaube ihnen nicht.«
    »Was glauben Sie denn?«
    »Gute Frage. Ich glaube, man will mich in eine bestimmte Richtung lenken.« Böhnke lächelte schmallippig. »Und zu diesen Menschen gehören auch Sie, Herr Schlemmer.«
    »Oh.« Der Herrscher über das Schokoladenimperium schien überrascht. »Wenn dieser Eindruck bei Ihnen entstanden sein sollte, ist etwas schiefgelaufen. Ich dachte, wir hätten mit offenen Karten gespielt.«
    »Ja, haben Sie. Aber erst, nachdem Sie die Karten vorher sortiert und dann gemischt haben.«
    Wieder machte sich eine lähmende Stille in dem Wagen breit. Böhnke wusste nicht, was er sagen oder fragen sollte. Aalglatt, das war der passende Begriff, die Kerle waren aalglatt und ließen sich nicht packen. Ihn hingegen packte fast die kalte Wut, die in seinem Bestreben münden würde, den Scheinheiligen das Verbrechen an von Sybar anzulasten. Wer so souverän auftrat, hatte etwas zu verbergen, redete er sich ein, beiseite schiebend, dass er sich mit einem Vorurteil bequemte.
    »Kann es sein, dass Sie mit unserer Philosophie nicht zurechtkommen, Herr Böhnke?« Schlemmer hatte sich offensichtlich seine Gedanken zu Böhnkes Verhalten gemacht. »Sie setzen moralisches Verhalten gleich mit gesetzmäßigem Verhalten, wenn ich es einmal salopp ausdrücken darf. Wir hingegen nutzen das Gesetz für unsere Zwecke und natürlich die Lücken und Ausnahmen. Das ist nicht verboten. Wenn Sie es amoralisch finden, wenn wir das Unternehmertum höher bewerten als das moralische Empfinden des Normalbürgers, kann ich damit leben. Ich jedenfalls fühle mich wohl in meiner Haut und lasse auch andere von meinem wirtschaftlichen Erfolg profitieren. Moral hin, Moral her.«
    »Aber ist es moralisch, wenn ich mit Geld Beamte kaufe?
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