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Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition)

Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition)

Titel: Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition)
Autoren: Mary Stanton
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Was Menschen an den Galgen bringt …
ist der unglückselige Umstand der Schuld.
    Robert Louis Stevenson und Lloyd Osbourne,
Die falsche Kiste
    »Jeder von ihnen am Halse aufgehängt, bis der Tod eintrat«, sagte Lavinia Mather voller Genugtuung. »O ja. Gibt ’ne Menge Bauunternehmer, die mir für das Grundstück einen Packen Geld rüberschieben würden, wenn mir die Savannah Historical Society bloß endlich erlaubte, sie auszugraben. Aber nix zu machen. Im Staate Georgia ist das der einzige Friedhof in Privatbesitz, auf dem nur Mörder begraben sind, und deshalb steht das Ganze natürlich unter Denkmalschutz.« Ihr weiches weißes Haar bildete einen flauschigen Heiligenschein um ihr maha gonifarbenes Gesicht, dabei lächelte sie Brianna so süß wie ein Engel an. »Sie sind Rechtsanwältin, Ms. Winston-Beaufort?«
    »Ja, Madam«, erwiderte Brianna.
    »Was Sie nicht sagen!« Bewundernd schüttelte Mrs. Mather den Kopf. »Ich habe Urenkel, die sind älter als Sie!«
    Brianna, die aufgrund ihrer Südstaatenerziehung älteren Menschen gegenüber instinktiv Respekt an den Tag legte, entgegnete lediglich: »Wohl kaum, Madam. Was mich betrifft, so bin ich vor fünf Jahren als Anwältin zugelassen worden. Ich bin jetzt neunundzwanzig.«
    »Hätt ich nicht gedacht, Schätzchen. Na, wenn Sie wirklich Anwältin sind, dann könnten Sie ja vielleicht die Historical Society für mich vor Gericht zerren. Schaffen Sie mir diese Leute vom Hals, dann gehe ich auch mit der Miete etwas runter.« Sie zwinkerte verschmitzt.
    Bree gab ein unverbindliches »Hmmm« von sich.
    Sie hatte versucht, sich gegenüber der resoluten Mrs. Mather nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie der heruntergekommene Zustand der ganzen Umgebung bestürzte. Der Friedhof war äußerst ungepflegt und von Unkraut überwuchert. Etwas Derartiges erwartete man in der schicken Gegend um die West Bay Street von Savan nah einfach nicht. Der einzige Magnolienbaum, den es hier gab, war abgestorben. Die Azaleen machten einen verkümmerten Eindruck. Hohes Gras verdeckte die Grabsteine. Das Einzige, was daran erinnerte, dass dieses Grundstück zur schönsten Stadt Georgias gehörte, waren die prächtigen Eichen, von deren Ästen silbrige Bartflechten über den Gräbern hingen.
    Im ersten Augenblick hatte sie noch gedacht, sie habe sich beim Studieren der Anzeige verlesen :
    Erstklassige Büroräume zu vermieten.
    54 Quadratmeter. Exquisite Lage in Flussnähe. $ 300 mon. 555–1225.
    Sie war zwar erst seit einer Woche hier, hatte aber bereits herausgefunden, dass Büroräume von dieser Größe, die in der Nähe des Savannah lagen, etwa das Vierfache der Summe kosteten, die in der Anzeige verlangt wurde. Sie musste aber schließlich irgendwo arbeiten, bis die Renovierung der Büroräume ihres Onkels Franklin abgeschlossen war. Also hatte sie rasch telefonisch einen Termin vereinbart und festgestellt, dass die Adresse noch günstiger war, als sie gehofft hatte: Das Gebäude lag zwischen der Mulberry und der Houston Street, nur einen Block von der East Bay Street entfernt. Sie konnte also zu Fuß von ihrem Reihenhaus im Factor’s Walk zu ihrem Arbeitsplatz in der Angelus Street 66 gehen.
    »Die Sache ist die«, gestand Lavinia betrübt, »dass der Friedhof die Leute irgendwie abschreckt.« Eine vom Fluss kommende Brise, die nach Feuchtigkeit roch, umspielte die beiden Frauen. Fröstelnd zog Lavinia ihren abgetragenen Pullover fest um den mageren Körper. »Vielleicht wäre alles nicht so schlimm, wenn ich die Energie hätte, die Gräber ein bisschen auf Vordermann zu bringen. Aber ich komme nicht mehr so leicht in die Gänge wie früher.« Traurig zupfte sie an ihrer Unterlippe. »Tja, ich nehme an, Sie haben alles gesehen, was Sie sehen wollten.«
    Bree legte der alten Dame die Hand auf die Schulter. »Das ist nichts, was sich nicht mit einigen Ladungen Mulch und einer größeren Menge von Azaleen wieder herrichten ließe«, erklärte sie in taktvollem Ton. »Ich würde gern einen Blick auf die Räume werfen. Und ich hab Ihnen ja schon gesagt, dass ich sie nicht lange brauchen werde, nicht wahr? Höchstens sechs Monate.«
    Mrs. Mather lächelte sie wieder strahlend an. »Vielleicht werden sie Ihnen auch viel besser gefallen, als Sie im Augenblick vermuten.«
    Bei den zu vermietenden Räumen handelte es sich um das Erdgeschoss eines kleinen Hauses, das im frühen achtzehnten Jahrhundert erbaut worden war – zu einer Zeit, da die Straßen von Savannah mit Schlamm und Pferde
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