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Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition)

Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition)

Titel: Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition)
Autoren: Mary Stanton
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Mietvertrag werfen?« Verträge waren vertrautes Territorium; bis jetzt hatte sie sich ein wenig unsicher gefühlt.
    »Mietvertrag«, schnaubte Lavinia. »Wozu brauche ich denn einen Mietvertrag, Schätzchen? Wenn es mit uns klappt, können Sie die Räume so lange, wie Sie wollen, mieten. Wenn es nicht mit uns klappt, einigen wir uns einfach, dass sich unsere Wege trennen.«
    »Aber das wird eine ziemliche Investition für mich sein, Mrs. Ma … ich meine, Lavinia. Und ich glaube, keine von uns sollte …«
    »Ohne Mietvertrag.« Lavinia schüttelte den Kopf. »Ich traue den Gerichten nicht. Ich traue den Gesetzen nicht. Ich vertraue auf Gott. Und«, fügte sie voller Entschiedenheit hinzu, »auf meine gute Verdauung.«
    Bree zögerte.
    Das ist genau das Richtige .
    Sie vertraute auf diese Stimme, die schließlich nichts anderes als ihre eigene, hochentwickelte Intuition war, oder etwa nicht? Sie hatte sie veranlasst, Raleigh zu verlassen, nicht mehr für ihren verrückten – wenn auch liebenswerten – Vater Royal Winston-Beaufort zu arbeiten und nach Georgia zu kommen, wo die Luft nach Freiheit roch. Sie hätte die Klienten ihres Großonkels nicht zu übernehmen brauchen; sein Testament legte fest, dass sie sich um sie »kümmern« sollte, sodass sie sie, wenn sie gewollt hätte, auch an andere Kanzleien hätte weiterreichen können. Doch Savannah bot ihr die Chance, sich ein eigenes Leben aufzubauen, und diese Chance wollte sie nutzen.
    »Dann ist es also abgemacht.« Lavinia, die diesen inneren Monolog gehört zu haben schien, trottete aus dem Esszimmer, durchquerte das Wohnzimmer und ging in die Eingangshalle zurück. Bree folgte ihr. Sie hatte lange Beine, besonders im Vergleich mit Lavinias kurzen. Trotzdem musste sie sich beeilen, um die alte Frau einzuholen. Lavinia zog den Türriegel bereits ungeduldig zurück.
    »Ich habe oben noch eine Menge zu tun, Schätzchen. Wenn es Ihnen also nichts ausmacht, würde ich Sie bitten, sich selbst hinauszubringen, wie man so sagt. Morgen können Sie dann gern wiederkommen und mit dem Einzug beginnen.« Sie spähte zur Tür hinaus und sah nach rechts und links. »Vergewissern Sie sich, dass Sie die Tür richtig hinter sich verschließen. Das ist zwar eine gute Gegend, aber bei Kindern weiß man heutzutage ja nie. Ganz zu schweigen von den Josiah Pendergasts dieser schlechten alten Welt. Dieser Mörderfriedhof ist der einzig richtige Ort für eine solche Bestie.«
    Brees Anwaltsgewissen meldete sich zu Wort. »Wollen Sie nicht doch lieber – ganz zu Ihrem eigenen Schutz – einen Mietvertrag haben, Lavinia? Ich meine, natürlich schmeichelt es mir, dass Sie mir auf Anhieb vertrauen. Aber die Welt ist schlecht, da haben Sie völlig recht. Soll ich nicht für alle Fälle morgen einen Standardvertrag mitbringen?«
    »Unsinn«, sagte Lavinia. »Ihren Standardvertrag können Sie sich an den Hut stecken.« Sie fasste nach oben und wickelte sich eine Strähne von Brees langem Haar um den Finger. »Das ist Ihre Naturfarbe, nicht wahr, Schätzchen?«
    »Ja.« Bree errötete. Sie war nicht sonderlich eitel, hielt sich aber einiges auf ihr üppiges, langes weißblondes Haar zugute, das so fein gesponnen war wie Zuckerwatte.
    Lavinia beugte sich vor. Bree stieg der würzige Duft von getrockneten Kräutern sowie der süße Geruch exotischer Blumen in die Nase. »Sehen Sie diese Engel, die ich auf die Stufen da gemalt habe? Ihr Haar hat genau die Farbe wie das des Tapfersten und Besten von ihnen.« Ihr Lächeln erhellte ihr Gesicht, als ginge die Sonne am Horizont auf. »Sie sind dazu bestimmt, diese Räume zu mieten. Könnte nicht klarer sein.«
    Klar war vor allem, wie Bree meinte, dass bei ihrer neuen Hauswirtin eine kleine Schraube locker war. Doch Lavinias Schrauben saßen zweifellos fester als die von Tante Corinne-Alice oder die von Großonkel Franklin. Diese beiden Verwandten hatten sich mit ziemlich bizarren Dingen beschäftigt. Und Bree hatte diese Exzentrizitäten, denen sie in ihrer Kindheit ausgesetzt gewesen war, bestens überstanden. »Wir sehen uns dann morgen«, sagte sie. »Und danke …«
    Lavinia wieselte, den Duft von Kräutern und Blumen zurücklassend, die bemalte Treppe hoch und verschwand.
    »Mrs. Mather? Lavinia?«
    Keine Antwort. Von oben war lediglich zu hören, wie eine Tür energisch zugeschlagen wurde. »Darf ich so um zehn kommen?«, fragte Bree mit erhobener Stimme.
    Kein Wort von ihrer Hauswirtin in spe. Dafür strömte der Duft
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