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Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen

Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen

Titel: Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen
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Der Tod traf auf eine vergnügte Gesellschaft. Mr. Kenway, der Vizepräsident der Northern Trust Limited Bank, stand am Vorabend seiner Hochzeit. Er hatte die drei Direktoren und die neunundfünfzig Angestellten zu einem kleinen Umtrunk eingeladen. Das entsprach der Tradition des Hauses.
    Nach Schalterschluß, etwa siebzehn Uhr zehn, brachte der Hausmeister die Kisten mit den Getränken in die oberen Räume. Zwei Schreibtische wurden zusammengerückt und mit einer weißen Decke überzogen; auf diese rasch improvisierte Bar stellte man die Trinkbecher und die Getränke — Whisky, Rum, Gin, Kognak, kalifornischen Champagner, Tonicwater, Ginger Ale, Soda und Cola. Natürlich gab es auch Zigaretten und Salate sowie die üblichen Party-Naschereien. Mr. Kenway, hatte sich nicht kleinlich gezeigt; er hatte die Sachen von Rogers and Parker anliefern lassen, einem bekannten Feinkostgeschäft in der Chambers Street.
    Mr. Stoneham, der Präsident der Bank, hielt eine kleine Ansprache. Sie war nicht so witzig, wie sie sein sollte, aber alle lachten höflich, wenn Stoneham eine Bedeutungsvolle Pause einlegte und mit den Augen zwinkerte. Dann, am Ende des Toastes, hob jeder sein Glas, um auf Mr. Kenways Glück zu trinken.
    Kenway hatte sich für Champagner entschieden. Er schmeckte ihn mit geschlossenen Augen ab und verzog dabei sein Gesicht. Irgend etwas war mit dem Zeug nicht in Ordnung. Stoneham trank gleichfalls Champagner. Kenway warf dem Präsidenten einen prüfenden Blick zu, um festzustellen, wie der auf den merkwürdigen Geschmack reagierte.
    Stonehams Gesicht färbte sich violett. Er öffnete den Mund wie jemand, der plötzlich keine Luft mehr bekommt.
    Hinter Kenway stieß jemand einen gurgelnden Laut aus.
    Ryder, der Buchhalter, brach plötzlich in die Knie. Der Pappbecher, den er in der Rechten gehalten hatte, fiel zu Boden. Die rotbraune Mischung von Rum und Cola bildete auf dem hellen ( Linoleum eine nierenförmige Lache.
    Kenway merkte, wie eine unsichtbare Faust seinen Magen zusammenpreßte. Eine Frau schrie. Mrs. Brown, dachte Kenway. Er wollte sich nach ihr umsehen, aber dazu fehlte ihm plötzlich die Kraft. Er sah nur noch, wie Al Fleming, der zweite Kassierer, mit weit aufgerissenen Augen und starrem Blick zum Telefon wankte. Fleming griff nach dem Hörer. Noch ehe er ihn abnehmen konnte, stürzte er zu Boden.
    Vor Kenways Augen begannen sich die Konturen des Raumes und der darin befindlichen Menschen in Wellenlinien aufzulösen. Sekunden später tauchte dieses Chaos in ein rosarotes Licht ein, das jedoch schnell nachdunkelte und von einem tiefen Schwarz aufgesogen wurde.
    Kenway hörte Schreie, Lallen, Ächzen, das Splittern berstenden Glases und das dumpfe, schwere Aufschlagen von Körpern auf dem Boden. Dann hörte er auch das nicht mehr.
    Mr. Kenway hatte das Bewußtsein verloren.
    ***
    Mr. Fuller holte sich eine Dose Bier aus dem Kühlschrank. Er öffnete sie und setzte sich damit zu seiner Frau an den Küchentisch. Mit einem Ohr versuchte er etwas von der Feier zu erhaschen, die sich in den Geschäftsräumen der Bank abspielte.
    »Sehr lustig scheint es da oben nicht zuzugehen«, bemerkte er brummig. »Nichts zu hören!«
    Mrs. Fuller lächelte. Natürlich wußte sie, daß ihr Mann wütend war. Er hätte gern an der kleinen Party teilgenommen und fühlte sich zu Unrecht davon ausgeschlossen.
    »Du gehörst nicht dazu, du bist bloß der Hausmeister«, meinte sie, spöttisch wie immer, wenn es darum ging, ihm Vorhaltungen wegen seines beruflichen Versagens zu machen. »Deine Schuld! Du hast es in deinem Leben zu nichts gebracht…«
    Es klingelte.
    Fuller nahm noch einen Schluck aus der Dose und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Erwartest du jemand?« fragte er seine Frau. Mrs. Fuller schüttelte den Kopf. Fuller schlurfte hinaus. Es war siebzehn Uhr dreißig.
    Die Hausmeisterwohnung lag an der Hofseite des Bankgebäudes. Die Fenster und die Hintertür waren durch kräftige Stahlgitter geschützt. Fuller öffnete das kleine Schiebefenster, das sich in der Tür befand, um zu sehen, wer geklingelt hatte.
    Draußen standen drei Männer. Sie waren ungefähr gleich groß und trugen weiße Arztkittel.
    »Dr. Rasmussen«, sagte der Mann, der der Tür am nächsten stand. Er hatte eine drängende, keinen Widerspruch duldende Stimme. »Sie wissen doch Bescheid, oder? Mr. Stoneham hat uns angerufen… lassen Sie uns eintreten!«
    »Ich weiß nichts von einem Anruf«, sagte Fuller verblüfft. Solange
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