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Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen

Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen

Titel: Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen
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warst dabei, als sie starb.
    Behutsam richtete ich meinen Oberkörper auf. In meinem Kopf explodierten prompt einige kleinere Sprengladungen. Ich sah sicherlich nicht wie ein strahlender Held aus.
    »Sie sollen doch liegen bleiben!« meinte das Girl vorwurfsvoll.
    »Es geht schon«, murmelte ich und schwang die Beine auf den Boden. »Haben Sie mich auf die Couch…?« fragte ich dann, ohne den Satz zu beenden. Ich glaube, ich wurde sogar rot dabei.
    »Ja«, bestätigte Cynthia. »Es war nicht ganz leicht.«
    Das Girl war enorm taillenschlank, aber oberhalb der Gürtellinie trumpfte sie mit imponierenden Maßen auf. Sie trug einen knappsitzenden weißen Pulli, der das deutlich erkennen ließ, und cremefarbene, enganliegende Slacks. Die bloßen Arme waren, genau wie ihre Hände, ohne Schmuck.
    Der Raum, in dem wir saßen, entsprach in seinen Abmessungen dem Wohnzimmer von Myrna Collins. Er war jedoch eleganter und geschmackvoller als der des Mordopfers eingerichtet.
    »Wie lange war ich bewußtlos?« wollte ich wissen.
    »Ich weiß es nicht… ich war selber einige Zeit ohnmächtig«, antwortete sie.
    »Sie haben um Hilfe gerufen? Erzählen Sie!«
    »Vorhin klingelte es an meiner Tür. Ich ging in die Diele und öffnete. Vor mir stand ein Fremder. Er drängte mich in die Diele. Ich wollte schreien, aber er preßte mir seine Hand auf den Mund. Dann stieß er mich ins Wohnzimmer. Ich stolperte über den Teppich und fiel zu Boden. Er riß mich wieder hoch und fragte mich hastig nach Myrna. Der Kerl muß verrückt gewesen sein! Er wollte von mir wissen, was sie mir anvertraut hat…«
    »Myrna Collins?« unterbrach ich das Girl. »Sie waren mit ihr befreundet?«
    »Ich bin es noch! Sehr gut sogar. Ich erzählte dem Kerl, was ich wußte, aber das genügte ihm wohl nicht. Er packte mich am Hals und begann mich zu würgen.« Sie beugte sich nach vorn und kam mir dabei so nahe, daß ich das schillernde Rot ihrer leicht geöffneten Lippen dicht vor meinem Mund hatte. »Es schmerzt jetzt noch ein wenig. Sieht man denn nichts?«
    »Doch«, bestätigte ich. »Einige Druckstellen.«
    »Ich schaffte es gerade noch, einmal laut um Hilfe zu rufen«, meinte sie, »dann wurde es um mich herum dunkel. Als ich wieder zu mir kam, fiel die Apartmenttür ins Schloß. Ich rappelte mich hoch und stolperte in die Diele… und da sah ich Sie am Boden liegen.«
    »Haben Sie die Polizei alarmiert?«
    »Dazu bin ich noch nicht gekommen. Wozu auch?« fragte sie bitter. »Der Kerl ist längst über alle Berge!« Sie schüttelte den Kopf. »Er tat so, als wüßten Myrna und ich um irgendein Geheimnis. Ausgerechnet Myrna!«
    Cynthia erhob sich. Sie trat an einen Tisch, auf dem eine Packung Zigaretten lag, und steckte sich eine an.
    Ich erhob mich. »Ich muß mir den Mund spülen«, entschuldigte ich mich und ging ins Badezimmer. Dort entdeckte ich eine Kippe im Ascher. Cynthias Marke. Ansonsten war der kleine Raum tadellos sauber. Cynthia Swift war offenbar das Girl, das auf peinliche Ordnung Wert legte. Ich gurgelte ein bißchen und hielt dann meinen Kopf unter den kalten Wasserstrahl. Jetzt fühlte ich mich schon wesentlich besser.
    »Ich habe uns einen Whisky mit Eis zurechtgemacht«, sagte Cynthia, als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte. Sie hielt mir ein Glas entgegen. Ich nahm es ihr ab und trat damit an das Fenster.
    Im Hof standen zwei Patrolcars der City Police und der Kastenwagen der Mordkommission. Ein Ambulanzwagen schob sich in mein Blickfeld und stoppte neben den Patrolcars. Ein vertrauter Anblick… wenn auch einer, an den ich mich nie gewöhnen werde.
    »Ich komme sofort zurück«, sagte ich und stellte das Glas ab, ohne einen Schluck getrunken zu haben.
    Eine Etage tiefer drängten sich vor Myrna Collins’ Apartment die Neugierigen. Einige Reporter, die mich kannten, überfielen mich mit einem Schwall von Fragen. Ich schüttelte sie ab und wies mich dem uniformierten Beamten gegenüber aus. In der Wohnung begrüßte ich Lieutenant Harry Easton, den Leiter der Mordkommission 2 von Manhattan East.
    »Hallo, Jerry«, sagte er. »Ich habe Sie schon vermißt. Wie sehen Sie denn aus? Man könnte fast meinen, Sie hätten eine lange Nacht hinter sich…«
    »Mein Schicksal, Easton«, antwortete ich grinsend, obwohl ich ausnahmsweise sieben Stunden durchgepennt hatte. »Ich bin ein Spezialist für lange Nächte.«
    Dann kamen die üblichen Fragen, wenn auch nicht sehr viele, denn ich wußte schließlich genau, worauf es ankam und welche
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