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Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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die geöffnete Tür in der Rückwand des Festzelts.
    »Ich sehe blau gekleidete, junge Männer, die in einen gewaltig großen Geländewagen einsteigen.«
    Ziemlich ungehalten schilderte Böhnke seine Beobachtung. War er etwa in einem Seminar für Polizeianwärter gelandet? »Was soll das?«
    »Darf ich vorstellen: Das sind die ›Schluppe Juppe‹, die jetzt in ihrem Hummer zum nächsten Auftritt nach Gey fahren.«
    »Ja, und?«
    »Fällt Ihnen nichts auf?«
    Was sollte ihm auffallen? Fünf Männer waren in ein Auto gestiegen und wollten davonfahren.
    »Vollkommen richtig«, bestätigte Hamacher. »Aber haben Sie irgendein Musikinstrument, irgendeinen Verstärker oder irgendeinen Lautsprecher gesehen? Ich nicht.«
    »Nein, ich auch nicht.« Böhnke war verblüfft. Er hatte sich bei den miterlebten Auftritten der ›Schluppe Juppe‹ immer ein wenig darüber geärgert, dass sie zu laut musizierten. Ihm hatten jedenfalls nach den närrischen Darbietungen die Ohren geklungen.
    »Das ist es ja. Quasi unser Fehler. Wir haben immer nur gefragt, wo sich die Gruppe, und wir meinten damit die Musiker, bei den Attentaten aufgehalten hat. Aber wir haben nie nach ihren Begleitern gefragt. Schauen Sie mal!« Hamacher deutet wieder auf den Ausgang. Zwei Kastenwagen waren vorgefahren. Die beiden Fahrer stiegen aus und verschwanden im Zelt.
    »Die holen jetzt das Equipment«, meinte Hamacher.
    Er sprach wohl von der Ausrüstung der Gruppe, meinte Böhnke für sich.
    »Ich habe inzwischen herausgefunden, dass die ›Schluppe Juppe‹ immer mit den drei Autos unterwegs sind. Einer für die Musiker und zwei für das Material. Die beiden Transporter werden vom Manager und einem seiner beiden Brüdern gefahren. Einer war beim Auftritt dabei und hat das Mischpult bedient. Bei den Auftritten sorgen die drei dafür, dass das Zeug herangekarrt, auf- und wieder abgebaut und dann zum nächsten Auftritt gebracht wird. Die Musiker brauchen sich um nichts zu kümmern und kriegen auch nichts mit.« Er lächelte böse. »Dann mal los, Chef!«, meinte er angriffslustig.
    Hamacher näherte sich entschlossen einem Mann in Arbeitskleidung, der mit zwei Gitarren in den Händen aus dem Zelt trat.
    »Na, heute keinen Betonklotz dabei?«, fragte er frech.
    »Was meinen Sie? Was wollen Sie von mir?« Ungehalten verstaute der stämmige Mann die Instrumente auf einem Ständer.
    »Im Prinzip will ich nur, dass Sie und Ihre Brüder zur nächsten Polizeistation nach Düren fahren und sich stellen«, sagte Hamacher ruhig. »Denn Sie und Ihre Brüder haben Peter von Sybar auf dem Gewissen.
    »Was soll das?« Ein zweiter, kräftiger Mann in Arbeitskleidung hatte sich genähert. Er sah dem anderen verdammt ähnlich, vermutlich waren es Zwillinge, wie Böhnke dachte.
    Auch der dritte, ebenfalls muskelbepackte Bruder gesellte sich zu ihnen. »Sehen Sie nicht, dass Sie uns hier stören. Wir haben es eilig.« Er war eindeutig älter als die Zwillinge.
    Langsam dämmerte Böhnke, wie die Anschläge geschehen waren. Die Brüder hatten nach dem Unfall in Übach-Palenberg die Betonklötze mitgenommen und sie auf von Sybar und auf ihn geworfen. Es blieb nur die Frage, woher sie wussten, wann sie von Sybar und ihn auf diesen Straßenabschnitten abpassen konnten. Die Antwort lag auf der Hand: Sie wussten es von Schmitz.
    »Sie haben also von Ihrem Konzertagenten Schmitz erfahren, dass von Sybar in Köln bei der Sitzung war«, hörte er Hamacher sagen. »Es traf sich gut, dass Ihre Musiker bei dem Auftritt in Übach-Palenberg den Unfall mit der Lore hatten. Da kam Ihnen die Idee mit der Autobahnbrücke im Baustellenbereich. Sie selbst sind da oft vorbeigekommen bei den Fahrten zu den Auftritten und kannten sich bestens aus. Sie haben den Beton eingepackt und hatten Ihr Tatwerkzeug.«
    »Quatsch«, brauste der ältere Bruder auf. »Erstens stimmt es nicht und zweitens können Sie es nicht beweisen.«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«, entgegnete Hamacher spitz. »Was meinen Sie, was mir Ihr Agent alles erzählt hat? Da würden Sie sich wundern. Schmitz wird wohl gerade bei der Polizei sein und seine Aussage machen. Er hat erkannt, dass das mörderische Spiel vorbei ist und er wird wahrscheinlich Ihnen die Sache in die Schuhe schieben.«
    Böhnke wunderte sich über Hamacher. Sollte der ehemalige Kollege tatsächlich Schmitz überführt haben? Er hatte da seine Zweifel. Wahrscheinlich tischte er dem Trio ein Märchen auf.
    »Außerdem gibt es einen Augenzeugen für Ihren
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