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Pretty Daemon

Pretty Daemon

Titel: Pretty Daemon
Autoren: Julie Kenner
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tot und hatte die Erde für immer verlassen. Doch sein Körper war zurückgeblieben und wurde nun von einem Dämon bewohnt. Und da Dämonen häufig zu den Orten wiederkehrten, wo sie in eine menschliche Hülle gefahren waren, wollten wir in dieser Nacht die Gasse bewachen.
    Um halb drei Uhr morgens jedoch war ich bereit, Sammy erst einmal in Ruhe zu lassen.
    »Vielleicht hat dieser Dämon zur Abwechslung einmal Köpfchen«, meinte David nachdenklich. »Möglicherweise begreift er ja, dass er nur überlebt, wenn er der örtlichen Dämonenjägerin aus dem Weg geht. Zumindest, bis er seine volle Stärke erlangt hat.«
    »Den örtlichen Dämonenjägern«, verbesserte ich ihn.
    David schüttelte den Kopf. »Ich beziehe mein Gehalt nicht von der Forza.«
    »Aber…«
    Er winkte ab. »Nicht heute. Es ist schon spät, und wir sind beide müde. Wenn wir nicht mehr weiter nach Sammy suchen, würde ich vorschlagen, dass wir abbrechen und endlich schlafen gehen.«
    Mich quälten Schuldgefühle, aber auch Angst. »Es ist doch nicht… Du hast ihnen doch nichts von den Lazarus-Knochen erzählt – oder?« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe es dir versprochen, Katie. Und ich halte mein Versprechen.«
    Ich nickte beruhigt, wenn auch meine Neugier nicht befriedigt war. »Warum…«
    »Kate«, unterbrach er mich entschlossen. »Wir sprechen ein andermal darüber.«
    Ich hakte nicht nach. Wie mir vor einiger Zeit klargeworden war, hatte Eric viele Geheimnisse. Früher hätte ich das zwar niemals für möglich gehalten, doch inzwischen wusste ich, dass ich von all den Menschen in seinem Leben vermutlich diejenige gewesen war, vor der er am meisten verheimlicht hatte.
    Auf dem Weg nach Hause plagte mich Davids Status als freiberuflicher Dämonenjäger so sehr, dass ich mich gezwungen sah – jawohl, gezwungen –, an einem Drive-Through zu halten und mir dort eine große Portion Pommes und eine Cola light zu genehmigen. Schließlich benötigte ich für meine mentalen Kraftanstrengungen genügend Kalorien.
    Zumindest redete ich mir das ein, als ich an meiner Cola nuckelte, während ich durch die leeren Straßen fuhr. Pflichtbewusst hielt ich an allen roten Ampeln, obwohl nirgendwo ein anderer Wagen zu sehen war.
    Einer der Gründe, warum sich David bereits zwei Tage nach dieser ganzen Erweckungsangelegenheit verpflichtet gefühlt hatte, nach Italien zu fliegen, war sein Bedürfnis gewesen, der Forza einen genauen Bericht abzuliefern. Er wollte der vatikanischen Behörde darlegen, wie Erics Seele in Davids Körper geraten war – zumindest soweit er das selbst wusste. Solche Dinge geschahen schließlich nicht jeden Tag, und uns war beiden klar, dass sich die Forza eingehend damit auseinandersetzen würde.
    Auch die Tatsache, dass ich den Staub der Lazarus-Knochen dazu benutzt hatte, David von den Toten zu erwecken, wäre für die Forza von großem Interesse. Ich hatte eine Grenze überschritten, als ich mich im Bruchteil einer Sekunde dazu entschloss, David wiederzuerwecken, und das mit Hilfe einer Magie, mit der ich eigentlich nichts hätte anfangen dürfen.
    Doch ich wusste, dass ich es jederzeit wieder tun würde. Ich war mir dessen absolut sicher. Gleichzeitig jedoch hatte ich an diesem kalten Januarabend meine Seele aufs Spiel gesetzt. Und was noch schlimmer war – ich hatte ebenso Erics Seele aufs Spiel gesetzt… Sie können in mir gern einen Feigling sehen. Aber ich wollte einfach nicht die Enttäuschung in Padre Corlettis Stimme hören, wenn ich ihm erzählte, was ich getan hatte.
    Der Gedanke an den Padre ließ mich lächeln. Ich schob mir eine Fritte in den Mund. Padre Corletti leitete die Forza und war stets wie ein Vater zu mir gewesen. Man hatte mich als Kind allein durch die Straßen von Rom wandernd gefunden, ohne dass ich eine Erinnerung an meine Mutter und meinen Vater gehabt hätte. Es war Padre Corletti gewesen, der mir oft die Hand gehalten und mir abends Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen hatte. An meinem vierzehnten Geburtstag schenkte er mir mein erstes Stilett. An meinem sechzehnten gab er mir ein Silberkreuz.
    Es war auch Padre Corletti gewesen, der seine Zustimmung gab, als Eric um meine Hand anhielt.
    David wusste von all dem natürlich und verstand mein Unbehagen, ohne dass ich etwas hätte erklären müssen. Er hatte vorgeschlagen, unser Erweckungsabenteuer geheim zu halten. Zuerst hatte ich unter Schuldgefühlen gelitten, auch wenn ich in der letzten Zeit eine wahre Expertin auf dem Gebiet der
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