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Pretty Daemon

Pretty Daemon

Titel: Pretty Daemon
Autoren: Julie Kenner
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davon erzählt. Nicht der vatikanischen Vorschriften wegen, meine wahre Identität zu verheimlichen, sondern weil ich nicht wollte, dass mein Mann mich ansah und plötzlich eine völlig andere Frau neben sich entdeckte als diejenige, die er geheiratet hatte.
    Noch schlimmer wäre es für mich gewesen, wenn er mich angesehen und gar nicht mehr gewusst hätte, wen er da eigentlich vor sich hatte.
    Obgleich ich mir wünschte, eine Ehe zu führen, die ein sicherer Hafen für mich sein konnte, so begriff ich doch immer deutlicher, dass sich die Wahrheit – dieser hässliche Dämon Wahrheit – nicht mehr lange würde verbergen lassen. Ich wusste, dass ich bald auch vor Stuart meine Karten auf den Tisch legen musste. Denn selbst wenn die Wahrheit uns auseinanderbringen mochte, so ließ es sich doch nicht leugnen, dass meine Heimlichtuerei letztlich genau dasselbe bewirken würde.
    Diese Tatsache zu begreifen war eines. Doch es war etwas ganz anderes, wenn der andere Mann in meinem Leben versuchte, mich zu einer derartigen Enthüllung zu zwingen.
    »Wenn er dich liebt«, sagte David, »wird ihm all das nichts ausmachen.«
    »All das«, wiederholte ich. »Zwei harmlos klingende Wörtchen. Glaubst du wirklich, dass ihm meine Dämonenjägerei egal sein wird? Dass es ihm nichts ausmachen wird, wenn ich nachts um zwei durch die Straßen und am Strand entlang patrouilliere, mit einem Messer und einer Flasche Weihwasser bewaffnet? Meinst du das mit all das, David?«
    Ich trat empört einen Schritt auf ihn zu. Eine seltsame Mischung aus Wut, Sehnsucht und Trauer regte sich in mir. »Oder gibt es noch etwas? Verbirgt sich hinter all dem mehr? Meinst du damit auch dich und mich?«, fügte ich hinzu, wobei meine Stimme ein wenig hysterisch klang. »Oder dich und Allie?« Ich hob das Kinn und sah ihm in die Augen. In seinem Blick spiegelte sich mein eigener Schmerz wider. »Das sind alles Komplikationen, die Stuart sicher nicht vorhergesehen hat, als er schwor, mich in guten und in schlechten Zeiten zu lieben.«
    David zuckte zusammen. Ich wusste, dass ich einen Nerv getroffen hatte. Natürlich hatte auch Eric mir dasselbe geschworen, aber durch den Tod seines Körpers hatte sich dieser Schwur in Nichts aufgelöst. Die Tatsache, dass seine Seele zu uns zurückgekehrt war, bedeutete sowohl große Freude als auch große Qual.
    »Dieser Schwur wird ihm sicher viel bedeuten«, meinte David nach einer Weile. Anstatt mich anzusehen, spielte er nun mit seinem Stock. »Wenn du ihn liebst, musst du ihm vertrauen und an ihn glauben.«
    Ich presste zwei Finger gegen meinen Nasenrücken, um David nicht ansehen zu müssen. Denn im Grunde sah ich in diesem Moment nur Eric vor mir.
    »Du hast mir doch gesagt, dass du ihn liebst«, drängte er und suchte erneut meinen Blick.
    »Das tue ich auch«, erwiderte ich. Das tat ich wirklich. Ich liebte meinen Mann von ganzem Herzen.
    Das einzige Problem bestand darin, dass es nun zwei Männer gab, die ich liebte. Und zwei Arten von Leben, die ich nicht miteinander zu vereinbaren vermochte.
    Ich wandte mich ab und begann die Gasse in Richtung Auto zu laufen. Ich musste dringend einen klaren Kopf bekommen, und wenn das bedeutete, dass ich wie ein Feigling davonrannte, dann konnte ich das auch nicht ändern.
    Ich war schließlich nicht hierhergekommen, um Zeit mit meinem kürzlich wieder zum Leben erweckten Mann zu verbringen. Nein, ich hatte vielmehr angenommen, dass ein neu entstandener Dämon auftauchen würde, und hatte geglaubt, dass sich David aus demselben Grund hier befand.
    Natürlich war ich nicht so naiv gewesen, zu hoffen, dass ich einem Gespräch über unsere frühere Beziehung und die Konsequenzen seiner Wiederkehr für immer aus dem Weg gehen konnte. Aber ich hatte nicht erwartet, vor David meine Entscheidung rechtfertigen zu müssen, dass ich Stuart nichts von meinem geheimen Leben erzählte, oder mit ihm über die Vor- und Nachteile eines Wochenendes mit seiner Tochter Allie zu diskutieren…
    Ich lief auf die Hauptstraße zu. Das Geräusch meiner Schritte wurde durch den dumpfen Bass, der aus einem der nahegelegenen Clubs dröhnte, untermalt. Da vernahm ich weitere Schritte hinter mir. Mein ganzer Körper spannte sich an. Ich war derart auf Angriffe aus der Dunkelheit eingestellt, dass ich diese instinktive Reaktion selbst dann nicht zu unterdrücken vermochte, wenn ich genau wusste, dass es David sein musste, der mir da folgte.
    Als ich meinen Schritt verlangsamte, wurde der seine schneller.
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