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Pretty Daemon

Pretty Daemon

Titel: Pretty Daemon
Autoren: Julie Kenner
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Geheimniskrämerei und der Unterdrückung meines schlechten Gewissens geworden war. Doch wenn David bereit war, das Ganze zu verschweigen, so war ich sicher die Letzte, die etwas dagegen einzuwenden hatte.
    Schließlich war Davids Geschichte selbst ohne den Erweckungsaspekt aufregend genug. Es war eine Geschichte, die von den Gelehrten der Forza vermutlich handschriftlich festgehalten und in einer supergeheimen Abteilung der vatikanischen Bibliothek aufbewahrt werden würde. Mit anderen Worten: Es handelte sich um höchst wichtiges theologisches Material. Es war sogar so wichtig, dass ich nicht einmal blass geworden war, als David mir von seiner geplanten Reise erzählte, obwohl ich wusste, wie sehr es Allie treffen würde, dass ihr gerade erst aufgetauchter Vater vorhatte, sofort wieder um die halbe Welt zu reisen.
    Was mich betraf, so war ich insgeheim froh gewesen, David für ein oder zwei Wochen nicht sehen zu müssen. Ich wollte ihn nicht für immer verlieren, vor allem nicht, nachdem auch ich ihn gerade erst zurückbekommen hatte. Aber ich brauchte Zeit und Ruhe, um all das, was geschehen war, zu verarbeiten – von der dämonischen Bedrohung, die wir fürs Erste abgewandt hatten, bis hin zu dem mächtigen Zauber, den ich benutzt hatte, um Eric für eine Weile auf dieser Welt zu behalten.
    Selbst Allie schien, nachdem sie ihre erste Enttäuschung überwunden hatte, ganz froh, dass ihr Vater verreist war. So fantastisch Erics Wiederkehr theoretisch auch sein mochte, so sehr bedurfte es doch einiger innerer Auseinandersetzungen, um damit klarzukommen. Die neue Lage war für Allie nichts, worüber sie stundenlang mit ihren Freundinnen hätte quatschen können. Es gab auch kein Buch mit einem ähnlichen Thema. Im Grunde konnte sie nichts anderes tun, als abzuwarten und das Ganze innerlich langsam zu verarbeiten. In dieser Hinsicht war mir Davids Abreise also geradezu wie ein Geschenk vorgekommen. Ich fragte mich sogar, ob er das in Wahrheit nicht vielleicht doch gewusst und deshalb seine Abfahrt besonders schnell vorangetrieben hatte.
    Allerdings hatte ich nicht erwartet, ihn derart lange nicht wiederzusehen. Ich war von einem ein- oder zweiwöchigen Aufenthalt ausgegangen, der dann beinahe drei Monate dauerte. David musste sogar einige Wochen unbezahlten Urlaub nehmen, um in Rom bleiben zu können. Er behauptete der Schulleitung gegenüber, sich um einen kranken Verwandten in Europa kümmern zu müssen. Am Telefon hatte ich den Eindruck gewonnen, dass David vorhatte, wieder hauptberuflich als Dämonenjäger zu arbeiten und vielleicht sogar seine Stelle als Lehrer an den Nagel zu hängen.
    Warum war er also noch immer freiberuflich tätig? Und warum arbeitete er wieder an der Coronado Highschool?
    Meine erste Vermutung hing mit meinem schlechten Gewissen und meiner Angst zusammen. Ich stellte mir vor, dass er die Geschichte mit den Lazarus-Knochen doch gestanden hatte und die Forza seine Seele nun als unrein betrachtete, weshalb er nicht mehr als Jäger arbeiten durfte. Doch schon bald tat ich diese Befürchtung als unsinnig ab. Falls die Wiedererweckung durch die Knochen seine Seele tatsächlich befleckt haben sollte, dann wäre auch meine Seele in Gefahr gewesen. Und einer solchen Vorstellung durfte ich nicht nachhängen.
    Es war nicht nur ein blindes Ableugnen, das mich dazu trieb, diese Hypothese fallenzulassen. Nein, es war auch Vertrauen. David hatte mir schließlich sein Wort gegeben. Er hatte mir klar und deutlich erklärt, dass er sein Versprechen halten würde. Und daran wollte ich glauben.
    Das beantwortete allerdings noch immer nicht meine Frage, warum er nicht wieder als Jäger für die Forza arbeitete. Ich konnte mir einfach keine triftige Erklärung vorstellen. Also überlegte ich hin und her, bis ich schließlich in unsere Einfahrt einbog.
    Ich ließ den Minivan vor der Garage stehen, wo ich ihn in letzter Zeit oft parkte. Erstaunlicherweise hatte es Stuart endlich geschafft, unser knarzendes und nervtötend langsames Garagentor zu reparieren (oder vielmehr einen Handwerker zu rufen). Obwohl dieser lang herbeigesehnte Tag endlich gekommen war und das Tor jetzt mit einem zarten Flüstern auf- und zuging, konnte ich meinen Wagen noch immer nicht in der Garage parken. Sie fragen sich sicher, warum? Ganz einfach. Ich war mir so sicher gewesen, dass mein Mann die Reparatur bis nach der Wahl hinausschieben würde, dass ich die halbe Garage – also meinen Teil – mit Krimskrams gefüllt hatte, den ich
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