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Pretty Daemon

Pretty Daemon

Titel: Pretty Daemon
Autoren: Julie Kenner
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anderes tun können, wenn meine Tochter ihren Vater gerade erst wiedergefunden hatte und ihn kurz darauf schon wieder tot vor sich liegen sah? Zugegebenermaßen war auch mir viel daran gelegen, den Mann zu retten, den ich einmal mit allen Fasern meines Körpers und meiner Seele geliebt hatte.
    Das Problem bestand nur darin, dass ich nicht wusste, ob ich durch meine Tat nicht für immer unsere Seelen befleckte. Schließlich hatte ich diesen Zauber für etwas sehr Selbstsüchtiges eingesetzt. Von den Komplikationen, die seine Wiederauferstehung für mein Leben mit sich brachte, will ich erst gar nicht anfangen.
    »Es tut mir leid«, sagte David. »Ich weiß, dass du in letzter Zeit sehr viel durchmachen musstest. Aber es geht nicht nur um dich, Kate. Glaubst du etwa, dass es für mich alles so einfach ist?«
    Natürlich wusste ich, dass es das nicht war. »Manchmal. Vielleicht. Weiß nicht.« Ich blickte ihn aufmerksam an. »Ich weiß nur, dass du derjenige bist, der für mehr als zwei Monate problemlos verschwinden konnte. Der sich in Ruhe Gedanken darüber machen konnte, was mit ihm passiert ist, während ich mein bisheriges Leben weiterführen und mich dabei mit einer Tochter auseinandersetzen musste, die ihren Vater etwa sieben Sekunden lang zurückgewonnen hatte, nur um ihn dann gleich wieder von neuem zu verlieren.«
    »Genau deshalb finde ich meinen Vorschlag auch nicht unbegründet. Ein einziges Wochenende, Katie. Ich möchte nur ein einziges Wochenende mit meiner Tochter verbringen.« Er blickte mich flehend an. »Ist das denn so schwer zu verstehen?«
    »Nein«, sagte ich. »Natürlich ist das nicht schwer zu verstehen. Aber das Ganze ist ziemlich kompliziert. Verdammt, Eric. Du hast mich hinters Licht geführt. Ich dachte, wir wollten diese Nacht jagen gehen. Und uns nicht über das Sorgerecht für unsere Tochter streiten.« Ich zuckte zusammen. Auf einmal wurde mir bewusst, was ich da soeben gesagt hatte. Ich würde mich bestimmt nie von Eric scheiden lassen. Niemals. Doch was das Praktische betraf, so waren wir im Grunde geschieden. Unsere Ehe war zu einem abrupten Ende gekommen, und auf die Frage, wie wir und unsere Tochter damit umgehen sollten, hatten wir noch keine Antwort gefunden.
    »Ich will Stuart nicht verletzen«, sagte ich mit einer wahrscheinlich kälteren Stimme, als ich das vorgehabt hatte. Doch mich quälten Schuldgefühle.
    David sah mich einen Moment lang aufmerksam an. Ein Muskel in seiner Wange zuckte. Sein Ausdruck überraschte mich, und ich blickte verwirrt woanders hin. In Erics Gesicht hatte sich sein Zorn nie so offensichtlich widergespiegelt. Also musste diese Miene auf David zurückzuführen sein. Auf einmal wurde mir bewusst, was es bedeuten musste, dass Eric und David einerseits derselbe und andererseits sehr verschieden voneinander waren.
    »Wie soll ich ihm das erklären?«, wollte ich wissen. »Welchen plausiblen Grund kann es dafür geben, dass eine Schülerin auf einmal das Wochenende mit ihrem Chemielehrer verbringen will?«
    »Vielleicht solltest du es mit der Wahrheit versuchen«, erwiderte David. Wenn er diesen Vorschlag auch nur mit einem Anflug von Ironie vorgebracht hätte, wäre ich möglicherweise darauf eingegangen. Doch er sprach mit einer derart leisen, eindringlichen Stimme, dass mir klarwurde, wie ernst er es meinte. Er begriff, welche Macht dieses Wort besaß – die Wahrheit.
    »Ich werde Stuart nichts über dich erzählen«, erklärte ich mit mehr Entschlossenheit, als ich verspürte. »Ich werde ihm von all dem nichts erzählen. Weder von der Forza noch von meiner Vergangenheit. Und auch nicht, dass ich wieder als Dämonenjägerin arbeite. Nichts. Das hat nichts mit seinem Leben zu tun. Es gehört nicht in das Leben, das ich mit ihm führe, und ich will es da auch nicht haben.«
    Stuart hatte schließlich keine Frau heiraten wollen, die einen Dämon mit dem Absatz ihres schwarzen Lederpumps auslöschen oder auf einen Höllenhund ein Steakmesser schleudern und ihn mitten in die Stirn treffen konnte. Nein. Stuart hatte vielmehr eine Frau geheiratet, die keine Ahnung hatte, wie sie ihren selbstreinigenden Ofen dazu bringen konnte, sein Programm zu starten.
    Ich hielt mein Leben als Dämonenjägerin geheim, weil es genau das war – ein Geheimnis. Niemand außerhalb der Forza sollte etwas davon wissen. Und selbst nachdem ich meine Arbeit wieder aufgenommen hatte, um die rasch wachsende Dämonenbevölkerung von San Diablo zu dezimieren, hatte ich Stuart nichts
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