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PR TB 149 Die Grosse Flut

PR TB 149 Die Grosse Flut

Titel: PR TB 149 Die Grosse Flut
Autoren: Perry Rhodan
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Stimme nicht mehr. Ganz langsam bekamen die Dinge um uns
wieder Umrisse und Farben. Der Gleiter wendete abermals und schwebte
auf Enlil zu. Ich hörte undeutlich hinter mir ein Stöhnen
oder einen Ruf ’der Wut. Über meinen Kopf flog einer der
wenigen Wurfspeere, die wir mit Spitzen aus seltenem Eisen versehen
hatten. Die Spitze der Waffe verschwand zwischen den Schulterblättern
Enlils und warf ihn mit Wucht nach vorn auf den Hals des Tieres. Dort
fiel er hinunter, krallte sich in die Zügel und wurde von dem
durchgehenden Tier durchs aufgewühlte Wasser davongezerrt. Das
Tier sprang davon, mitten durch die schreienden und flüchtenden
Soldaten hindurch, die ebenfalls halb taub und halb blind waren,
irgendwohin, bis unter den Hufen des Hengstes keine Spur festen
Bodens mehr sein würde und das Tier ertrank und den toten
Androidenkörper losschleuderte oder mit sich in die Tiefe riss.
Ich ließ die Keule sinken und hielt mich fest, als der Gleiter
zu schwanken begann.
    „Der Kampf ist vorüber!“sagte ich. „Wir
fliegen zurück nach Ninive und sehen, was zu retten ist.“
    Ich nahm meinen Helm ab und streckte mein Gesicht dem Regen
entgegen, der es reinigte und kühlte. Vermutlich waren auch die
Ruderer Khargs ertrunken wie er selbst, weil wir nirgendwo eine Spur
von ihm und den Bomben gefunden hatten, mit denen wir das Heer hätten
zerstreuen wollen. Ich bekam keine Antwort, beugte mich nach vorn
und.
    Schnell! Erstirbt] schrie das Extrahirn.
    Der Gleiter summte geradeaus weiter, nachdem ihn Nisobar mit
letzter Kraft in die Richtung auf Ninive zugesteuert hatte. Der
Krieger lag, den Rücken gegen das Heck des Bootes gelehnt,
    entspannt da. Ein Arm hing, die Keule in der verkrampften Hand,
über den Rand. Die Keule schleifte wie der Körper Enlils
durchs Wasser. In der Brust Shargal Nisobars steckte ein Metallstück,
von dessen glühenden Rändern die Wassertropfen aufdampften.
Ich kniete mich neben ihn und fasste sein Gesicht an.
    „Es war mein letzter Kampf, Jäger!“sagte er
stockend. Aus dem Mundwinkel tropfte Blut. Ein Teil dieses
verfluchten Vogels steckte in seinem Herzen oder in einer großen
Ader.
    „Du hast einen Gott getötet!“sagte ich. „Dein
Name wird niemals vergessen werden. Du hast Ninive gerettet,
Shargal!“
    Er bewegte sich nicht. Er sah mich nur an und atmete flach. Es war
kein Wasser auf seinem Gesicht, sondern der Schweiß der letzten
Anstrengung. Ich fühlte, wie Tränen in meinen Augen
brannten. In meiner Kehle stieg ein schmerzendes Gefühl hoch.
Das traurige Ende einer guten Freundschaft zeichnete sich ab.
    „Sage Alyeshka, Jäger, dass.“
    Ich erfuhr nicht, was er sagen wollte, denn er starb mitten im
Satz. Ich wusste, dass wir gewonnen und verloren hatten. Die Flut
hatte die erste Reichsgründung vernichtet. Aber es würden
so viele Fluten wie Versuche dieser Art folgen, dass sich in diesem
Land die Legende des großen Wassers bilden musste. Die Hand
Nisobars lockerte ihren Griff, die Keule versank im Wasser.
    Ich war allein und hatte nicht einmal einen Platz, um ihn begraben
zu können. Ich wusste nicht, dass unter den vielen Ertrunkenen
in diesen Wassern auch ein Bote war, den die schöne Aiv
ausgeschickt hatte. Ich wusste auch nicht, dass Ninive ebenso fast
vollständig zerstört worden war wie Ur.
    Ich trieb mit dem Gleiter durch den Sturm; die Blitze und das
Gewitter. Ich hatte kein Ziel, und hätte ich eines gehabt, würde
ich es nicht erreicht haben. Denn schon jetzt fühlte ich, wie
alle Erinnerungen zu verblassen begannen. Namen und Dinge,
Geschehnisse und die Überlegungen dahinter - alles wurde vom
Vergessen überdeckt. Gedankenstaub sammelte sich an. ES griff
wieder nach mir, erkannte ich. Nicht mit einer Botschaft, sondern auf
makabergnädige Art: ES ließ mich vergessen. Wenn ES mich
wieder brauchte, würde ich nur das wissen, was ich scheinbar auf
einer anderen Ebene erlebt hatte. Ich würde ein neues, scharfes
Werkzeug sein, ein gnadenloser Wächter des Planeten. Die
Katharsis setzte ein. Ich war wie gelähmt. Ich merkte nicht
einmal, wie mich eine unbekannte Kraft packte, aus dem ruinierten
Gleiter hob und zwischen den vertrauten Maschinen in der fragwürdigen
Geborgenheit meiner Unterwasserkuppel absetzte. Ich schlief ein, ohne
begriffen zu haben, was mit mir geschehen war.
    Der Wächter von Larsaf Drei schläft, sagte mein
Extrahirn. Aber ich begriff auch dies nicht mehr. Ich sehnte mich
nach der Ruhe, nach einem tiefen Schlaf durch die Jahrhunderte.
    ENDE
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