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PR TB 149 Die Grosse Flut

PR TB 149 Die Grosse Flut

Titel: PR TB 149 Die Grosse Flut
Autoren: Perry Rhodan
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zerbarst. Das Licht, das über dem Land
lag, erlosch ganz plötzlich. Der Kehle des schreckerfüllten
Mannes in den Schaffellen entrang sich ein winselnder Laut der
Furcht. In der Ferne schrie qualvoll ein Rind, das sich wohl die
Läufe gebrochen hatte.
    Zwei große, schlanke Gestalten standen auf dem Hügel.
Der Oberhirte Shagana sah sie genau. Es mussten Enlil und An sein.
Eine Gottheit war unverkennbar männlich, die andere besaß
nicht die schweren Formen des Weibes, aber sie bewegte sich wie eine
Frau. Ihre Gestalt war die eines hoch aufgeschossenen Jungen. Tiefer
in den Schatten des Baumes schob sich der Hirte hinein. Er sah in den
innersten Punkt des Wunders.
    Durch die Stille hörte er die Stimmen der Götter.
    Sie sprachen miteinander, deuteten einmal dorthin, dann hierher,
dann wieder in die Richtung der fernen Berge. Schließlich
wiesen ihre langen schlanken Arme nach Süden. Dorthin, wo die
große Lagune sein sollte, wo sich die Städte bildeten, wo
sich die Menschen sammelten.
    Die zwei Götter waren seltsam gekleidet.
    Staunend und fassungslos registrierte Shagana alles: die weißen,
teilweise wie jenes silberne Metall der Händler spiegelnden
Anzüge, die ihre schönen, vollkommenen Leiber wie eine
zweite, dünnere Haut umspannten. Er sah die breiten, in der
Dunkelheit leuchtenden Gürtel, an denen Waffen, Taschen oder
andere, undeutbare Dinge befestigt waren. Er sah zu, wie nach dem
Erlöschen des großen Roten Eies ein dünnes,
zerbrechlich wirkendes Gerüst silberner Stäbe übrig
blieb, in denen Truhen und Kugeln hingen. Ohne dass Enlil oder An
etwas taten, bewegte sich das Gerüst. Zwei Dinge entstanden, die
wie Traglasten aussahen.
    Enlil, dessen Kopf golden schimmerte, hob den Arm. Wieder sagte er
etwas in der Sprache der Himmelsgötter. Er sah sich langsam um,
als ob er das Land ringsherum genau in Augenschein nehmen wollte. Er
wirkte jung, strahlend und voller geschmeidiger, schneller Kraft. Von
ihm ging eine Aura aus, die dem Hirten sagte, dass dieser Gott
keinerlei Maßstäbe und Gesetze anerkannte, wie sie den
Sterblichen eigen waren.
    Jetzt ging er mit einigen schnellen, zielbewussten Schritten auf
die seltsame Traglast zu, setzte sich in einen hochlehnigen Sattel
und wartete auf An.
    An, eine männlich wirkende Frau, bewegte sich auf gänzlich
andere Art als Enlil. Sie wirkte trotz ihrer unweiblichen Formen
dämonisch und heimtückisch. Shagana fühlte, wie eine
Welle von Schwarz von ihr ausging wie damals, als ein Teil der
Sonnenscheibe fehlte. Jede ihrer Bewegungen schien lüstern zu
sein wie die einer Tempelhetäre. Auch sie setzte sich in den
Sattel des unlebendigen Reittiers. Dann schwebten die Traggestelle
hoch und kamen näher.
    „Sie werden mich vernichten und meinen Staub in den Wind
streuen!“röchelte der Oberhirte.
    Von dem niedrigen Hügel aus, auf dem sich das große Ei
aufgelöst hatte, schwebten die zwei Götter geradewegs auf
ihn zu. Aber sie sahen weder ihn noch seine auseinander gestreuten
    Herden. Fast völlig lautlos, nur von einem summenden Geräusch
begleitet, flogen die Götter an dem verkrüppelten Baum
vorbei, ohne einen Blick in die Richtung Sabgal Shaganas zu werfen.
Hinter ihren seltsamen Reitstühlen schwebte ein lang gezogener
feuriger Schweif. Er wies direkt nach Norden. Immer kleiner und immer
schneller flogen sie, verloren sich in der Dunkelheit unter den
Sternen und verschwanden schließlich gänzlich wie zwei
todbringende Vögel.
    Warum er dies dachte, wusste Shagana nicht.
    Aber er wusste mit Bestimmtheit, dass ihr Ziel der Süden war.
Dort, wo sich die Menschen am Rand der Lagune scharten. Dort würde
eine Stadt entstehen. Ur war ihr Name. Und dorthin flogen die Götter,
um ihren Anspruch auf ihre Herrschaft anzumelden.
    Shagana fror vor Entsetzen. Er starrte lange in die Richtung, in
der die Ankömmlinge fort geflogen waren. Das Gefühl
kommender Veränderungen und Gefahren fiel nicht von ihm ab.
    Im Morgengrauen ging er daran, missmutig und fluchend, seine große
Herde zu suchen und die Tiere zu sammen zutreiben.
    Am fünfzehnten Tag des elften Mondes, noch immer im Jahr „des
milden Regens“, hörte Shagana ein Geräusch, das nicht
in die Landschaft passte. Die Hunde schlugen an, und der Hirte sprang
vom Feuer weg und griff zu seiner Schleuder. Dann sah er die lange
Reihe der Fackeln, hörte das Mahlen schwerer Scheibenräder
und wusste, dass sich eine Karawane näherte.
    Er verließ seinen sicheren Platz und ging dem ersten Gespann
entgegen,
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