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PR TB 149 Die Grosse Flut

PR TB 149 Die Grosse Flut

Titel: PR TB 149 Die Grosse Flut
Autoren: Perry Rhodan
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das aus dem Hohlweg hervorkam. In den vergangenen Monden
waren viele Wanderer vorbeigekommen, denn der Weg der Herden aus
Schafen, Ziegen, Rindern und Halbeseln führte in weitem Bogen
wieder zurück an den Unterlauf. Die Herden waren gesund, satt
und hatten sich vermehrt. Shagana war Sabgal, Oberhirte, weil unter
seinen Händen jede Herde gedieh.
    Er sprang ins Licht der Fackel und schrie:
    „Zurück, Hunde! Wer seid ihr, Fremde?“
    Ein großer Mann mit lederner Kleidung und einem kühnen
Gesicht hob den rechten Arm und drehte die Handfläche nach vorn.
    „Wir kommen mit Ittu von Hit. Dürfen wir zwei Nächte
an deinem Feuer lagern?“
    Shagana lachte kurz.
    „Ihr dürft. Ich bin allein, und ich bin wehrlos. Dort
drüben ist Platz für die Gespanne.“
    „Gut. Wir bringen Gewürze, Gerüchte und
Sklavinnen. Wir sind nicht einmal überfallen worden.“
    „Habt ihr Wein oder Bier in den Schläuchen?“
    „Auch das! Höh, weiter!“
    Der Stachel bohrte sich in die wunden Kruppen der Tiere. Die Zügel
klatschten. Die Gespanne rollten eines nach dem anderen aus dem
natürlichen Hohlweg hervor. Seit Anbeginn der Geschichte, die
der Hirte von seinen Ahnen und diese wieder von ihren Großeltern
überliefert bekommen hatten, wanderten entlang dieses Weges die
Menschen, die einzelnen und die Gruppen, die Karawanen und die Züge
der Kriegsbeute. Die Männer, die diese Karawane mit ihren
zwanzig Gespannen begleiteten, waren Gespannführer und Krieger,
Bogenschützen und Handwerker in einer Person, denn der Weg war
weit, die Hindernisse beschwerlich, die Reise lang und die Abenteuer
gingen in die Hunderte.
    Nacheinander wurden die Gespanne zu einem Kreis zusammengefahren,
die Deichseln sternförmig nach innen. Eine schmale Öffnung
blieb. Fackeln wurden entzündet, Feuer entstanden.
    Der Führer der Karawane, der Handelsherr Shailishu, fasste
den Hirten am Arm und wischte sich Schweiß und Schmutz aus dem
Gesicht. Als er den ledernen Helm abstreifte, fielen lange Reihen
geringelter schwarzer Haare auf die Schultern. Sie waren mit
Leinsamenöl eingedreht worden; auch das volle Haar des Bartes,
in dem kein Grau war, glänzte und roch unverkennbar.
    „Hirte!“sagte Shailishu wie ein Mann, der plötzlich
ungewöhnliche Erleichterung spürte. „Sei
    froh, dass man dich hier in Ruhe lässt! Harte Zeiten sind im
Land zwischen den Strömen ausgebrochen.“
    Es mochten sechzig Personen sein, die jetzt die Ochsen und
Halbesel ausschirrten und aus der Wagenburg hinaustrieben. Jetzt,
kurz nach Anbruch der Nacht, war der Platz neben der Quelle von
unerwartetem Leben erfüllt. Die Zugtiere drängten sich um
das Wasser, die Karawanenbegleiter luden ihre Bündel ab. Feuer
wurden entzündet, und die gefesselten Sklavinnen kamen von den
Wagen herunter.
    „Es gab Wanderer. Und sie brachten Gerüchte!“wich
der Hirte aus. Aber seit der Nacht der Ankunft zweier Götter war
er von unbezwingbarer Neugierde. „Gerüchte über viele
Dinge.“
    „Die meisten davon sind keine Gerüchte, sondern
Wahrheiten!“brummte der Händler und wusch sich im
hölzernen Trog das Gesicht und die Unterarme.
    „Berichte, Freund!“ermunterte ihn Shagana.
    Während ein Mädchen Shailishu ein grobes Tuch brachte,
in dem er sich abtrocknete, überblickte der Hirte die Szene.
Seine Herden waren sicher in den Pferchen. Er hatte zehn junge Hammel
und einige Zicklein gegen eine schwarzhaarige Sklavin eingetauscht,
die eine Wunde am Fuß hatte. Männer suchten die
Schlachttiere aus der Herde heraus. Seinem Besitz, der nur zu
geringem Teil ihm gehörte, würde nichts geschehen. Langsam
wurden nun auch die fremden Zugtiere auf die fetten Weiden getrieben.
Der Lärm verebbte, je dunkler es wurde.
    „Es sind zwei mächtige Götter ins Land
herabgestiegen!“sagte der Karawanenführer. „Sie
treiben die Menschen zusammen und lassen Hügel bauen und Kanäle
ausheben.“
    „Listig sind sie, ja!“gab Shagana zu. „Hügel
und Kanäle sind wichtig.“
    Seit Anbeginn des Lebens gab es immer wieder verheerende
Überschwemmungen. Nur diejenigen, die sich in der gewaltigen
flachen Vielflüsse-Ebene auf Hügel retten konnten,
entgingen dem Tod. Hügel zu bauen, war für die Menschen
dort wichtig, denn der Boden war gut und fruchtbar.
    „Und sie tun alle Dinge mit Schnelligkeit, Kraft und
List!“sagte Shailishu. „Und mit großer Grausamkeit.
Ein Menschenleben gilt ihnen weniger als ein Schaf oder ein
Grashalm.“
    Bedächtig bewegte der Hirte seinen Kopf und dachte an
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