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PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

Titel: PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds
Autoren: Verena Themsen
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wischen, das sich aufgrund seiner steigenden Erregung dort sammelte, klang plötzlich eine Automatenstimme auf.
    »Tausend Stahlkrampen sechs mal acht mal null Komma zwei ultrahart, geeignet für alle Atmosphären.«
    Crest zuckte zusammen und ließ den Stift fallen. Er starrte das Gerät an. Das Blinken hatte aufgehört und war zu einem durchgehenden Leuchten geworden. Die Spitze des Stiftes zeigte noch immer in die Richtung, in die er den Stift zuletzt gehalten hatte – auf eine Kiste mit dem besagten Inhalt, wie die Aufschrift über dem Kodierungsholo verriet.
    Ein Lesestift. Ein verfluchter Lesestift für Leute, die Interkosmo nicht sicher lesen können – keine Kontrolle für das Störfeld! Es ist ein verfluchtes Alltagsgerät ...
    Der Arkonide schloss die Augen und biss sich auf die Lippe, um nicht laut vor Enttäuschung aufzustöhnen.
    Alles umsonst. Ich kann nur noch zu den She'Huhan beten, dass die anderen rechtzeitig kommen oder eine Patrouille auf uns aufmerksam wird.
    Ein Poltern verriet ihm, dass er nicht mehr allein war in diesem Teil des Schiffes. Irgendwie hatten sie ihn schon wieder aufgespürt. Oder war es Zufall?
    Egal. Sie werden dich hier früher oder später finden, eingekeilt wie eine Jatsuni im Glas.
    Crest erwog die Möglichkeiten, die er noch hatte, während er aufmerksam lauschte. Schwere Schritte, die langsam, aber zielstrebig näher kamen. Vermutlich der bullige Zerft. Schließlich wurde es still.
    Er steht direkt vor der Klappe, durch die du gekrochen bist. Womöglich haben sie Infrarotsensoren dabei oder etwas Ähnliches.
    »He, alter Mann!« Die Stimme kam von weiter weg im Raum. Die Artikulation verriet, dass es Liszog war. »Wir wissen genau, wo du bist. Wir Unither haben einen guten Geruchssinn, weißt du? Ich hab auch deine Schuhe hier, falls du die wiederhaben willst. Leckerer Duft.«
    Etwas polterte zu Boden.
    Nicht, dass man nicht hätte darauf kommen können, aber geholfen hätte mir das auch nichts.
    »Wir wollen dir nichts tun, alter Mann. Nur 'n bisschen nett plaudern und so. Also hör auf mit dem Theater und komm einfach raus.«
    Sicher. Plauderei mit Strahler. Völlig überzeugend.
    Crest musterte die Klappe, hinter der er lag. Wie die andere war sie so konstruiert, dass man sie entweder eingehängt hochklappen oder aushängen und komplett abnehmen konnte. Während der Unither sprach, setzte er sich auf und löste vorsichtig die Halterungen.
    »Also gut«, fuhr Liszog nach einer kurzen Pause fort. »Zerft wird jetzt die Klappe aufmachen, und dann kommst du langsam raus. Ich hab den Strahler bereit, also keine Blödheiten, hörst du? Ich bin nicht zimperlich, wie du schon gemerkt hast.«
    Crests Finger verkrampften sich um die Metallklammern, mit denen er die Klappe in ihrer Position hielt. Wenn er sich verschätzt hatte, wenn Zerft an dieser Klappe stand, dann hatte er ein Problem.
    Er spürte etwas unter seinem Fuß und sah hinunter. Es war der Lesestab. Offensichtlich hatte er versehentlich den Sensor berührt, denn er blinkte wieder.
    Crest trat gegen den Stift. Er schlitterte über das Plastik, rollte und rotierte einmal um die Achse. Der Lesestrahl huschte über Abdeckungen, Streben und Behälter.
    »Immerfest-Molekularverbundkleber – mit lebenslanger Garantie«, quäkte das Gerät.
    Schlagartig erhellte sich der Innenraum, als die Klappe aufgerissen wurde. Im gleichen Moment schmetterte Crest seine Abdeckung nach außen und schnellte aus dem Zwischenraum. Einen Moment brauchte er, um das Gleichgewicht wiederzuerlangen, dann jagte er geduckt an dem verblüfften Zerft vorbei und direkt auf Liszog zu. Von unten rammte er den Arm des Unithers, sodass die Hand mit dem Strahler zur Decke wies, als er abdrückte. Er drehte sich und stieß dabei seinen Ellenbogen in die Magengrube des jungen Gha'essold. Liszog gab einen dumpfen Trötlaut von sich.
    Crest wartete die Folgen seiner Schläge nicht ab, sondern sprang Richtung der dank Liszogs Nähe noch immer offen stehenden Tür. Willkürlich bog er draußen nach rechts ab, nur um sofort seinen Fehler zu erkennen. Vor ihm blockierte eine Gestalt den Weg, der er fast in die Arme gerannt wäre.
    Golath.
    Es mochte an der Überraschung oder der Erschöpfung liegen oder an beidem: Dieses Mal war der Unither schneller als Crest. Ehe der Arkonide reagierte, war Golaths Hand vorgeschossen, und die Finger hatten sich fest um den Zellaktivator geschlossen. Instinktiv wollte der Derengar sich vorbeugen und die Kette über den Kopf
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