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PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

Titel: PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds
Autoren: Verena Themsen
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Glassit!
    »Raus hier!«, brüllte der Cel'Athor hinter ihm. Schon bäumte sich das Biest erneut auf, verwand sich und rotierte. Mit unglaublicher Gewalt raste das Ende eines Pseudopodiums gegen das bereits geschwächte Material.
    Bahroff griff Sergh da Teffrons Ärmel. Die Hand des Regenten war noch benommen von dem Erinnerungssturm, der über ihn hereingebrochen war, bevor das Biest begonnen hatte, Amok zu laufen. Mehrere Schritte ließ er sich mitziehen, riss sich dann aber los.
    »Bringt das Biest wieder unter Kontrolle!«, schrie er über den Lärm der Schläge hinweg. »Schützt die Station! Und bringt die Gefangenen zurück in ihre alten Zellen! Wer zögert, wird getötet!«
    Hinter ihnen schloss sich die Tür zur bröckelnden Zuschauerbox. Sie eilten durch die Gänge und Schächte zur Zentrale. Unterwegs gingen Meldungen ein. Der Celista wurde blass.
    »Die palorischen Wärter revoltieren«, teilte er mit. »Sie öffnen die Durchgänge zum Dschungeltor.«
    »Was?« Sergh da Teffron blieb unvermittelt stehen und fuhr herum. Als wolle er selbst einen Strahler ziehen und zurückrennen, um sich in die Kämpfe zu werfen.
    »Selbst wenn die Gefangenen es so weit schaffen, werden sie nicht weit kommen«, sagte Stiqs. »Sollen sie weglaufen ... Der Dschungel ist voller tödlicher Gefahren. Sie können dort nicht überleben. In zwei, drei Tagen werden sie zurückgekrochen kommen, oder wir können sie wie reife Früchte mit Gleitern von den Bäumen pflücken.«
    »Hast du nicht gehört? Die Eingeborenen helfen ihnen!«
    »Die Eingeborenen haben ihre Frauen und Kinder in Dörfern, die uns schutzlos ausgeliefert sind. Sie werden sehr schnell den Fehler einsehen, den sie gemacht haben, wenn wir mit den Hinrichtungen beginnen.«
    Sergh da Teffron drehte sich langsam wieder um und musterte seinen Assistenten. »Eine Zeit lang hatte ich schon gedacht, du würdest weicher werden. Aber ich sehe zu meiner Freude, dass ich mich geirrt habe. Die Celistas sollen die Gleiter nehmen und direkt zu den Dörfern aufbrechen.«
    Der Cel'Athor nickte und gab die entsprechenden Befehle weiter.
    Bahroff neigte den Kopf unter da Teffrons Blick. Noch war es wichtig, sich sein Wohlwollen zu erhalten. Hier in der Station konnte er nichts ausrichten.
    Sein Tag der Befreiung würde ebenso kommen wie der der Menschen. Aber seine Flucht würde besser vorbereitet sein.
     
    Nachdem die Leute aus der kleinen Kiste geflohen waren, beendete Sharmila ihre Bemühungen, sie zu zerstören. Stattdessen glitt sie auf die große Zuschauerbox zu. Auch hier herrschten Chaos und Panik. Die Wärter hatten die Türen geöffnet und versuchten, den Strom der Flüchtenden irgendwie zu kanalisieren.
    Sie haben Angst vor mir, dachte sie. Ich mache alles nur schlimmer ...
    Hastig glitt sie von der Zuschauerbox weg. Etwas kam ihr allerdings merkwürdig vor. Ein paar der blauhäutigen Männer schlugen einen Weißhaarigen nieder und hielten einen anderen fest. Sie musste ihren Verstand mit Mühe wieder zusammenziehen, um es zu begreifen.
    Sie ... helfen! Sie wollen helfen! Aber es sind zu viele Celistas, und es ist ihre Festung ...
    Sie spürte eine Vibration und glitt herum. Die große Tür, durch die Mahesh und sie den Raum betreten hatten, öffnete sich. Zwei Blauhäutige winkten und schrien unverständliche Dinge. Sie entblößten die Arme. Sharmila sah die Linien auf ihrer Haut, spürte sie mit mehr als einem Sinn, und sie verstand.
    Sie sind die Diener Ak-Chales, sie helfen uns! Wir folgen dem, wie sie uns weisen. Flucht! Sonne! Freiheit! Endlose Jagd ...
    Sie glitten auf die Tür zu und formten sich, um hindurchzupassen. Menschen rannten auf der anderen Seite an ihnen vorbei. Manche wichen ängstlich zurück, andere beachteten sie gar nicht. Zitternd verharrten sie auf der Schwelle, betrachteten den verwirrenden Strom von Geistern.
    Ein Weißhaar kam in Sicht, fuchtelte mit einem Stab herum. Menschen stürzten. Sie schleuderten ein Pseudopodium gegen ihn, trieben ihn gegen die Wand, wo er zusammensackte. Weitere folgten. Sie verwandelten sich in eine Welle, um über die fliehenden hinweg auf die einzustürzen, die ihren Leib so lange gequält hatten, fern der Sonne, fern der Bäche und der Wälder. Die Nadelstiche aus den Stäben machten sie nur noch wütender. Sie zerdrückten, zermalmten und ließen nur Hüllen zurück.
    Ak-Chale hatte bereits gegessen. An diesem Tag würde kein weiterer Geist mehr Platz in ihnen finden. Heute jagten sie nur noch, um zu rächen,
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