Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

Titel: PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds
Autoren: Verena Themsen
Vom Netzwerk:
gleiten lassen, um zur anderen Seite zu entkommen. Im Ansatz der Bewegung durchfuhr ihn heiß die Konsequenz, die das haben würde.
    Den Zellaktivator verloren. Womöglich würden sie ihn einfach mit auf ihr Schiff nehmen und abfliegen. Dann konnte er ihn nie zurückgewinnen. Er würde altern. Krank werden. Sterben. Die Aussicht erschien ihm jetzt noch schlimmer, als bevor er das ewige Leben geschenkt bekommen hatte. Der Krebs würde zurückkehren und ihn verzehren.
    Langsam richtete er sich wieder auf und starrte Golath an.
    Der Unither gab einen Grunzlaut von sich. Crests Arme wurden von hinten gepackt und ihm auf den Rücken gedreht. Wehrlos hing er in Zerfts Armen.
    Der Derengar presste die Lippen zusammen, als Golath den Rüssel hob und ihm gegen die Brust tippte, die Hand immer noch fest um den Zellaktivator geschlossen.
    »Nette Jagd, mein Guter«, sagte der Unither mit einem Glucksen. »Aber jetzt, fürchte ich, haben wir dich bei den Eiern.«

8.
    Palor
     
    Wenn die Leute vom Dschungel reden, denken sie immer an riesige Bäume und Gestrüpp, Lianen, Affen und Tarzan. Manche denken auch an den Großstadtdschungel, wo jeder den King Louie markiert und sich von Firma zu Firma schwingt und wo alles so unübersichtlich wird, dass man den Menschen vor lauter Menschen nicht mehr sieht. Dabei hat jeder 'nen Dschungel in sich drin.
    So ein richtiger Dschungel, ein Regenwald, wie es ihn am Amazonas noch gibt, der hat viele Ebenen. Die oben, auf die scheint die Sonne, die kann man sehen vom Flugzeug. Da sitzen die Vögel und die Oberaffen und machen auf bunt und lustig, und die Bäume haben breite Wipfel, dass es so aussieht, als würde man auf eine Blätterwiese schauen und nicht auf 'nen riesenhohen Wald. Das ist das Ding, das wir nach außen sind. Scheinen und schützen. Bloß nichts durchlassen nach innen.
    Je tiefer man geht, umso dunkler wird's dann, weil all die Blätter drüber die Sonne abhalten. Aber das ist ein Schutz, unter dem alles weiterleben kann, was unter der harten Sonne vergehen würde. Da schillert es und schimmert, eigenwillig und an jeder Stelle anders und besonders. Da gibt es wunderbare Blumen, und sogar die Spinnen sind bunt.
    Aber das Besondere, das vergraben wir ganz tief in uns, und wenn's bei jemand überhandnimmt und rausdrängt, dann schicken wir die Rodungsleute los, und die holzen alles ab, bis er wieder schön flach und angepasst wirkt. Wir lassen's an der Sonne verdorren, an den Scheinwerfern und den Blitzen der Kameras und Handys, die's bloßstellen zum drüber Lachen anstatt die Schönheit darin zu zeigen – unsere Fähigkeit zur Vielfalt.
    Aber ich sag: Lasst uns das Innere nach außen kehren. Lasst uns all die Dschungelblumen sehen, die in euch treiben. Nicht die künstlich reingebrachten, die andere hip und cool finden, sondern die, die ganz in eurem eigenen Mist gewachsen sind. Zeigt das mit Stolz her, was ihr habt, und staunt über die Vielfalt, anstatt vor ihr Angst zu haben.
    Lasst uns anders sein. Lasst uns leben.
    Interview mit Hélder Skelter zur Veröffentlichung des Albums »Seelendschungel« (Auszug)
     
     
    Der Sprung
     
    Erst war es nur ein leises Wispern, Fasern aus etwas, das sich wie Laute anfühlte und doch nicht gehört wurde. Es wurde zu einem Murmeln, einem Plappern und schließlich zu einem fadenreichen Stimmgeflecht. Einzelne Wortfetzen bildeten sich heraus, wurden kohärenter, schwangen sich aufeinander ein. Dann wurde es zu einem einzigen Wort ...
    (HalloGrüßeWiegeht'sSchöndassduHeydaHuhu) WILLKOMMEN!
    ... in dem trotzdem gleichzeitig zahllose andere mitschwangen.
    Ist das das Brahman, in dem jedes Atman aufgeht, bis es wiedergeboren wird? Bin ich tot?
    Ja, wisperte es. Nein.
    Du bist tot.
    Du nicht tot.
    Lebst nicht weniger, sondern mehr.
    Wir leben.
    Wir sind ...
    EINS!
    (So viel besser ...)
    Sie spürte es. Spürte andere um sich herum, viele andere. Sie berührten sie, zogen sie in ihre Mitte, wie vorher das Biest sie in sich hineingezogen hatte. Sie waren viele und doch eins, freudig, einen weiteren Teil dazugewonnen zu haben. Sie waren ...
    Plötzlich hatte Sharmila wieder Wahrnehmungen. Sie sah/spürte/roch/empfing den Raum, die Leute hinter der Trennwand, die so verlockende mögliche Erweiterungen des Bewusstseins waren, noch mehr Facetten für den vieleinigen Geist. Sie sah/spürte/roch/empfing die drei, die von den anderen getrennt waren und sie/sie alle heranlockten mit dem Klang von Sein.
    Sie schob/schoben sich auf die drei zu, tasteten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher