Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

Titel: PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds
Autoren: Verena Themsen
Vom Netzwerk:
nach dem Ding, das den Geruch ausströmte, und hauchten die Bilder aus, die zahlreichen Betrachtungen und Spiegelungen durch die Geister. Sie reinigten sich.
    Sharmila kämpfte darum, zu begreifen.
    Da war dieser Mann, der sich dem Ansturm des Windes aussetzte. Hinter ihm der andere, der nur in den äußeren Wirbeln stand.
    Stiqs Bahroff.
    Sie erinnerte sich. Obwohl sie wusste, dass dort ihre Erinnerungen gerade weggeblasen wurden, erinnerte sie sich noch immer.
    Wie ist das alles möglich? Wie bin ich möglich? Wie kann das hier alles sein?
    Nicht wichtig. Wir SIND!
    Sie schreckte zurück vor der Intensität, mit der die Antwort erfolgte. Diese Bewusstseine hatten alles zurückgelassen, sich von allem befreit. Sie waren in ihrer neuen Existenz aufgegangen. Aber sie war noch nicht bereit dazu. Sie war ... Sharmila.
    Mahesh!, dachte sie. Mahesh, wo bist du?
    Sie spürte seine Berührung. Ein leichtes Zittern lag darin. Er umfing sie.
    Verzeih mir. Ich vermochte sie nicht aufzuhalten. Sie gieren nach mehr ... Ich wollte, dass du lebst.
    Aber ich nicht. Nicht ohne dich.
    Sharmila ...
    Werden wir so werden wie sie?
    Er zögerte. Sie spürte die anderen ringsherum, doch irgendwie war es ihnen beiden gelungen, sie für den Moment auszuschließen.
    Ich denke, ja. Es ist verlockend, aber ich konnte mich bisher dagegen stemmen. Du weißt ja, dass ich ziemlich viel von Individualität halte und so.
    Sie lachte leise. Ich weiß. Aber ich denke, es gibt Momente, da muss das Ich gegenüber dem Wir zurückstehen, wenn man nicht zum Egoisten werden will.
    Jaja. All dieses Gerede vom größeren Guten und so. Schau, wohin es uns gebracht hat, auf einen Kerl zu hören, der so etwas predigt.
    Ja, wohin hat es uns gebracht ... Wir sind Teil eines Wunders geworden, und wir sind so eng miteinander vereint, wie andere Menschen es sich nur erträumen können. Keine Missverständnisse, keine Beziehungskrisen.
    Du bist eine widerliche Optimistin, Sharmila Jain. Habe ich dir das je gesagt?
    Nein. Aber ich liebe dich auch, Mahesh Hélder Jagtap-Vieira. Ich will bei dir sein, und ich bin glücklich.
    Sie spürte sein Seufzen. Aber es gibt noch etwas für uns zu tun.
    Ja. Das gibt es. Ich spüre das Biest. Ak-Chale, wie die Eingeborenen es nennen. Das heilige Wesen. Ich spüre seinen Körper.
    Kannst du ihn beherrschen?
    Körperbeherrschung gehört zu den Grundtalenten einer Tänzerin. Ja, ich beherrsche meinen neuen Körper. Spiel für mich, Mahesh. Nicht den Manipuri. Spiel Shivas Tanz am Ende der Zeit. Spiel für mich das Lied von Hélder Skelter.
     
    Stiqs Bahroff trat ein Stück zur Seite, als das Biest zur Trennwand gekrochen kam. Er scheute davor zurück, alles zu betrachten, was kommen würde. Er legte keinen Wert auf die Erinnerungen der Frau, die keine Angst mehr vor ihm gehabt hatte. Sollte Sergh da Teffron aus ihnen machen, was er wollte.
    Was wird er wohl aus ihren Gesprächen mit dir machen?
    Stiqs Bahroff wischte den Gedanken beiseite. Wenn es so war wie am Tag zuvor, würde der Ansturm der Erinnerungen so heftig sein, dass so unwichtige Teilmomente leicht verloren gehen mochten. Und selbst wenn nicht – nichts sprach dagegen, dass er sich mit Gefangenen näher unterhielt. Nichts Verfängliches war in den Gesprächen geschehen. Er hatte Sharmila nicht zugestimmt, als sie ihre verräterischen Gedanken geäußert hatte, hatte ihr sogar gesagt, dass es Verrat war.
    Er hatte nicht mehr zu befürchten als ohnehin an jedem Tag an da Teffrons Seite.
    Er schloss die Augen und umfasste den Zellaktivator samt dem darüberliegenden Stoff, als der Ansturm kam. Er ließ die Bilder abgleiten, betrachtete nur manche näher – eine Art Observatorium aus Stein inmitten einer primitiven, aber anmutigen Stadt. Sternbilder an einem Himmel, der so klar war, dass man hätte meinen können, es wäre der Weltraum, wären nicht die Bergspitzen ringsherum gewesen. Infopad-Ausgaben zum Flug mit einem Kugelraumer, einer Antiquität vom Grund eines Ozeans.
    Es gab Einzelheiten. Sammelte man diese akribisch, mochte man irgendwann genug Hinweise beisammenhaben, um eine Positronik zu füttern und sie die Position der Erde errechnen zu lassen. Sharmila mochte vorgehabt haben, ihnen falsche Informationen zu geben, doch der Grundgedanke war richtig gewesen. Was würde es wohl für Bahroffs Position bedeuten, wenn er am Ende die entscheidende Summe der Hinweise zusammentrug?
    Ein Krachen ließ ihn zusammenzucken. Er öffnete die Augen und sah ...
    Risse! Risse im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher