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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht
Autoren: Hubert Haensel
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nicht mehr, und ebenso wenig die neuerlichen Tritte des anderen, die ihn heftig trafen.
    Sein Leib war unempfindlich und hart wie Stahl geworden.
    Molekulare Umwandlung der Zellstruktur, erkannte das Planhirn. Der Vorgang kann willentlich gesteuert werden und bietet Schutz und Angriffsmöglichkeit.
    Wieder trat der andere zu. Diesmal schnellten Ion Lissos' Handlungsarme nach vorn, beide Hände schlossen sich um das Sprunggelenk des Angreifers und hebelten ihn aus. Dumpf dröhnend, schlug der Koloss auf. Zugleich warf Lissos sich blindwütig nach vorn, schlug die Finger einer Hand ins Gesicht des Gegners und versuchte, ihn niederzudrücken.
    Er schaffte es nicht. Ineinander verkrallt, wälzten sie sich über den Boden und zermalmten undefinierbare Gerätschaften, während sie aufeinander eindroschen.
    »Hör auf damit!«, keuchte der andere endlich.
    Ion Lissos rammte dem Gegner die Schädeldecke unter den Rachen. Blut spritzte, und begleitet von wütendem Röhren prasselten die Schläge nun auf ihn herab.
    »Du bist wahnsinnig, Lissos, eine verdammte Fehlzüchtung.«
    Ion Lissos hatte schon genug damit zu tun, sich des ungestümen Angriffs zu erwehren, aber dann waren noch zwei andere seines Aussehens da, umklammerten seine Arme und Beine und drückten ihn mit ihrem Gewicht zu Boden.
    Heftig blutend, kam sein erster Gegner in die Höhe. Ion starrte ihn aus allen drei Augen an. Sein Kopfstoß hatte dem Kerl die scharfzackigen Zähne in die Oberlippe getrieben und das Fleisch zerfetzt. Ganz nah kam der Schwarzhäutige an ihn heran und setzte den Fuß auf den Übergang zwischen Körper und halbkugelförmigem Schädel. Trat er kraftvoll zu, würde er Lissos töten.
    Trotz dieser Bedrohung verzichtete Ion darauf, seine Zellstruktur zu verhärten. Instinktiv spürte er, dass er den anderen damit nur noch mehr herausfordern würde.
    »Du hast den Kampf gewollt«, stieß er wütend hervor. »Ich lasse mich nicht so behandeln. Von niemandem.«
    Herausfordernd starrten sie einander an. Lissos erkannte das ver-zehrende Feuer in den Augen des Gegners. Zugleich war er sicher, dass er selbst keinen anderen Anblick bot.
    »Du reagierst zu impulsiv.«
    Der Vorwurf prallte an ihm ab, ohne dass er sich darüber Gedanken machte. Er schob die drei Augen ein Stück aus dem Schädel und wandte jedes einem der Widersacher zu. In seiner Vorstellung überlagerten sich die unterschiedlichen Bilder.
    Erst, als Ion das Stirnauge schloss, wurde seine Wahrnehmung deutlicher. Endlich sah er die beiden Gestalten neben sich ebenso gut wie den Koloss, der hoch aufgerichtet vor ihm stand, einen Handlungsarm auf den Rachen gedrückt. Noch immer quoll Blut aus der Wunde.
    Ion Lissos spürte grimmige Zufriedenheit. Obwohl ihm klar wurde, dass die drei »Alte« waren.
    Und er selbst?
    Neugeboren...
    Gezüchtet...
    Geschaffen, um eine Aufgabe zu Ende zu führen, die in grauer Vergangenheit begonnen hatte.
    Erst auf einen knurrenden Laut des Verletzten hin ließen die beiden anderen Alten von ihm ab.
    »Ich bin keine Fehlzüchtung!«, keuchte Lissos. Gedemütigt lag er noch auf dem Rücken, beide Armpaare abgespreizt, doch niemand antwortete ihm. Verächtlich prustend, wälzte er sich zur Seite und stemmte sich in die Höhe. Dabei lauerte er auf jede verräterische Bewegung der anderen.
    Sie waren wie er, und sie beobachteten ihn ebenso eindringlich. Leicht vornübergebeugt, standen sie auf den kurzen Säulenbeinen. Obwohl ihre Handlungsarme seitlich am Körper herabhingen, waren die Brustarme nach vorn gestreckt, als wollten sie ihn schon im nächsten Moment erneut angreifen. Lamellenförmig hatten sich ihre Lider halb über die kreisrunden, rot glühenden Augen geschoben, kein Zeichen von Erschöpfung, sondern eher von unverminderter Wachsamkeit.
    Ihre kräftig strukturierte schwarze Haut glänzte ölig. Aber das war vor allem ein Nebeneffekt der Lichtfülle, die es unmöglich machte, den Raum in seiner vollen Ausdehnung zu überblicken.
    Lissos gewann den Eindruck, inmitten einer riesigen Halle zu stehen. Halb transparente, hoch aufragende Gebilde erstreckten sich in alle Richtungen.
    Zuchttanks, stieg die Erkenntnis in ihm auf. Ich bin nur einer von vielen, erschaffen dafür, meine Pflicht zu tun.
    Er bog die ausgefahrenen Augen in die ursprüngliche Blickrichtung zurück und widmete sich den Alten. Er nannte sie so, weil sie vor ihm da gewesen waren. Ihre Aufgabe war es, sein Erwachen zu kontrollieren. Ebenso das aller anderen.
    »Bin ich... der
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