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PR 2694 – Todeslabyrinth

PR 2694 – Todeslabyrinth

Titel: PR 2694 – Todeslabyrinth
Autoren: Susan Schwartz
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und dessen Lebenserwartung auf höchstens zwei Monate geschätzt. »Du hättest darauf Wetten abschließen sollen, denn damit hast du genau richtiggelegen. Routh hat vielleicht noch einen, höchstens zwei Tage.«
    »Ich hätte lieber Wetten darauf abgeschlossen, dass ich einen Weg zur Stabilisierung finde, und diese gewonnen«, sagte der Kollege. »Vor allem hatte ich nach meinem Versagen gehofft, dass deine hochmoderne und mit höheren Energiekapazitäten ausgestattete Klinik die Ursache für die Zerstörung der neuronalen Struktur herausfindet.«
    Ialtek nickte unglücklich. »Mein Scheitern ist größer als deines. Ist es die Schuld dieses verdammten Armbandes, das er trägt? Oder vielmehr dieses Dings, das wie ein Armband aussieht? Was geschieht, wenn ich es abnehme?«
    »Du kannst es nicht abnehmen. Es ist mit Routh zerebral verbunden, und das schon seit Jahren. Meine Analysen haben eine hohe Wahrscheinlichkeit errechnet, dass eine wie auch immer geartete Schädigung des Dings, wie du es so schön bezeichnest, Rouths sofortigen Tod zur Folge hätte. Das solltest du übrigens auch wissen.«
    »Ja. Gewiss.« Ialtek hätte sich am liebsten die Haare gerauft, wenn sie etwas länger gewesen wären. Sein normalerweise drahtiger Körper fühlte sich schwach, ausgelaugt.
    »Und hat er dir nicht auch erzählt, dass das Armband ihn nicht geschädigt, sondern im Gegenteil bis zu seinem Aufbruch ins Weltenkranz-System davor bewahrt habe, schon vor Jahren an dieser ... Krankheit zu sterben?«
    »Es ist keine Krankheit!«
    »Womit wir es zu tun haben, hat keinen Namen, gewiss, und es ist auch einzigartig. Diese Anomalie hat keine Ursache, die in Rouths Erbgut begründet liegt, und er hat sich auch nirgends angesteckt. Es geschah, soweit wir das herausgefunden haben, während einer Reportage.
    An ihm wurde herummanipuliert, das haben wir festgestellt, aber nicht, wie. Kaum zu glauben, aber hier scheitern wir eben alle. Was dir alles bekannt ist. Ich weiß, du willst darüber reden, weil du den Eindruck hast, etwas zu übersehen. Aber ich sage dir, da ist nichts – es gibt nicht mehr. Du hast eben auch nicht herausfinden können, womit wir es zu tun haben. Das tut mir nicht weniger leid als dir.«
    »Also sitze ich da und sehe zu, wie er stirbt.«
    »Ich wünschte, ich könnte dir mehr sagen. Aber dann hätte er vielleicht nicht zu dir verlegt werden müssen.«
    Saram Ialtek rieb sich die Stirn. »Danke fürs Zuhören.« Er schaltete ab.
    Und wartete auf Chourtairds Rückruf.
     
    *
     
    Mein Name ist ... Shamsur Routh.
    Ich weiß nicht mehr, was ich gestern geschrieben habe.
    Ich weiß nicht mehr, wann gestern war.
    Ich werde immer weniger.
     
    *
     
    »He, alter Freund, nett, dich zu treffen. Kannst du ein bisschen Licht machen, damit wir uns auch sehen können?«
    Ich blinzle irritiert. »Können wir uns nicht auch so sehen? «
    »Es ist stockfinster. Das ist völlig trostlos. Scheinwerfer auf mich!«
    Ich weiß nicht, was passiert ist. Warum ist es denn so dunkel?
    »Du hast dich zurückgezogen, ganz tief.«
    Oder es sind die bodenlosen Löcher in meinem Gehirn, und ich bin in eines reingefallen. Keine weißen Flecken, nein, Schwarze Löcher, die alles einsaugen und verschlingen, was ihnen zu nahe kommt. Und dahinter wartet nicht etwa eine andere Galaxis oder gar ein Universum, sondern das pure Nichts.
    »Bin ich tot?«, frage ich zaghaft.
    »Das hättest du wohl gern.«
    »Aber ich sterbe ...«
    »Das ist nun wirklich nicht das Gleiche, oder? Immer schön präzise bleiben, Herr Reporter!«
    »Dann sage ich dir etwas.« Ich nehme all meinen Mut zusammen, denn eigentlich will ich nicht darüber reden. Puc hat schon recht, Sterben und Tod sind nicht gleich. Aber sie verbindet etwas. »Am Tod wie am Sterben ist nichts Lyrisches, Poetisches oder Romantisches. Es ist prosaisch. Man lebt, und dann ist man tot. Punkt.«
    Mir fällt etwas ein. Ich habe mal für einen Artikel historische Literatur recherchiert, es ging um Comics. Verrückte Sammler besitzen bis in die Gegenwart hinein noch umfangreiche Archive, kaum zu glauben. War eine skurrile und heitere Erfahrung, doch manches setzte sich auch in mir fest, und ausgerechnet an etwas daraus erinnere ich mich jetzt. Albern, aber ... wahr. »Jemand hat einmal gesagt: Die Wolken ziehen dahin. Sie ziehen auch wieder her. Der Mensch lebt nur einmal. Und dann nicht mehr. «
    Puc sieht aus, als würde er grübeln. Er kramt in meinen Erinnerungen. »Du merkst dir etwas, das eine
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