Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2694 – Todeslabyrinth

PR 2694 – Todeslabyrinth

Titel: PR 2694 – Todeslabyrinth
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
mittlerweile zumindest zum Teil »Verbündete« waren, musste er keine Freundschaft für diese Leute empfinden. Und Chourtaird gegenüber hegte er sogar eine strikte Abneigung.
    »Ich bin sicher, Shamsur würde sich freuen, mich zu sehen«, wandte Chourtaird ein. »Er muss sich sehr einsam fühlen.«
    Ja, vielleicht. Vielleicht auch nicht.
    »Ich kann es nicht verantworten, nicht derzeit«, lehnte der Mediker dennoch ab. »Ich bin für ihn verantwortlich, es ist meine unumstößliche Entscheidung. Versuch also gar nicht erst, mich über die Einschaltung höhergeordneter Stellen beeindrucken zu wollen.«
    Der Sayporaner schien nachzudenken. »Es wäre sehr wichtig, dass ich dabei bin, wenn er ... Nun, du weißt, was ich meine.«
    »Er stirbt. Ja.« So zartfühlend? Saram vermutete dahinter einen psychologischen Trick, sich »menschlich« zu geben. Er dachte ebenfalls nach. »Willst du Abschied nehmen?«
    »Das möchte ich. Und vielleicht kann ich noch etwas für ihn tun. Wir beide ... Nun, etwas verbindet uns. Als sein sayporanischer Ziehvater möchte ich ihm das letzte Geleit geben. Er muss den richtigen Weg finden.«
    Der Mediker gab sich einen Ruck. »Also schön, ich gebe dir Bescheid.«
    »Vielen Dank! Ich halte mich bereit.«
    Verdammt, dachte Saram, als die Verbindung beendet war. Wenn es nur jemanden gäbe, der etwas tun könnte ...
     
    *
     
    Zu fünft suchten sie nach dem Verschwundenen. Shamsur Rouths Geist mochte zerrüttet sein, aber seine journalistischen Instinkte als Reporter waren noch nicht erloschen. Er wusste genau, wo er sich verstecken musste, um nicht bemerkt zu werden.
    »Vielleicht hat er die Etage schon verlassen?«, überlegte die Ara-Praktikantin Korafin.
    »Unwahrscheinlich.« Palko benutzte die biometrische Ortung, aber das war in diesem riesigen Klinikkomplex nicht einfach. Die Frequenzen überlagerten sich gegenseitig, und ständig musste er neu kalibrieren, um die Störsignale herauszufiltern. Ganz abgesehen davon, dass die Labors, Untersuchungs- und OP-Räume abgeschirmt waren. »Ich habe alle Aufzüge gesperrt, also kann er nicht weg.«
    »Aber er hatte doch einen Vorsprung.«
    »Korafin, das Problem ist ... Ich glaube nicht, dass er so schnell einen Lift findet. Er mag beim Verlassen des Zimmers vielleicht einen Plan gehabt haben, aber der ist unterwegs verloren gegangen. Sein Kurzzeitgedächtnis ist bereits nahezu zerstört.«
    »Möglicherweise will der arme Kerl längst wieder zurück, findet aber den Weg nicht mehr«, stimmte ein anderer Pfleger zu.
    »Wir werden ihn finden.« Palko gab sich zuversichtlicher, als er war. Schon bei der ersten Suche hatten sie über drei Stunden gebraucht, bis sie den ehemaligen Journalisten gefunden hatten.
    So lange waren auch die Aufzüge gesperrt gewesen – es hatte beinahe einen Aufstand gegeben und Beschwerden gehagelt. Das kam erneut auf ihn zu. Im Geiste sah er sie alle schon vor sich. Wegen eines Mannes wurde der gesamte Betrieb lahmgelegt? Wann wurde derjenige, der für diese Inkompetenz verantwortlich war, endlich gefeuert? Sollte das von nun an jeden Tag passieren?
    Ja, vielleicht sogar öfter. Das Schlimme war, sie konnten nicht berechnen, wo Routh hinging, da jede Flucht stets die Folge einer Desorientierung und eines unkontrollierbaren Angstzustands war. Von daher gab es keine gezielte Bewegungsrichtung, sondern alles wirkte wie ein von Panik beherrschter Zickzacklauf, dessen Richtung sich jedes Mal änderte, sobald Routh Gefahr lief, entdeckt zu werden, und auswich.
    Und der Komplex war groß, mit über zweitausend Krankenzimmern, medizinischen und technischen Einrichtungen, Kammern und Archiven; so war das auf jeder Etage. Dieses Gebäude in der Innenstadt, am südwestlichen Ende des Goshun-Sees gelegen, war das Modernste, was die Medizin derzeit zu bieten hatte, einschließlich wohnlich eingerichteter Zimmer, dazu Aufenthaltsräume, Fitnesseinrichtungen und verglaste Gärten für Spaziergänge. Und natürlich mit Restaurant und Café.
    Wie ein Hotel präsentierte es sich trotzdem nicht, die Gänge waren zwar in freundlichem Pastellorange gehalten und mit warmem Licht ausgeleuchtet, aber es war und blieb eine Klinik, in der sich kein Patient freiwillig aufhielt und nur so lange wie nötig.
    Trotz der funktionalen Aufbauweise gab es Dutzende Möglichkeiten, sich zu verstecken. Sie konnten schließlich kaum laut rufend durch die Gänge trampeln und alle anderen Patienten verstören.
    Immerhin, eines konnten sie eingrenzen –
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher