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PR 2694 – Todeslabyrinth

PR 2694 – Todeslabyrinth

Titel: PR 2694 – Todeslabyrinth
Autoren: Susan Schwartz
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primitiv gezeichnete Figur mit Schnabel und Bürzel sagt?«
    »Es ist eine Übersetzung von einer Frau, die solche und andere Meilensteine geschaffen hat. Und ja, sie ist treffend.«
    »Ist das deine Art, mir zu sagen, dass du nichts von diesem Thema hältst?«
    »Das weißt du doch genau.«
    Ich schaffe es endlich, Licht zu machen, indem ich meine zerfasernden Gedanken zusammenballe und es mir vorstelle. Ein Leuchten in der Finsternis. Und aus dem Licht wird ein Strahl, und in diesem erscheint Puc. Er ist älter geworden, hat ein Whiskyglas in der Hand, eine Brille auf der Nase und eine Pfeife im Mundwinkel. Irgendwie sieht er aus wie eine Raupe auf einem Fliegenpilz, aber das bilde ich mir sicher nur ein.
    »Ich bin völlig ... daneben. Ich halluziniere ...«
    » Innen drin? Wie solltest du? Man halluziniert draußen, in der Welt. In dir gibt es nichts, was nicht möglich wäre, alles ist deine Vorstellungskraft, und alles ist wahr.« Er pafft Rauchringe.
    »Was soll ich jetzt tun, Puc?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich bin nur ein Teil von dir, ein Superhirn, das du gerade mit deinen lichterloh brennenden Synapsen abfackelst.«
    Ich betrachte mein Implantmemo – ja, ich erinnere mich des Begriffs, diese Archivschachtel in meinen Erinnerungen ist noch nicht vom Nichts überspült worden.
    Puc hat sich verändert, er verändert sich ständig. Ich weiß, ich verliere ihn. So, wie ich mich verliere, Zug um Zug.
    Mein besseres Zehntel. Hat nicht Anicee Puc so bezeichnet? Oder war das Henrike?
    Henrike ... Wir haben uns auseinandergelebt, aber ... aber ich habe sie geliebt. Habe ich?
    »Erinnerst du dich an Anboleis, die gläserne Stadt?«, fragt Puc.
    Ja ... ja. Die Stadt ohne Geheimnisse. Dort habe ich Anicee wiedergefunden.
    Das Implantmemo grinst, bis der Rest von ihm verschwindet. Whiskyglas und Pfeife bleiben mit dem Grinsen. »Die Reise dorthin war ziemlich aufregend, und du hast ...«
    »Warte, ich weiß es«, unterbreche ich ihn, und ich erschauere unter dem Impuls der Erinnerung, die Puc auf mich überträgt. Hoffentlich kann ich sie festhalten!
    »Da war eine Frau ... Taomae?«
    »Eigentlich war sie keine richtige Frau.«
    »Still!« Ich will das nicht hören. Für mich ist sie das gewesen, und sie sah Henrike sehr ähnlich. Weil sie es so wollte. Nein, weil ich es so wollte. Ich begehrte sie. Sie war eine lebendig gewordene bittersüße Erinnerung. Unter Henrikes Hülle aber war auch Taomae, ganz anders als meine Frau. Meine Exfrau. Wie gern hätte ich sie wiedergesehen ... Wen? Beide natürlich.
    »Eines Tages wirst du dich entscheiden müssen. Vielleicht auch schon in Stunden.« Puc lässt meine Erinnerung zerplatzen. »Möglicherweise begegnen wir uns das letzte Mal, denn ich verliere immer mehr die Verbindung zu dir.«
    »Also ist es bald so weit.«
    »Sie sind gerade dabei, dich zu reanimieren.«
    Ich erschrecke. Habe ich mich deswegen zurückgezogen? »Ich bin noch nicht so weit!«
    »Dann geh zurück und sag es ihnen. Vor allem, weil du dich allmählich auf den Abschied vorbereiten solltest.«
    »Nicht ohne Anicee. Ich will sie sehen. Hilf mir dabei, Puc! Ich bitte dich. Nur noch einmal ...«
    »Vielleicht lässt sich da was machen.« Puc sieht mich direkt an, aus großen, dunklen Raupenaugen. »Merkst du es? Da kommt gerade was rein, eine gewaltige Spülung. Viele Helferlein, die ein Feuerwerk in deinem Kopf veranstalten.«
    »Ja ... hast du das getan?«
    »Hmm ... hmm. War mir ein Vergnügen mit dir, alter Freund.«
    »Vergangenheitsform? Und warum sagst du nicht mehr ›großer Bruder‹?«
    »Diese Zeit ist vorbei.«
    Ja, das ist möglich. Jede Zeit kommt irgendwann.
    »Ich danke dir für alles, Puc. Aber du musst übrigens nicht gehen. Ich nehme dich einfach mit.«
    Er verzieht spöttisch die Mundwinkel. »Das möchte ich sehen.«
    »Genau!« Auf einmal wird alles klar. Die Finsternis hebt sich. »Alles der Reihe nach. Erst die Reportage beenden, dann abschalten. Und du kommst mit. Ich weiß auch schon, wie ...«

4.
    Derselbe Tag, 12 Uhr
     
    Mein Name ... mein Name ist ... Shamsur Routh?
    Ich hatte eine Frau. Ihren Namen weiß ich nicht mehr.
    Ich habe eine Tochter. Sie heißt ... sie ist ...
    Anicee.
    Ja.
    Anicee, kannst du mich hören? Hier ist dein Vater.
    Ich habe mal nach dir gesucht.
    Jetzt suche ich nach mir.
     
    *
     
    »Er kommt zu sich!«
    »Phänomenal.«
    »Hätte nie gedacht, dass er jemals wieder zurückfindet.«
    »Er scheint noch nicht bereit zu gehen.«
    »Und, verdammt
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