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PR 2694 – Todeslabyrinth

PR 2694 – Todeslabyrinth

Titel: PR 2694 – Todeslabyrinth
Autoren: Susan Schwartz
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Routh ist nicht mehr zurechnungsfähig, ich werde keine Unterschrift von ihm akzeptieren.«
    »Ich habe nicht ...«
    »Ich weiß doch, was ihr tut!«, schrie Ialtek ihn an. »Und es widert mich an! Konsul hin oder her, du kannst gern eine Beschwerde gegen mich bei Resident Reginald Bull einreichen! Solange ich keine Anweisung von höherer Stelle erhalte, entscheide ich allein, was mit meinem Patienten geschieht, und ich lasse es nicht zu, dass er benutzt oder gar ... ausgeweidet wird, damit ihr euer jämmerliches Leben verlängern könnt!«
    »Sei versichert, das habe ich nicht vor.« Chourtaird erhob sich, er wirkte unverändert freundlich, zugleich distanziert. »Ich werde ihn unversehrt lassen. Ich meinte diese Bedeutung auch mehr im übertragenen Sinne. Shamsur kann noch etwas für uns tun ... für uns alle. Das betrifft vor allem euch Terraner und das Solsystem.«
    »Hat er nicht schon genug getan?«, flüsterte Ialtek.
    »Er fängt gerade erst damit an.«
    Der Mediker war versucht, den Sicherheitsdienst zu rufen. Er musste diesen Sayporaner sofort entfernen lassen, ihm Hausverbot erteilen, selbst seinen Funk blockieren. »Shamsur Routh ist ein ganz normaler Mensch ...«
    »Oh nein, das ist er längst nicht mehr. Wir haben ihm bereits viel zu verdanken, doch das ist noch nicht alles. Es ist wichtig, was ich hier tue. Und wenn du es verlangst, werde ich Unterschriften von höchster Stelle bringen, damit du mich nicht darin behinderst, was ich tun muss.«
    »Verdammt!«, stieß Ialtek hervor. »Dann lasse ich es eben darauf ankommen.«
    »Ich bin nicht dein Feind ...«
    »Das weiß ich nicht. Ich bewege mich nicht in den Gefilden, in denen du dich normalerweise aufhältst. Ich kenne weder Reginald Bull noch Henrike Ybarri persönlich, ich bin nur ein einfacher Arzt ...«
    »Du bist zu bescheiden. Deine Position in dieser Klinik ist sehr hoch, du bist eine anerkannte wissenschaftliche Koryphäe. Ich habe einige deiner Publikationen angeschaut auf dem Weg hierher.«
    »... der seinen Dienst tut. Am Patienten. Ich habe einen Eid geschworen. Darin kenne ich mich aus, und ich werde nichts zulassen, was meinem Patienten, dessen Fürsorge mir anvertraut wurde, schadet oder ihm die Würde raubt.«
    »Verstanden. Kann ich nun zu ihm?«
    Ialtek hatte zugestimmt, also musste er nun nicken. Aber er schickte Palko und zwei kräftige Sicherheitsleute als Bewacher mit.

5.
    Derselbe Tag, 17 Uhr
     
    Heutiger Eintrag. Ach nein, falsche Eingangsfloskel. Ich will mich doch erinnern.
    Mein Name ist Shamsur Routh. Zumindest steht das auf meiner Akte, die ich gerade vor mir sehe. Palko hat sie mir freundlicherweise aktiviert, weil ich ... ein bisschen was über mich wissen will. Was mir vor ein paar Stunden passiert ist. Puc hat mich dazu animiert, aber ich habe es niemandem gesagt. Die würden das ja doch nicht verstehen. Würden wissen wollen, wie ein »Implantmemo« funktioniert, und alles auseinandernehmen.
    Erst ein paar Stunden ist das her. Mir kommt es schon wie Jahre vor. Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Ich weiß nicht mal mehr, ob ich bereits satt oder noch hungrig bin. Mein Körper ist mir fern. Ich kann das Bett nicht mehr verlassen. Wahrscheinlich nicht nur heute nicht, nie mehr. Die Verbindung von meinem Gehirn zum Körper ist abgefackelt ... Na ja, nicht ganz, ich kann mich durchaus bewegen. Aber die Steuerung meiner Beine haut nicht mehr hin, und meine Arme tun auch nicht immer das, was sie sollen. Vor allem die linke Hand ist nicht mehr zu gebrauchen.
    Und ich bin schwach.
    Zu schwach.
    Ich weiß nicht, wie lange ich mich noch festhalten kann.
    Ich sehe mein Gesicht, doch es ist kein Spiegelbild. Das ist »Früher«.
    Zu einer Zeit, da es noch keine weißen Löcher gab in meinem Gehirn.
    Weiße Löcher, verbunden mit schwarzen Tunneln, und dazwischen irgendwelche Blitzgewitter.
    Das Blitzgewitter, das bin ich, der Rest, der noch von mir da ist.
    Funkenexplosionen, die sich gegen das alles verschlingende Nichts auflehnen. Hier eine Entladung und dort und da.
    Sie sind nicht mehr miteinander verbunden.
    Sie lodern auf, brennen aus, verglühen und vergehen im Nichts.
    Ist das noch »Ich«?
     
    *
     
    Ich wache auf. Anscheinend habe ich ein bisschen geschlafen, ist mir gar nicht bewusst geworden. Aber ich bin immer noch ... klar. Nehme ich an. Ich sehe dieses Zimmer, es ist in Abendlicht getaucht, die letzte Erinnerung an die untergegangene Sonne. Es ist Januar, hat Palko gesagt, also werden die Tage schon wieder
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