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PR 2694 – Todeslabyrinth

PR 2694 – Todeslabyrinth

Titel: PR 2694 – Todeslabyrinth
Autoren: Susan Schwartz
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noch mal, diese Therapie wirkt! Endlich!«
    Ialtek, Palko, Assistenten beugten sich begeistert über Shamsur Routh. Sie hatten die Hoffnung schon beinahe aufgegeben.
    Zuvor hatte der Mediker ein neuartiges, ungeprüftes Stimulans mit Nanorezeptoren eingesetzt, die direkt an den Schaltzellen wirkten, sodass die verbliebenen Synapsen ausreichend angeregt wurden, damit der Atemschrittmacher seine Tätigkeit wieder aufnahm, der Tubus entfernt werden konnte und auch das Herz wieder eigenständig und weitgehend regelmäßig schlug.
    »Er sagt etwas ...«
    »Versteht jemand, was er sagt?«
    Ialtek war am nächsten, er hielt sein Ohr dicht an Rouths Mund.
    »A... Ani... Anicee«, hauchte der zum Tode Verurteilte, noch rau durch den entfernten Tubus. »Ich will sie sehen ... bitte ...«
    Der Stationsleiter richtete sich auf und sah den Imarter an. »Kümmere dich um ihn. Ich habe etwas zu erledigen.«
     
    *
     
    Palko half Shamsur dabei, sich aufzurichten, der sich erstaunt und mit wachen Augen umsah.
    »Was ist denn passiert?«
    »Du hast einen neuen Fluchtweg ausprobiert«, antwortete der Imarter und grinste.
    Shamsur griff sich an den Kopf. »Ich bin auf einmal so klar ... da drin. Was habt ihr mit mir gemacht?«
    »Nichts Besonderes. Der Doc hat dir eine Spritze mit einem Aufbauserum ins Gehirn geknallt, und jetzt wuseln da unter anderem lauter bunte Nanos rum und knipsen die Lichter an. Sprich, sie geben dir Impulse und versuchen, neuronale Verbindungen herzustellen.« Palko hielt ihn fest, als er Anstalten machte, aus dem Bett zu steigen.
    »Das lass mal schön bleiben. Die Koordination haut noch nicht ganz hin, gib den kleinen Dingerchen Zeit, sich zurechtzufinden und das Netzwerk aufzubauen.«
    »Ich fühle mich ganz normal ...«
    »Ja, das ist erstaunlich. Aber das geht bei dir ja immer unglaublich schnell wie An- und Ausschalten. Noch vorhin dachten wir, du würdest nie wieder erwachen.«
    Shamsur rieb über das Armband an seinem linken Handgelenk. »Ich hatte vielleicht ... Hilfe.« Seine Augen richteten sich auf den Pfleger. »Vielleicht ist es auch ein letztes Aufbäumen.«
    »Wer weiß?« Palko sparte sich die üblichen Floskeln, das hatte der ehemalige Journalist nicht verdient. »Das kommt durchaus vor. Oder die Mittel wirken tatsächlich, und du hast noch ein paar Tage mehr herausgeschunden.«
    »Du glaubst nicht daran, dass ich wieder gesund werden kann, Wundermittel hin oder her?«
    »Ich möchte es gern, Shamsur. Aber ich habe schon vor langer Zeit aufgehört, an Wunder zu glauben. Und da drin«, er wies auf Shamsurs Stirn, »sieht es wirklich übel aus. Vor allem ist die Degeneration irreversibel.«
    »Meine Unzulänglichkeit ist mir durchaus bewusst.« Shamsur drehte den Kopf und sah zum Fenster hinaus, wo ein klarer kalter Wintertag lag. »Ist das die Sonne ...?«
    »Ja. Sie brennt wieder. Ist dir bisher entgangen.«
    Ein trauriger Ausdruck trat auf Shamsurs Gesicht, und er schlug die Augen nieder, blickte auf die Decke.
    »Was hast du?«, fragte Palko. »Wir haben deswegen gefeiert, aber du scheinst dich nicht zu freuen.«
    »Das ist nicht mehr meine Sonne«, antwortete Shamsur leise.
    Palko hob die violetten Brauen. »Du bist ein merkwürdiger Kerl.«
    Sie grinsten beide. Ein wenig schief und schwach und auch verlegen. Viele Worte blieben nicht mehr. Unbefangenheit überhaupt nicht.
    »Hast du Hunger? Ich hole dir was zu essen.«
    »Gute Idee.«
    »Käsekuchen?«
    »Urgh! Nein, lieber etwas Deftiges. Aber ein Kaffee, das wäre jetzt großartig.«
    »Und dann überlegen wir, was wir heute anstellen. Vielleicht möchtest du ein bisschen raus?«
    »Ja, mal sehen.«
     
    *
     
    Mein Name ist Shamsur Routh, und heute ist ein guter Tag.
    Auf einmal bin ich wieder zuversichtlich, dass alles in Ordnung kommt.
    Die neuen Medikamente wirken!
    Ich bin wieder fast ich selbst.
    Na schön, ein paar motorische Probleme, aber ich notiere all das sowieso nur in meinem Gedächtnis, haha.
    Seht ihr? Sogar mein Humor ist wieder da.
    Hatte ich vorher überhaupt einen?
    Spielt keine Rolle.
    Ich plane, ein Buch zu schreiben. Bin ich nicht Journalist?
    Nun, ich war es. Aber als Journalist kann ich nicht mehr arbeiten, das macht mein Körper nicht mehr mit. Und in meinem Gehirn ist auch schon zu viel kaputt, um mich mit komplizierten Recherchen befassen zu können. Spürsinn, Kombinationsgabe, das ist alles hinüber und kehrt nie wieder. Aber ein Buch über mich, das kann ich schreiben. Ich notiere einfach alle meine
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