Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2694 – Todeslabyrinth

PR 2694 – Todeslabyrinth

Titel: PR 2694 – Todeslabyrinth
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
länger. So ganz allmählich. Ich bin seit Ende November in medizinischen Händen, das sind also sechs oder sieben Wochen, wie Palko mir erklärte, denn ich bringe das nicht mehr zusammen. Allerdings habe ich keine Vorstellung mehr davon, was das für eine Zeitspanne ist.
    Für mich spielt es keine Rolle, ob es Tage sind, Wochen oder Monate, es können auch Jahre sein. Ich bemerke kaum mehr einen Unterschied und kann nicht ermessen, wie lange ein Tag ist oder eine Nacht. Meine Zeiteinteilung beschränkt sich auf wach oder nicht wach.
    Nein, das ist falsch formuliert. Bewusst oder nicht bewusst, das ist es. Manchmal bin ich wach, aber nicht bei mir, sondern ein lallender, sabbernder Idiot. Wie ein Blitz durchfährt es mich dann immer mal, und ich sehe mich selbst in diesem Zustand. Das ist scheußlich, ich widere mich an, ekle mich vor mir, und dann habe ich Angst. Zum Glück sind diese Phasen nur ganz selten und sehr kurz. Ich erinnere mich auch immer weniger daran, so wie an alles andere.
    Gerade eben bin ich bewusst.
    Wenn auch nicht sonderlich gut, scheint mir ... Ich drifte immer wieder ab. Das ärgert mich. Es war doch bisher so gut!
    Ich blinzle, denn mein Blick ist nicht sonderlich klar. Ich versuche meine Beine zu bewegen, aber sie verstehen nicht mehr, was ich von ihnen will.
    »Shamsur.«
    Ich kenne diese Stimme. Sie ist mir vertrauter als jede andere, weil sie mir näher ist. Nicht so lange her. Von einer Ausnahme abgesehen vielleicht.
    Mein Blick erkennt ein menschliches Gesicht, das über mich gebeugt ist. Ein Mann, den ich älter in Erinnerung hatte. Er trägt einen blauen Willkommensstern auf der Stirn, und auf dem Kopf eine Bedeckung wie eine Kappe, mit einem Symbol darauf, das ich schon mal gesehen habe ... glaube ich.
    Die Wand hinter ihm zeigt bizarre, verzerrte Schattenrisse von der Stadt, in der ich mich befinde. Terrania. Ich vergesse es immer wieder, glaube manchmal noch, in Anboleis zu sein. Und mit Anicee zu sprechen, sie zu bitten, dass sie mit mir nach Hause kommt. Komisch, dass man manche Erinnerungen, die man gern los wäre, nicht abschütteln kann. Aber in meinem gegenwärtigen Zustand bin ich dankbar um jede Erinnerung, die noch da ist.
    »Chourtaird ...?«, frage ich zaghaft.
    Dann verstehe ich. Er sieht aus wie eine Mischung von sich und mir. Als wären wir eins geworden. Allerdings habe ich kein milchiges Auge, so wie er. Er nennt es »Buhars-Auge«, und manchmal quillt eine kupferfarbene Träne daraus hervor, die er als »Buhars-Zährenspiel« bezeichnet. Er behauptet, dadurch andere »durchschauen« zu können. Keine Ahnung, was er damit jemals in mir gesehen hat. Jetzt »weint« er jedenfalls nicht.
    »Bist du es oder eine Halluzination? Du siehst so anders aus ...«
    »Ich bin es, Shamsur. Möglicherweise siehst du mich ein wenig anders, aber ich bin wirklich hier. Kannst du meine Hand spüren?«
    Ja, er ergreift sie, meine kaputte linke Hand, die schlaff in seiner knöchernen alten Klaue liegt. So viel kühler als ich.
    »Du bist ein Hochofen«, murmelt er.
    »Ich brenne ja auch«, antworte ich. »Da ist eine Supernova in meinem Kopf ...«
    Ich kann es kaum glauben, dass er hier ist. »Aber warum ...?«
    »Ich werde dich begleiten.« Er spricht zurückhaltend, und mir wird klar, warum. Ich sehe Palko im Hintergrund und zwei Ertruser, einen Mann und eine Frau. Sie bewachen meinen ... Ziehvater. Dazu kam es, weil ich alle Systeme überlistet hatte, damit sie mich für ein Kind hielten. Ein Kind, das neu formatiert werden sollte. Wie meine Tochter. Das Ergebnis ist genauso schrecklich, wie sich das Wort anhört. Es ist unmenschlich. Ein organisches Wesen wird wie eine Maschine umgepolt und umprogrammiert. Zu einem Werkzeug gemacht. Ein irreversibler Vorgang.
    So wie mein Zerfall. Ich musste Teile meines Gedächtnisses löschen, um als Kind durchzugehen. Puc hat mir dabei geholfen, ebenso wie später bei meiner »Restaurierung«. Aber die Zerrüttung, die dadurch wieder in Gang gesetzt wurde, kann er nicht mehr aufhalten. Nun – Spiel, Satz und Verlust, so ist das eben.



Ist es mir das wert?
    Ich weiß nicht so recht. Ich habe es getan, um Anicee zu retten. Ist mir das gelungen?
    »Chourtaird, diese Beziehung zwischen uns ... die existiert nicht mehr. Du bist nicht mehr als mein öffentlicher Ziehvater für mich verantwortlich.« Ich merke, wie meine Zunge schwer wird, die Worte kommen immer undeutlicher heraus.
    Das Mittel lässt nach. Oder ... alle Energien konzentrieren sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher