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PR 2694 – Todeslabyrinth

PR 2694 – Todeslabyrinth

Titel: PR 2694 – Todeslabyrinth
Autoren: Susan Schwartz
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erfahren? Er zeigte sich in diesem Moment als stolzer Vater und wirkte darüber glücklich. Warum diese Illusion zerstören und preisgeben, dass sich die Verhältnisse längst geändert hatten, dass Terra wieder den Terranern gehörte? Vermutlich hatte Shamsur es ohnehin bis morgen früh vergessen. Oder schon in einer halben Stunde.
    Vor allem brauchte er nicht zu wissen, dass auch Anicee wie alle übrigen Sayterraner nicht bleiben würde ...
    »Ist Anicee hübsch?«, fragte der Mediker.
    »Ja, natürlich! Wie ihre Mutter ... nein, mehr. Sie hat nur das Beste mitbekommen.« Shamsur lächelte nun entspannt. Die Krise schien für den Moment gebannt. Das geschah häufig, wenn seine Gedanken sich auf die Tochter richteten. Sie war der Anker in dem Wellensturm seiner ertrinkenden Synapsen, mehr noch als seine Exfrau. Kein Wunder. Routh hatte eine Menge auf sich genommen, um das entführte Kind zu finden. Und dabei sein Leben verloren.
    Dass er die Neuformatierung seiner Tochter durch die Sayporaner nicht hatte verhindern können, hatte Routh bis zu seinem Zusammenbruch nicht verwinden können; und diese »Schuld«, die er sich zugewiesen hatte, auch wenn das widersinnig war, hatte ihn zermürbt und seinen Verfall möglicherweise beschleunigt.
    Saram hob seinen Becher. »Schmeckt dir der Kaffee?«
    »Ausgezeichnet. Besser als in jedem Hotel. Ich werde hier wirklich sehr gut versorgt. Und ...«, Shamsur beugte sich vertraulich vor, »es ist hier viel schöner und moderner als in dem ... Kastell.« Er runzelte die Stirn auf der Suche nach der richtigen Erinnerung daran. »Dort wurde ich nicht so gut behandelt.«
    Kastell? In welchem Kastell war Otorongo wohl tätig? Den Namen hatte der Mediker noch nie gehört. Wahrscheinlich eine Halluzination Rouths.
    Der Mediker war aber jedenfalls froh, dass sein Patient sich momentan wohlfühlte. Jede Aufregung trieb ihn schneller zum Ende. Saram wollte dieses Ende aufhalten, hinauszögern, er konnte es nicht einfach hinnehmen, dass ein Mensch in der Blüte seiner Jahre nur noch wenige Tage, vielleicht auch nur Stunden, vor sich hatte.
    Vor allem ... welches Geheimnis ruhte da in ihm? Oder vielmehr: welche Geheimnisse? Er wirkte so normal und unscheinbar, und doch war er von großer Bedeutung. Etwas Besonderes musste an ihm sein ...
    »Du hast als Journalist gearbeitet, nicht wahr?«, fragte er.
    »Ja.« Shamsur nickte eifrig. »Das habe ich zuletzt gemacht. Ich glaube, ich war ziemlich gut.« Er kratzte sich am linken Arm, der kaum noch zu gebrauchen war; der Krankenakte zufolge war das schon vor Eintreten der Zerrüttung so gewesen. »So genau weiß ich das leider nicht mehr, es ist so lange her.«
    Saram betrachtete, wie er über dieses Ding am Arm rieb. Es sah aus wie ein kupferfarbenes Armband. Bisher hatte Shamsur nichts darüber erzählt, und auch in der Akte stand nichts. Eine absichtliche Lücke, über die man nicht gewillt war, ihn aufzuklären. Der Mediker war aufgebracht gewesen, denn wie konnte er eine umfassende Diagnose stellen, wenn er nicht wusste, was das für ein implantiertes biomechanisches oder kybernetisches Zeug war, das möglicherweise den geistigen Zerfall beschleunigte?
    Der Sayporaner, Chourtaird, der ihn alle paar Stunden anrief, hielt an seiner Aussage fest, es würde eine glückliche Einheit mit Routh bilden. Blödsinn! Ialtek hätte dem alten Kerl am liebsten deutlich gesagt, was er davon hielt. Aber Chourtaird war nun mal ein Regierungsoberhaupt, und das Büro des Residenten hatte deutlich gemacht, dass sich der Stationschef diplomatisch zu verhalten habe. Trotzdem rächte er sich auf seine Weise, indem er Chourtaird den Zugang verweigerte.
    »Ist es eigentlich möglich, dass du das von deinem Arm löst?« Saram deutete auf das Armband.
    »Nein, darauf kommt es ja an. Beachte es gar nicht, das betrifft nur mich.« Shamsur hörte auf zu kratzen und versteckte den linken Arm zwischen sich und der Lehne. Er leerte den Becher und stellte ihn ab. »Tut mir leid, dass ich Schwierigkeiten gemacht habe. Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten, musste raus. Mir war, als würde ich innerlich verbrennen. Ich war nicht mehr bei mir.«
    Erinnerte er sich, oder sagte er das nur, weil er es sich zusammenreimte? Weil er sich vorstellte, dass der Mediker das hören wollte?
    Saram winkte ab. »Das ist schon in Ordnung. Du kannst dich selbstverständlich frei bewegen. Wir machen uns Sorgen um dich und möchten nicht, dass dir etwas geschieht.«
    »Ich brauche keine
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